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Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Titel: Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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wurde im Blut geboren.«
    Langsam ging Eisfeuer an den wie erstarrt stehenden Tänzern vorbei.
    Das Entsetzen in ihren aschfahlen Gesichtern nahm er kaum wahr.

KAPITEL 29
    Prasselnde Freudenfeuer aus Erlen und Weidenholz schickten Rauchwolken mit orangerot glühenden Funken hinauf zum malvenfarbenen Himmel. Die Leute tanzten und priesen in Lobliedern die Seelen der Tiere, die sie das Jahr über genährt hatten. Die viertägige Zeremonie ging ihrem Ende entgegen.
    Jeder Tag war einer Jahreszeit gewidmet. Mit Leib und Seele tanzten sie für die Erneuerung der Welt und sandten Dank und Freude hinauf zum Heiligen Volk der Sterne. Nun folgte noch das Festessen. Mit den gewaltig lodernden Feuern sollte den Geistern ein sichtbares Zeichen ihrer Freude und Freigiebigkeit gegeben werden, damit sie den Clans auch im kommenden Jahr gnädig gestimmt sein mochten.
    Im rötlichen Schein der Mitternachtssonne warfen die Zeltwände aus Mammut, Karibu und Moschusochsenfellen unheimliche Schatten auf das zertrampelte Gras. Windfrau, von der Langen Helligkeit fast völlig zum Schweigen verurteilt, strich kaum wahrnehmbar über das Lager. Die Luft war geschwängert vom Duft gerösteten Fleisches. Überall erklang fröhliches Gelächter.
    »So wenige«, murrte Rabenjäger. Zorn erfaßte ihn.
    »Ich kann mich an keine Lange Finsternis erinnern, die so viele Opfer gefordert hat wie diese«, erklärte Treffender Blitz. »Aber ich kenne auch keinen derart warmen Sommer.«
    Sich ein wenig abseits von den Zelten haltend, gingen die Krieger auf das am höchsten lodernde Feuer zu.
    Nebeneinander eine sichtbare Phalanx des Widerstands warteten sie auf das Ende des Heiligen Tanzes. Endlich erklang die abschließende Anrufung des Heiligen Volks der Sterne.
    Krähenrufer löste sich aus der Menschenansammlung. Bizarre Schatten tanzten auf seinem runzligen Gesicht. Gekleidet in ein leichtes Sommerfell, schritt er erhobenen Hauptes und mit überheblicher Miene auf einen freien Platz zu. Er hob die Hände. »Das Volk lebt!« rief er.
    Die Sänger verstummten. Aller Augen richteten sich auf den alten Schamanen.
    Krähenrufer lächelte. »Wir danken dem Heiligen Volk der Sterne. Die Seelen der Tiere hören uns und freuen sich mit uns. Ihre Kraft und Stärke lebt in uns weiter. Wir leben dank ihrer Opfer. Von oben blicken sie auf uns hernieder, auf unsere Freude und Dankbarkeit.«
    Das Volk brach in einen einzigen Jubelschrei aus, halb dankbar, halb hoffnungsvoll. Nun war es Zeit für das Festessen! Die Menge begann sich zu zerstreuen. Unter lautem Stimmengewirr strebte sie den verschiedenen Kochfeuern zu.
    »Das ist noch nicht alles!« Majestätisch trat Rabenjäger vor. Im blutroten Feuerschein wirkte er merkwürdig fremd. Er spürte die Zurückhaltung seiner Männer, wußte aber auch, daß sie ihm trotz ihrer Vorbehalte folgen würden.
    Verblüfft drehte sich Krähenrufer um. Sein weißes totes Auge glänzte im Licht der Flammen.
    »Während ihr getanzt habt«, begann Rabenjäger, »entfernte ich mich. Vier gingen mit mir.« Stolz sah er in die neugierig aufgerissenen Augen. »Wir kehren siegreich zurück!«
    Nur das Zischen der Feuer unterbrach die folgende Stille. Er hob den Speer hoch, den er aus der Brust der Anderen gezogen hatte. Abwartend schauten ihn die Leute an.
    Rabenjäger präsentierte ihnen das tödliche Wurfgeschoß mit der von getrocknetem Blut schwarz gefärbten Spitze. »Hier, Leute, das bedeutet Sieg.«
    Krähenrufer hastete auf ihn zu. Sein schwarzes Auge blitzte wütend. »Du hast ein Tier getötet!
    Niemand darf während der Dankzeremonie ein Tier töten! Das weißt du genau. Wie konntest du …«
    »Ich tötete keinen unserer vierbeinigen Brüder«, entgegnete Rabenjäger und lächelte zynisch. »Ich beging kein Sakrileg.«
    In der Menge breitete sich Unsicherheit aus, eine Stimme rief: »Was dann?« Geringschätziges Gemurmel, aber auch neugieriges Gewisper erklang.
    »Gemeinsam« Rabenjäger zeigte auf seine Gefolgsleute »töteten wir, Männer des Volkes, die Krieger der Anderen.« Um das einsetzende Palaver zu übertönen, brüllte er: »Die Anderen töteten Stammesangehörige des Volkes. Töteten unsere Verwandten und vertrieben sie aus dem Land ihrer Ahnen weit weg von den großen Herden!«
    »Nein!« rief ein alter Mann und trat vor. »Wir töten nicht! Das entspricht nicht unserer Lebensart! Wir sind friedliche Menschen.«
    »Wir können nicht mehr davonlaufen!« schrie Rabenjäger und schüttelte den blutbesudelten

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