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Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers

Titel: Vorzeitsaga 02 - Das Volk des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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der Weg ins Unbekannte bringen mochte.
    Sie schien ihn nicht zu hören, schien noch immer wie ein Adler auf den Schwingen ihres Geistes zu segeln.
    »Vermutlich wollte ich einfach nicht begreifen. Ich wünschte, ich hätte deine Träumerin sein dürfen.«
    Sie schien nicht ganz bei Verstand zu sein. Ziellos irrten ihre alten Augen umher. Sie flüsterte: »…
    Kein Träumer. Ein Tänzer.
    Feuertänzer«
    Seine Muskeln spannten sich. So hatte ihn der Wolkenmann genannt.
    Was hatte das zu bedeuten? »Paß auf dich auf. Wir kommen dich bald besuchen.«
    Sie stand unbeweglich da und starrte unentwegt auf einen imaginären Punkt in der Unendlichkeit.
    Er wußte nicht, was er machen sollte. Unbeholfen ging er an ihr vorbei zu seiner Rückentrage, die er in der Nähe der Höhle abgelegt hatte.
    »Geht es weißes Kalb gut?« fragte Reizende Wapiti, die eben herankam.
    »Ich… ich denke schon.«
    »Ihr fehlt nichts. Ich habe sie schon häufiger in diesem Zustand erlebt.« Zwei Rauchwolken verlagerte sein Gewicht auf sein gesundes Bein. »Vielleicht will sie es so. Vielleicht will sie, daß wir gehen, während sie eine Vision hat.«
    Hinkend machte sich Zwei Rauchwolken auf den Weg.
    Kleiner Tänzer schaute zurück. Er warf einen letzten Blick auf die alte Frau, die immer noch unbeweglich auf ihren Gehstock gelehnt dastand wie ein geduldiger Reiher. Unendlichkeit leuchtete in ihren umwölkten betagten Augen.
    Kleiner Tänzer saß auf einem weit vorragenden Sandsteinfelsen, der sich wie das Rückgrat eines Ungeheuers vom Grat abhob. Von seinem Aussichtspunkt aus blickte er nach Osten und beobachtete das Nahen der Nacht. Das Land tauchte ein in die Dämmerung. Die zerklüfteten, sich nach Norden und Süden erstreckenden Bergkämme warfen lavendelblaue und lederbraune Schatten. Das schwindende Licht ließ die Haine in düsterem Blaugrün aufschimmern, färbte die gelben Streifen aus festgewordenem Schlamm ockerfarben. Hinter dem darin eingebetteten grauen und weißen Schiefer wellte sich das Braun des Graslandes in die von Wolken beschattete, unermeßliche Weite der Ebene, bis hin zu einem dunstigen schwarzgrauen und blauen, mit dem Himmel verschmelzenden Horizont.
    Irgendwo dort draußen lauerte Schwerer Biber mit seinem überlegenen, Wissen und Macht ausstrahlenden Lächeln. Die rauchigen Augen unter der vom Kriegsspeer der Anit'ah entstellten Stirn verbargen die Ziele seines niederträchtigen Herzens und seiner bösen Gedanken.
    Mit geschlossenen Augen schüttelte Kleiner Tänzer langsam den Kopf, um das Bild zu vertreiben.
    »Sie brauchen keinen Jungen mit nichtsnutzigen Träumen. Sie brauchen einen Helden - einen wie den Ersten Mann.«
    Vor ihm fiel der Grat zu einem steilen, mit Salbei und niedrigen, gelbblühenden Sträuchern getupften Hang ab. Winkelförmige Sandsteinblöcke, herausgebrochen aus der Kante des Bergkamms, lagen über den Hang verstreut. Bluthänflinge mit grauen Kappen huschten mit flinkem Flügelschlag durch den Salbei. Ein Insekt zirpte in der Stille. Das trockene Gras raschelte unheimlich unter dem kalten Hauch des herbstlichen Windes.
    Kleiner Tänzer vernahm das leise Knirschen von Steinen. Er drehte sich um und sah Reizende Wapiti graziös den graubraunen Felsen heraufklettern. Vorsichtig setzte sie sich neben ihn. Gemeinsam genossen sie die Aussicht.
    »Wieder in Gedanken versunken?«
    Er lächelte unsicher, senkte den Blick und sah auf seine schwieligen Hände hinunter. Nervös spielten seine Finger mit dem bröckeligen Sandstein. »Anscheinend.«
    Sie rutschte ein wenig näher, zog die langen Beine unter sich und stützte sich auf einem Arm ab. Der Westwind zauste ihr herrlich langes, blauschwarzes Haar. »Zwei Rauchwolken sagt, das liegt an der Macht in dir. Fühlst du sie? Die Macht, meine ich.«
    Er suchte nach einer Antwort, ohne zuviel von sich preiszugeben - aber er fand die passenden Worte nicht. »Ich weiß nicht. Ich glaube schon. Ich … ich weiß es nicht.«
    »Wie ist das?«
    Er warf ihr einen raschen Blick von der Seite zu und bemerkte die aufrichtige Anteilnahme in ihren Augen. »Furchteinflößend.«
    »Du bist sehr tapfer.«
    »Davon bin ich nicht so überzeugt.«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Ich glaube, es liegt daran, daß die Menschen das, was sie tun, gezwungenermaßen tun, nur um zu überleben. Ich wundere mich über mich selbst. Vor einer Handvoll Tagen war ich noch glücklich, ich spielte mit Grille und Tangara, wir lachten und machten Unsinn.
    Jetzt bin ich hier. Die Welt

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