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Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Titel: Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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erläuterte Der der schreit. »Wollt ihr, daß sie böse auf uns wird, weil wir dauernd wiederkommen?«
    Singender Wolf hob einen Stein auf und kratzte damit eine Zeichnung in die Erde. Gleichgültig zuckte er die Achseln.
    »Ich jedenfalls nicht«, erklärte Hüpfender Hase aufgeregt. »Ich möchte auf keinen Fall, daß eine so mächtige Zauberin böse auf mich ist.«
    Singender Wolf knirschte laut mit den Zähnen. Der der schreit ließ ihn nicht aus den Augen. Weit hinten am Horizont sammelten sich weiße Wolkenbäusche, die Richtung Süden zogen.
    »Irgend etwas ist geschehen. Fühlt ihr das nicht?« Singender Wolf blickte von einem zum anderen.
    »Was meinst du?«
    »Ich meine … ich meine, ich fühle mich magisch zum Großen Eis hingezogen. Ganz so, als ob es da wirklich eine Öffnung gäbe.«
    »Tatsächlich?«
    Singender Wolf verzog sein schmales Gesicht zu einer Leidensmiene, aber er nickte tapfer.
    Unschlüssig nagte Hüpfender Hase an der Unterlippe. Nach längerem Schweigen sagte er: »Wir gehen zur Erneuerung. Wir können ja zurückkommen und unser Lager am Fuß der Berge aufschlagen, dort, wo Windfrau den Schnee wegbläst. Schließlich wissen wir, daß es hier Wild gibt. Und wenn wir wieder da sind, können wir meinetwegen einmal nachsehen.«
    »Was ist mit den Anderen?«
    »Die kommen nie hierher!« rief Hüpfender Hase. »Warum sollten sie auch? Sie …«
    »Sie folgen dem Wild, genau wie wir«, gab Der der schreit zu bedenken. »Wenn sie nicht während dieser Langen Finsternis gekommen sind, dann vielleicht während der nächsten oder übernächsten.«
    Bange Besorgnis breitete sich unter den Männern aus. Hüpfender Hase hielt schnüffelnd seine platte Nase in die Luft. »Das glaube ich nicht.«
    »Das solltest du aber. Der im Licht läuft hat recht. Wenn wir diesen Ort gefunden haben, dann finden ihn die Anderen auch.«
    In einer hilflosen Geste hob Hüpfender Hase die Hände. »Wir müssen zur Erneuerung. Wir müssen zurück. Das ist der vorbestimmte Weg unseres Volkes. Es ist der einzig richtige Weg. Wir haben keine andere Wahl.«
    »Der einzig richtige, der vorbestimmte Weg«, echote Der der schreit. Bedauern schwang in seiner Stimme mit.

KAPITEL 20
    Entlang der sich durch das Land schlängelnden Schmelzwassergräben prangten Büsche in jungem Grün Der beißende Geruch von Weiden und Wermut lag in der Luft. Zwischen grasbewachsenen Hügeln, die sich wogenden Wellen gleich durch die Landschaft zogen, schimmerten hin und wieder Sumpfflächen.
    Tanzende Füchsin kauerte in dem Versteck, das sie sich mit Sorgfalt in den Hang gegraben hatte. In gespannter Aufmerksamkeit zwang sie sich zu völliger Ruhe und Bewegungslosigkeit. Gerne hätte sie ihr Gewicht verlagert, denn ihr drohten die Beine einzuschlafen.
    Da, eine Bewegung.
    Sie erstarrte und wagte kaum zu atmen. Die mannshohen Seggen versperrten ihr den Blick, sie konnte nur einen graubraunen Farbklecks erkennen. Entsetzen packte sie. Nicht Großvater Braunbär! An einem so erstaunlich warmen Morgen wie diesem schlenderte er sicher noch hungrig vom Winter auf der Suche nach etwas Eßbarem in der Gegend umher.
    Zum Glück blies ihr der Wind ins Gesicht. Kein Raubtier konnte ihre Witterung aufnehmen.
    Mit hämmerndem Herzen wartete sie, die Augen unverwandt auf den braunen Punkt gerichtet. Sie hörte, wie das Tier den Kopf schüttelte. Der Wind trug ein leises Schnüffeln an ihr Ohr. Ein Elch! Wie lange hatte sie keinen Elch mehr gesehen? Fünf Jahre? Länger? Das letzte Mal jedenfalls weit im Westen, in dem Land, aus dem die Anderen das Volk mit Gewalt vertrieben hatten.
    Sie vergaß Angst, Hunger und Müdigkeit. Fest umklammerten ihre langen Finger den schlanken Speerschaft. Instinktiv wußte sie, daß der Speer noch in der Rille des Atlatls saß. Vielleicht heute.
    Vielleicht.
    Tanzende Füchsin verdrängte die Erinnerung an das Jagderlebnis eine Woche zuvor. Sie hatte den Speer zu schnell geworfen, die Spitze hatte nicht genug Wucht gehabt und war nicht in das Fleisch des Karibus eingedrungen, sondern hatte nur einen langen Striemen im Fell hinterlassen. Erschrocken war das Tier zur Seite gesprungen und geflüchtet. Dieses Mal nicht. Dieses Mal mußte ihr Wurf perfekt gelingen.
    Auf den Elch lauernd, versuchte sie sich an alles zu erinnern, was sie über diese Tiere wußte. Viel war es gerade nicht. Normalerweise durchstreiften sie diese hoch im Norden gelegene Steppe nicht. Meist blieben sie jenseits der Berge im Süden des alten Landes, denn

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