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Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes

Titel: Vorzeitsaga 01 - Im Zeichen des Wolfes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Wasser! Du lebst. Der Wolfstraum er hatte recht.«
    Grünes Wasser umarmte sie herzlich, dann schloß sie Kralle in die Arme. Nach der Begrüßung trat sie einen Schritt zurück und musterte Tanzende Füchsin prüfend. Ihr breites Gesicht strahlte vor Freude.
    »Ja, der Traum hielt uns am Leben. Vielleicht hätte er uns sogar zur Öffnung im Großen Eis geführt, wer weiß das schon? Aber wir entdeckten unterwegs einen Zufluchtsort.«
    Hoffnungsvoll sah sich Tanzende Füchsin um. »Und Der im Licht läuft?«
    »Er ist nicht hier.«
    »Nicht hier.« Ihr Herzschlag stockte.
    Ruhig und gelassen nahm Grünes Wasser ihre Hand und geleitete sie in das niedrige Zelt hinein. »Er blieb bei der alten Reiher. Sie lehrt ihn alles, was ein Träumer wissen muß.«
    »Reiher!« keuchte Kralle.
    Grünes Wasser nickte. »Ja, sie ist eine Frau aus Fleisch und Blut, nicht nur eine Legende.«
    Die drei Frauen setzten sich auf die dicken Felldecken. Verwirrt blickte Tanzende Füchsin zu Kralle hinüber, deren Gesicht eine seltsame Zurückhaltung ausdrückte. Sie glaubte ein Geheimnis in den Augen der Alten zu entdecken. »Warum blieb er bei ihr? Er ist doch bereits ein Träumer.«
    Grünes Wasser beugte sich vor und sah sie ernst an. »Er will ebenso mächtig werden wie Reiher.
    Vielleicht sogar ein noch größerer Träumer werden als sie.«
    Kralle umschlang mit ihren von Altersflecken übersäten Händen ihre Knie. Herausfordernd sah sie Tanzende Füchsin an. »Wenn das wahr ist, Mädchen, wird er niemals Zeit für dich haben.«
    »Ich …«
    »Ein Träumer!« zischte Kralle halblaut. Ihre Augen starrten auf einen imaginären Punkt. »Ein richtiger Großer Träumer! Das Volk braucht einen Träumer. Wir haben schon so lange keinen mehr.
    Und jetzt… Wer hätte gedacht, daß es gerade Der im Licht läuft sein wird?«
    »Aber ich …«
    Erschrocken fuhr Kralle zusammen. Nur mit Mühe schien sie wieder in die Gegenwart zurückzufinden. »Nein, du kannst das natürlich nicht verstehen! Mädchen, wenn er ein richtiger Träumer wird, ist er besessen. Oh, sicher, er hat dich noch nicht vergessen, und falls er dich gern hat, wird der Gedanke an dich ihn hin und wieder sogar von seinen Träumen ablenken. Aber über eines mußt du dir im klaren sein, Füchsin. Selbst wenn du ihn eine Zeitlang für dich gewinnst, mußt du ihn wieder wegschicken. Er wird dir niemals gehören. Niemals.«
    Eine eiskalte Hand schien ihr Herz zu umklammern. »Warum nicht?«
    »Die Visionen sperren die Seele eines Träumers in einen Käfig und lassen sie niemals wieder heraus.«

KAPITEL 28
    Zerklüftete Felsen, überragt von einzelnen gewaltigen Findlingen; umgaben das kleine Lager. Die Blätter der kleinen, in den Felsspalten wachsenden Sträucher glänzten silbrig im Sternenlicht der kalten klaren Nacht.
    Fünf hochgewachsene, langbeinige Männer schritten langsam durch das Felsenlabyrinth. Die Kapuzen baumelten ihnen über die Rücken. Aus den Fellen, die sie über die Köpfe gezogen hatten, starrten die blinden Augen von Wölfen, Füchsen und Adlern. Mammutfelle umschlangen ihre Flüften wie mächtige Gürtel. Kräftige Hände umklammerten lange, mit Adlerfedern befiederte Speere.
    Sie bemerkten weder Rabenjäger noch die anderen jungen Männer, die sich hinter den Felsen versteckt hielten. Sie mochten wilde, kampferprobte Krieger sein, aber sie waren auch hochmütig.
    Heftig klopfenden Herzens, jeden Muskel vor Aufregung und Aufmerksamkeit angespannt, wartete Rabenjäger. Bald. Sehr bald. Der erste Mann lief geradewegs in die Falle. Abwarten. Keiner durfte entkommen.
    Trotz seines vor Angst trockenen Mundes und dem dröhnend in seinen Adern rauschenden Blut befand sich Rabenjäger in Hochstimmung. Hier, genau vor ihm, liefen die Mörder seines Volkes.
    Endlich konnte er zurückschlagen. Mit dieser Tat würde sein Volk die Selbstachtung wiederfinden, unter seiner Führung. Trotz seiner Jugend gebührten ihm dafür Macht und Befehlsgewalt In seiner Brust glühte das sichere Gefühl der Unbesiegbarkeit.
    »Schsch!« zischte er hinüber zu Hüpfender Hase, dessen Füße auf lockerem Gestein ins Rutschen gerieten. Kleine Steine prasselten nach unten.
    Der letzte der Anderen kam in Reichweite.
    Rabenjäger spannte die Muskeln, erhob sich und warf den Speer mit der Sicherheit langjähriger Erfahrung. Die Spitze bohrte sich in die Brust des Mannes. Dieser drehte sich um die eigene Achse und keuchte: »Nein!« Er zitterte und ließ den Atlatl fallen. Sein Gesicht

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