Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Titel: Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
Vom Netzwerk:
Geistergesänge. Nacheinander fertigte er einen ganzen Vorrat an Grundformen an. Die meisten verstaute er für später in seiner Rückentrage. Aus den linsenförmigen Steinen konnte er die unterschiedlichsten Werkzeuge herstellen, Kratzer, Messer, Grabstichel, einfache Stichel und natürlich auch Speerspitzen.
    »Schön, dich wieder einmal bei der Arbeit zu sehen«, meinte Singender Wolf versöhnlich und setzte sich zu ihm.
    Laut pfeifend verrichtete Der der schreit seine verantwortungsvolle Aufgabe. Bei dieser Arbeit erholte sich seine Seele. »Der Geist eines Menschen geht in den Stein ein, verstehst du. Dieses Wunder erfüllt mich jedesmal mit neuem Staunen. Guter Werkzeugstein wie dieser Quarzit oder hervorragender Hornstein nehmen die Seele am besten auf.«
    Nach Fettigstellung der Grundform nahm Der der schreit das Geweih und ein Stück Leder und schliff vorsichtig die Spitze zurecht. Mit Sandstein schmirgelte er die scharfen Kanten ab und schuf einen Ansatzpunkt für die Geweihsprosse. Wenn er die Geweihsprosse direkt anlegen konnte, war ein genaueres Arbeiten möglich. Eifrig schabte er lange dünne Splitter von der Spitze. Das Ergebnis war eine nadelscharfe Speerspitze mit parallelen Seiten, gerade so breit wie seine Hand. Ganz zum Schluß glättete er die Spitze noch mit Sandstein, damit die scharfen Kanten nicht die Sehnen, mit denen er sie am Schaft befestigte, verletzten.
    »Sieh her«, flüsterte er ehrfürchtig. »Wahrhaftig eine Schönheit.«
    »Und hier ist der passende Schaft dazu.« Singender Wolf hob einen jungen Birkenstamm hoch und untersuchte ihn sorgfältig auf Unregelmäßigkeiten hin. Drei Dutzend Stämmchen hatte er gesammelt, aus denen er Werkzeuge herstellen wollte. Mit Hilfe einer Geweihsprosse formte er aus den abgeschabten Steinsplittern, die haufenweise zu den Füßen von Der der schreit lagen, feines, an einer Seite mit einem Stein scharfgeschliffenes Werkzeug. Damit schälte er vorsichtig die Rinde von den Stämmen und glättete die Astknoten. Mit einem drehbaren Knochenschaft richtete er den Stab über der Glut gerade. Das gelungenste Exemplar diente als Speerschaft für die hervorragend gearbeitete Spitze von Der der schreit.
    »Weißt du, eine Zeitlang dachte ich, wir hätten niemals mehr Gelegenheit zu einer solchen Arbeit.«
    Der der schreit paßte mit großer Sorgfalt seine Speerspitze in die Rille ein.
    »Wolfstraum, ha?«
    Der der schreit grinste breit. »Was willst du? Wir leben, Cousin.«
    Grünes Wasser, Lachender Sonnenschein und die anderen Frauen verbrachten die Tage mit Näharbeiten. Sorgsam nahmen sie Maß, denn die Fellkleider mußten genau passen. Stich für Stich säumten sie die Felle. Der Pelz kam auf die Innenseite, weil die Mäntel dann besser wärmten. Das Material, das direkt auf der Haut getragen wurde, mußte den bei der bitteren Kälte tödlichen Schweiß aufsaugen.
    »Sieh gut zu, damit du lernst, wie man es richtig macht«, sagte Grünes Wasser zu Roter Stern.
    »Das sind nur die Mäntel, die als Außenschicht getragen werden?« meinte sie mit großen Augen.
    »Genau. Die Unterkleidung können wir noch nicht anfertigen. Damit müssen wir warten, weil wir dafür die Haut von Karibukälbchen brauchen. Aber für diese schweren Mäntel, die große Kälte abhalten müssen, nehmen wir Winterfelle. Siehst du? Die Pelzhaare müssen ganz dicht sein. Wenn wir die Tiere später töten, bekommen sie schon ihr Sommerfell, und die Haare fallen aus.«
    »Wir brauchen also zwei Mäntel«, folgerte Roter Stern. »Einen äußeren und einen inneren.«
    Grünes Wasser zerzauste ihr liebevoll die Haare. »Du machst bestimmt einmal den schönsten von allen, nicht?«
    »Ja!« kicherte Roter Stern. »Sie sehen fast wie Zelte aus. Sieh doch, sie hängen fast bis zu den Knien und hüllen uns ein wie ein Zelt. Und die langen Stiefel reichen bis unter die Mäntel. Das sieht lustig aus.«
    »Immerhin erfrierst du darin nicht«, erklärte Lachender Sonnenschein und betrachtete prüfend den neuen Mantel. Das Kleidungsstück wog mehr als zehn Pfund und schützte vor dem Erfrieren selbst in der beißendsten Kälte der Langen Finsternis.
    »Meiner wird der schönste!« prahlte Roter Stern. »Ihr werdet schon sehen.«
    Grünes Wasser lächelte. Zufrieden schloß sie die Augen und genoß die warmen Sonnenstrahlen auf ihrem Gesicht. »Ja, dank Wolfsträumer werden wir das tatsächlich noch sehen.«
    Gebrochener Zweig watschelte rastlos umher. Ihr größtes Vergnügen war ein Bad im heißen

Weitere Kostenlose Bücher