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Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Titel: Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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dem fernen Heulen eines Wolfsrudels. Tief sog sie die trockene Luft in die Lungen und genoß die Düfte der Wüste. Die hinter ihr erklingenden Geräusche des Lagers jaulende Hunde, ein weinendes Baby, unbeschwerte Stimmen, das Klappern der Mahlsteine beruhigten sie. Wie lange hatte sie kein Gelächter mehr gehört? Wie lange kein leises Stimmengemurmel in der Nacht?
    Doch in ihrer Seele fühlte sie die im Norden lauernde pechschwarze Dunkelheit. Noch zwei Nächte, und sie würde mit Tapferer Mann konfrontiert werden. Ein Übelkeit erregendes Grauen trübte die Wiedersehensfreude mit Salbeigeist und das Glück, Windläufer am Leben zu wissen. Auch Stilles Wasser schien das Zusammentreffen mit seiner Schwester nicht uneingeschränkt genießen zu können.
    Behutsam tastete sie sich an die Grenze zum Großen Einen heran, sie suchte die zarte, federleichte Berührung aus sicherer Entfernung. Auch jetzt fühlte sie die nach ihr greifende Macht des Wolfsbündels. Bin ich verloren, wenn ich einmal die Hand ausstrecke und das Bündel berühre? Der Gedanke an Singende Steines Tod verfolgte sie.
    Ich wünschte, du hättest einen stärkeren Menschen gefunden, Wolfsträumer. Gab es denn nirgendwo einen neuen Feuertänzer? Sie schloß die Augen. Die Angst vor dem Versagen drohte sie zu verschlingen.
    »Weiße Esche?« fragte eine Frau in der Sprache des Erdvolkes.
    Überrascht drehte sie sich um. ,Ja?«
    Zögernd und unterwürfig wie ein geprügeltes Hündchen, kam die Frau näher. »Bist du Weiße Esche aus dem Dreigabelungenlager?«
    Weiße Esche seufzte wehmütig. »Das ist lange her. Ich war es einmal… früher.«
    Die Frau stieß einen erleichterten Seufzer aus und streckte ihr die zitternden Hände entgegen. »Ich bin Korb, deine Cousine. Den freundlichen Geistern sei Dank, daß ich dich gefunden habe.« Die Frau ergriff Weiße Esches Hände. »Nach all den Jahren endlich Hoffnung. Rette mich!«
    Weiße Esche versuchte blinzelnd die Züge der vor ihr stehenden Frau im schwachen Schein der Feuer zu erkennen. Ja, sie erinnerte sich undeutlich an sie.
    »Dich retten? Wovor?«
    Korb fuhr sich mit beiden Händen durch das wirre Haar.
    »Schreckliche Dinge sind geschehen. Etwas Böses geht im Lande um. Hexerei hat unser Volk vernichtet. Grünes Feuer hat davor gewarnt, aber niemand hörte auf sie. Auch deine Mutter hatte Angst vor dem Hexer. Grünes Feuer wurde nämlich verhext… vom Bösen. Und… und mein Baby. Hast du es gesehen? Dieses furchtbare Feuer, das die Sterne verbrannte? Schwarze Hand hat das getan. Das wissen wir genau. Er hat versucht, uns bei der Großen Versammlung zu überlisten, er hat unseren Stamm zur Zielscheibe des Spotts gemacht. Wir …«
    »Das ist vorbei«, erklärte Weiße Esche. »Ein neuer Weg beginnt.«
    »Mit dem Sonnenvolk?« Korb trat noch einen Schritt näher. »Dieses Volk ist… ein Teil des Bösen.«
    »Des Bösen? Nein. Diese Leute sind nicht böse. Wieso glaubst du das?«
    Furchtsam sah sich Korb um. »Das Böse erfüllt sie. Sie haben Eulenklee, Sternwurz und meinen Vater Alsenblase umgebracht. Mich haben sie mitgenommen, dieser verabscheuungswürdige Schneckenhaus hat mich gezwungen, seine Frau zu werden!«
    »Das ist keine Hexerei. Das ist das Verhalten verzweifelter Menschen.«
    In Korbs mißtrauischen Augen spiegelte sich das flackernde Feuerlicht. »Sie rufen böse Mächte an wie diesen Vogel, von dem sie behaupten, er mache den Donner. Sie hatten einen alten Mann, der mit den Geistern der Toten redete. Er hat versucht, das Böse auf die Kinder zu übertragen. Auf die Kinder!
    Oh, er war gerissen. Er hat mit ihnen gelacht, sie mit Magie verzaubert und gebannt wie eine Schlange einen Vogel. Er hat ihnen Geschichten erzählt und sie dabei ständig mit seinem Bösen eingehüllt, bis es in ihre Seelen sickerte.« Ängstlich beugte sie sich vor. »Weiße Esche, sie verehren das Lager der Toten! Und nicht nur das, sie…«
    Weiße Esche legte ihre Hände auf Korbs Schultern. Überrascht stellte sie fest, daß die Frau am ganzen Leib zitterte. »Korb, die alten Zeiten sind vorbei. Wir müssen eine neue Lebensweise annehmen. Die Spirale hat sich verlagert. Ein neue Macht ist gekommen.«
    Korb zischte: »Die gefangenen Frauen reden darüber. Sie sagen, eine fremde, sehr mächtige Frau sei gekommen und wolle mit ihrer Macht etwas unternehmen. Du bist diese Frau. Als ich das hörte, hüpfte meine Seele vor Freude. Du kannst uns befreien. Du bist die rechtmäßige Anführerin des

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