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Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Titel: Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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Blaue Monde und Winzige Ameise umgebracht«, beharrte Linke Hand und bemühte sich, leise zu sprechen.
    Harter Speer hob die Hände und gebot Schweigen. »Sie tötete unsere Leute - einen unserer größten Krieger. Die meisten Anit'ah-Lager sind klein. Nur wenige Männer halten sich dort auf - und die sind alt.
    Ich meine, daß wir zuschlagen sollten. In der entstehenden Verwirrung töten wir die Frau, und wer weiß, vielleicht vertreiben wir sie alle.
    Das Glück hat die Anit'ah ohnehin verlassen.«
    Linke Hand nickte kurz und wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Pfad zu.
    Zähneknirschend und mit einem unguten Gefühl im Bauch folgte Festes Holz wieder der kleinen Gruppe. Linke Hand gab das Zeichen zum Stehenbleiben. Vor ihnen lichteten sich die Bäume zu einer großen Wiese. Festes Holz konnte Lederhäute erkennen, die eine Höhle oder den überhängenden Felsen einer Klippe abschirmten. Sonst gab es keinerlei Anzeichen für ein Lager. Keine kläffenden Hunde, kein Laut brach die Stille. Eine alte Frau saß in der Sonne, die Beine unter den Körper gezogen, das Gesicht der Morgensonne zugewandt.
    »Eine alte Frau.« Linke Hand hieß sie mit einem Wink weitergehen.
    Festes Holz spürte ein Ziehen in seinem Herzen, das Gefühl einer unguten Vorahnung. Warum? Hatte nicht Schwerer Biber für ihn gesungen und ihm damit Stärke gegeben? Sich mit diesem Gedanken beschwichtigend, folgte Festes Holz den anderen.
    Ob die alte Frau wohl allein war? Festes Holz prüfte die Lage. Von hinten konnte sich niemand an sie heranschleichen. Ein Baumgürtel zog sich am Fuß des Kalksteinfelsens entlang, dort konnte sich niemand verbergen. Sofern sich nicht eine Gruppe Krieger in der Höhle versteckt hielt, standen sie einer alten Frau gegenüber und vielleicht dem jungen Mädchen, das nach der Vergewaltigung so rasch getötet hatte.
    »Bleibt stehen, Krieger des Volkes!« Der schwache Ruf schwebte in der Luft.
    »Gehört sie zu unserem Volk?« erkundigte sich Linke Hand.
    »Wer bist du?«
    »Ich bin Weißes Kalb. Kommt nicht näher, oder ihr werdet sterben!«
    »Die Hexe!« Festes Holz schnappte nach Luft. Sofort erinnerte er sich an den Tag, als Weißes Kalb im Lager aufgetaucht war und den Berdachen und den Jungen direkt vor Schwerer Bibers Nase mitgenommen hatte.
    »Eine Hexe?« Linke Hand lachte. »Bist du eine Hexe?«
    »Nein. Aber verschwindet. Das ist eure einzige Chance. Sonst werdet ihr sterben.«
    Linke Hands Arm fuhr zurück. Sein Körper bewegte sich blitzschnell. Er legte sein ganzes Gewicht in den Wurf. Mit großen Augen beobachtete Festes Holz das schlanke, in der Sonne glänzende Geschoß, das ruhig und fließend wie ein Falke durch die Luft schwebte, aus dem blauen Himmel herabglitt und die Gedärme der alten Frau mit einem leisen Schlag durchbohrte.
    »Kommt schon!« schrie Linke Hand. »Suchen wir das Mädchen!«
    Und sie stürmten vorwärts.
    Festes Holz stolperte hinterher. Seine Augen waren unverwandt auf die alte Frau gerichtet. Sie saß ganz still, ihre zerbrechlichen Finger glitten an dem Schaft entlang, der aus ihren Eingeweiden herausragte.
    Ein Speer, aus dem Nichts geschleudert, durchbohrte Linke Hand.
    Der Krieger taumelte und fiel entsetzlich wimmernd zu Boden.
    »Das Mädchen!« kreischte Harter Speer und änderte im Laufen die Richtung, ungeachtet der tödlichen Verwundung von Linke Hand.
    Die beiden anderen rannten ihm nach. Mit der Geschmeidigkeit eines flüchtenden Rehs duckte sie sich blitzschnell zwischen den Bäumen hindurch und verschwand.
    Festes Holz zögerte. Schließlich ging er den sacht abfallenden Hang hinunter zu der alten Frau. Ja, sie war Weißes Kalb.
    Sie blickte zu ihm hinauf, ihre schwarzen Augen blitzten.
    »So«, krächzte sie. »Ihr habt also Weißes Kalb getötet? Dummköpfe, ihr seid schuld am Tod des Volkes.«
    »Schwerer Bibers Krieger sind überall, Hexe. Die Anit'ah fliehen vor uns. Die meisten stellen sich nicht einmal zum Kampf.
    Schwerer Bibers Traum vernichtet sie.«
    Sie lachte leise in sich hinein, wimmerte jedoch sogleich auf vor Schmerz. »Mit meinem Tod habt ihr zum letztenmal auf die Macht gespuckt.«
    »Was redest du da, Hexe? Was weißt du schon von Mächten?«
    Weißes Kalb lächelte glücklich, ihre Hände umklammerten den Speerschaft. »Wo sind deine Krieger?
    Eh? Sieh mal, wohin sie gelaufen sind. Was siehst du?«
    Festes Holz wandte den Blick von den funkelnden Augen der alten Frau ab. Er beschattete seine Augen, starrte hinunter in das Tal und sah

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