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Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Titel: Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Öffnung?«
    Er starrte nun gleichfalls hinüber zu den zerklüfteten Eisgipfeln. Wehmut erfaßte ihn. »Ja.«
    »Zuerst mußt du die Öffnung in dir selbst finden, erst dann kannst du die im Eis entdecken.«
    Einen Moment kniff er fest die Augen zusammen. Fassungslos verzog er den Mund. »Das ist doch nur dummes Geschwätz. Das Eine Leben, der Große Tanz, die Öffnung. Was willst du …«
    »Alles ist dasselbe. Alles ist Nichts.« Sie kicherte vergnügt.
    Er zog die Augenbrauen hoch. »Du hast anscheinend vollkommen den Verstand verloren.«
    Ausgelassen schlug ihm Reiher auf die Schulter. »Genau! Und genau das mußt du auch. Komm. Setz dich. Verbanne alle Worte aus deinem Kopf. Laß nicht einen Gedanken zu. Nicht ein einziges Bild darf deinen Verstand beschäftigen. Du mußt den Verstand verlieren, ganz leer sein, bevor du dich füllen kannst. Klingt doch leicht, oder?«
    Er nickte. »Natürlich. Ich muß nur die Stimme meines Verstandes ausschalten.«
    »Ich dachte mir, daß du das sagst.« Sie drehte sich um und ging. Ihre Schritte entfernten sich in der Dunkelheit. Bevor sie hinter den Felsen verschwand, hörte er noch ihre leise Stimme: »Vergiß nicht, du selbst bist dein einziger Feind.«
    Unschlüssig kratzte sich Wolfsträumer am Kinn. Er beobachtete den vom Geysir aufsteigenden Dampf, leuchtendes Silber im Sternenlicht.
    »Na gut.« Er seufzte. »Dann wollen wir mal.« Er schloß die Augen, verbannte alle Worte aus seinem Kopf und konzentrierte sich ausschließlich auf das Geräusch der heißen Quellen. Es war ganz leicht etwa ein halbes Dutzend Herzschläge lang.
    Dann stahlen sich klammheimlich Worte in seine Gedanken. Längst vergessene Begebenheiten gingen ihm durch den Kopf. Bruchstücke von Unterhaltungen sickerten ein von irgendwoher. Selbst das Geräusch der Quellen beeinträchtigte seine Anstrengungen um einen freien und klaren Kopf. Nichts half. Die Nachtkälte und das unbequeme Lager auf dem Fels waren ihm stets gegenwärtig.
    Das Gesicht von Tanzende Füchsin drängte sich in seine Erinnerungen, und ein verzehrendes Verlangen, eine ungeheure Sehnsucht nach ihr durchflutete ihn. Er versuchte, dieses Bild zu vertreiben, doch sein Verstand schwatzte unentwegt mit sich selbst.
    Kaum hatte er dieses Bild bezwungen, hörte er auch schon Möwes Stimme, deren lieblicher Klang ihn tröstete. Tagträume folgten, entstanden aus dem Aufruhr seines Verstandes.
    »Du selbst bist dein einziger Feind.« Reihers Worte schienen seine angestrengten Bemühungen zu verhöhnen. Sein Gesäß schmerzte, und sein Magen knurrte.
    Die Stunden zogen sich endlos hin.
    Gedankenversunken betrachtete er den Sonnenaufgang. Beim Anblick der roten und blauen Schattierungen, die den Himmel färbten, lächelte er. Doch der Gedanke an den vor ihm liegenden Tag brachte ihn der Verzweiflung nahe. Angestrengt kämpfte er gegen seinen Verstand. Aus dem aufsteigenden Dampf der heißen Quellen schuf seine Phantasie eigenwillige Figuren. Der leichte Wind trug vertraute Stimmen an sein Ohr.
    Sein Gesäß war inzwischen gefühllos. Ein lautes Rumpeln erinnerte ihn schmerzlich an seinen leeren Magen. Es wurde immer schlimmer.
    Irgendwann schien er eingeschlafen zu sein, aber die Fliegen weckten ihn wieder auf. Winzige Stechmücken peinigten ihn.
    »Ein großartiger Träumer bist du«, tadelte er sich scharf. Er war bitter enttäuscht und hätte am liebsten laut aufgeschrien.
    Der Tag dauerte und dauerte. Ob Reiher ihn vergessen hatte? Befand sie sich in Trance und achtete nicht auf die Zeit? Sollte er nach ihr sehen? »Ich bleibe.«
    Erbarmungslos brannte die Sonne vom Himmel. Er begann zu schwitzen, und der Durst brachte ihn fast um. Die Insekten plagten ihn immer mehr. Von seinem Schweißgeruch unwiderstehlich angezogen, summten sie wie eine schimmernde Wolke um ihn herum. Kriebelmücken und Moskitos saugten ihm das Blut aus, krochen in seine Nase, zerstachen ihm Hals und Brust. Verzweifelt rollte er sich hin und her und zog die Kapuze über den Kopf. Süßes Vergessen …
    Ein harter Tritt in die Rippen brachte ihn wieder zu sich. Im Westen zeigte ein schwaches Leuchten Sonnenvaters Rückzug an. Es war spät geworden.
    »Eingeschlafen ?« murrte Reiher und blickte hinunter auf sein von Insektenstichen verschwollenes Gesicht. »Hattest du einen Traum?«
    »Ah … ja. Ich fühlte mich zurückversetzt…«
    »Hast du die Stille gehört?«
    »Hier gibt es keine Stille!« widersprach er und funkelte sie zornig an.
    »Großes Mammut, du bist

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