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Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Titel: Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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aufgehetzt.
    Vielleicht, so dachte Blutbär nun zornig, hätte er doch seine Leute um sich scharen und zurückschlagen sollen. Statt dessen hatte er das Wolfsbündel geholt und war weggelaufen. Als das Rothand-Volk seine unrühmliche Flucht bemerkte, stellten es sich nicht mehr dem Kampf. Seine Krieger flohen ebenfalls. Sein unüberlegter Rückzug nahm ihnen jeglichen Mut. Sie leisteten keinen Widerstand mehr. Kampflos überließen sie dem brüllenden und tanzenden Kleinen-Büffel-Volk das Lager. Die Angreifer plünderten, und was sie nicht mitnehmen konnten, verbrannten sie. Ein Mann und zwei Frauen wurden umgebracht, von Speeren auf der Flucht in den Rücken getroffen. Einige Kinder und ein paar Frauen gerieten in Gefangenschaft. Ein Fiasko, alles in allem gesehen.
    Jetzt bekam er eine neue Chance. Er mußte das Rothand-Volk zu einem Vergeltungsangriff auf den Feind führen. Reizende Wapiti mußte warten. Falls sie nicht in die Hände des Kleinen-Büffel-Volkes fiel, hatte er das Vergnügen mit ihr noch immer vor sich, nachdem er die andere Sache erfolgreich abgeschlossen hatte.
    Sein Herz machte einen Freudensprung, als er das Lager friedlich und unversehrt vor sich liegen sah.
    »Greift zu den Waffen! Das Kleine-Büffel-Volk ist in der Nähe! Dieses Mal überraschen wir sie!«
    Bereits ein paar Minuten später führte er seine Krieger den Pfad hinunter. Es blieb nichts weiter zu tun, als die Fährten der Eindringlinge zu verfolgen und sie niederzumetzeln bis auf den letzten Mann.
    Das Feuer prasselte und knackte, gelb flackerndes Licht tanzte über die rußgeschwärzte Decke von Weißes Kalbs Höhle. Die Luft war erfüllt vom Duft röstenden Büffelrückens und kochender Zunge, vermischt mit Ampfer, wilden Zwiebeln, Schilfwurzeln, Nesselblättern und Segolilienwurzeln.
    Kleiner Tänzer massierte seine schmerzenden Schultern und spürte das Kneifen und Zwicken seiner überstrapazierten Gelenke. Morgen würde jeder einzelne Muskel in seinem Körper aufschreien. Er blickte zu seinem Vater hinüber, der neben dem Gestell saß, auf dem Fleisch zum Trocknen hing.
    Hungriger Bulle sah ausgesprochen zufrieden aus. Die erfolgreiche Jagd hatte ihn aufgemuntert und für eine gewisse Zeit die Traurigkeit, die sonst seine Augen verdunkelte, verdrängt. Zwei Rauchwolken lehnte an der Wand. Mit einem scharfen Hornsteinsplitter schnitt er flink das geschmeidige Leder einer gegerbten Tierhaut für Mokassinsohlen zurecht.
    Reizende Wapiti hielt sich im hinteren Teil der Höhle auf und betrachtete die zahlreichen Bündel und Medizinbeutel. Das flackernde Licht des Feuers spielte in ihrem bläulich schimmernden Haar. Kleiner Tänzer konnte kaum den Blick von dem Mädchen abwenden. Sie bewegte sich so graziös wie ein Reh im frischgefallenen Schnee. Weißes Kalb saß am Feuer und stocherte überaus geschäftig mit einem Föhrenholzscheit in den Kohlen.
    Unsicher beobachtete Kleiner Tänzer, wie sich Weißes Kalb plötzlich vorbeugte und in den Kochsack aus Büffelpansen blickte, der an einem Dreifuß aus Lärchenholz hing. »Wir könnten noch ein paar Steine gebrauchen. Es dampft zwar, aber wir möchten doch, daß es ordentlich brodelt.«
    Sofort eilte Reizende Wapiti herbei, um zu helfen. Mit den Herdstöcken holte sie einige Steine aus den glühenden Kohlen und ließ sie zischend in den Kochsack fallen. Während sie die Stöcke zurücklegte, warf sie mit ihren blitzenden schwarzen Augen einen raschen Blick auf ihn.
    Eine seltsam warme Erregung durchflutete Kleiner Tänzer, als sich ihre Blicke trafen. Die Luft zwischen ihnen schien aufgeladen zu sein, so schmerzhaft empfand er ihre Gegenwart. Was hatte das Mädchen nur an sich? Warum bekam er sie nicht aus dem Kopf?
    Nervös mit den Fingern trommelnd, senkte er den Blick. Obwohl er es mit aller Macht versuchte, konnte er die Hände nicht still halten. Jeder Nerv in seinem Körper verlangte danach, etwas zu tun. Er erhob sich, ging ein paar Schritte und hockte sich wieder genau an dieselbe Stelle wie zuvor. Aus den Augenwinkeln heraus erhaschte er das belustigte Lächeln des Mädchens.
    Seit er hier war, hatte das Rothand-Volk schon etliche Male ihr Lage in der Nähe von Weißes Kalbs Höhle aufgeschlagen, und er hatte mit den Kindern gespielt. Ein oder zweimal war er sogar mit Reizende Wapiti zusammengekommen. Er erinnerte sich, daß er mit ihr und einigen anderen Kindern einen Nachmittag lang Reifenschlagen gespielt, mit ihr zusammen gelacht und Wettrennen veranstaltet hatte.

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