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Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Titel: Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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tatsächlich ein Träumer geworden sein, dann helfe uns der Große Donnervogel.«
    Nervös rieb sie ihr Schienbein, der Wind spielte mit den Strähnen ihrer langen, in rabenschwarzen Wellen über ihre Schultern fallenden Haare. »Was ist mit dir und mir? Was wird aus uns? Soll ich wieder in mein eigenes …« Sie war unfähig, weiterzusprechen.
    Windläufer schloß sie in die Arme. Eine so schöne Frau. Und im Augenblick so verletzlich, die Wunde in ihrer Seele über den Tod des Großvaters war noch nicht verheilt. »Ich wollte dich nie verletzen, dir nie weh tun …«
    »Das weiß ich. Ich meinte jedes Wort ehrlich, als ich dir sagte, das Wichtigste für mich sei dein Glück.
    Ich verlasse dich. Mach dir meinetwegen keine Sorgen.«
    Zweifel nagten an ihm. Was sollte er ihr sagen? Konnte er leben ohne die gemeinsamen Abende mit ihr, ohne diese wunderbaren Gespräche? Verzweifelt suchte er nach einem Ausweg.
    Sanft löste sie sich von ihm und erhob sich. »Gib mir Bescheid, sobald du dich entschieden hast. Höre auf dein Herz und auf deine Seele. Wähle dein Glück, Windläufer. Du schuldest mir nichts. Was zwischen uns geschehen ist, soll keine Fessel für dich sein. Wir beide lebten zusammen in den Tag hinein, und ich war damit einverstanden. Sei ehrlich zu dir selbst.«
    Sie wandte sich um. Hochaufgerichtet, mit stolzem Gang, schritt sie zwischen den Sträuchern davon.
    Windläufer, hin- und hergerissen von den widerstreitendsten Gefühlen, schloß die Augen. Und wenn es mir gelingt, Weiße Esche zu ändern? Wenn sie wieder wie früher wird? Sie hat gesagt, sie liebe mich noch immer.
    Stilles Wasser und Weiße Esche marschierten dicht hinter Salbeigeist durch das Dornbusch-Lager. Die spitz zulaufenden Zelte des Sonnenvolkes erhoben sich wie ein Wald aus Speeren zwischen den vertrauten rundlichen Erdhütten des Erdvolkes. Stilles Wasser fragte sich, wie viele Schwarzspitzen wohl da waren. Unwillkürlich zählte er die Augenpaare, die ihnen auf Schritt und Tritt folgten. Wo immer sie auftauchten, verstummte sofort jedes Gespräch, Frauen starrten sie aus dunklen Augen ausdruckslos an. Sogar die Hunde beobachteten sie mit gespitzten Ohren und gereckten Hälsen.
    Kinder hielten sich schutzsuchend an den Kleidersäumen der Mütter fest und lugten mit großen Augen, einen Finger in den Mund gesteckt, hinter den Frauen hervor.
    Nahm denn der Weg zu Salbeigeists Zelt nie ein Ende? Stilles Wassers Haut begann zu jucken.
    Feindseligkeit und Unbehagen knisterten in der Luft.
    Ich kann ihnen nicht böse sein. Wie würde ich mich fühlen, wenn eines Tages zwei Träumer in mein Lager spazierten und erklärten, sie fechten einen Kampf gegen das Böse und für die Zukunft der Welt aus? Ich bezweifle, daß ich sie mit offenen Armen willkommen heißen würde.
    Beim Durchqueren des Lagers fing er hin und wieder Gesprächsfetzen in der Sprache des Erdvolkes auf. Zumindest gab es also außer Weiße Esche und Salbeigeist ein paar Frauen, mit denen er sich unterhalten konnte.
    Im Westen senkte sich die untergehende Sonne wie ein blutroter Ball herab. Essensgerüche vermischten sich mit beißendem Beifußrauch, die Ausdünstungen nach Leder und Menschen stachen ihm in die Nase. Gewaltige Trockengestelle bogen sich unter dem Gewicht der Pflanzen. Neben den Frauen aus dem Erdvolk lagen mit Reisgrassamen gefüllte Ledersäcke. Die Frauen trockneten die Samen auf über Schwelfeuern liegenden Sandsteinplatten.
    Das also war das Geheimnis der neuen Vorratsgruben im Rundfelsen-Lager. Der Schwarzspitzen-Stamm behielt die gefangenen Frauen aus den eroberten Lagern bei sich und ließ sie die Vorratsgruben für den kommenden Winter auffüllen.
    Endlich blieben sie vor einem mit braunen Häuten bedeckten Zelt stehen, dessen hochgerollte Wände oben mit fünf aufgemalten schwarzen Kreisen verziert waren. Ein halbes Dutzend Leute saß davor.
    Salbeigeist hob eine Hand und rief einer der Frauen etwas zu. Die Frau stand auf, wischte Grassamenmehl von einem Mahlstein und näherte sich.
    Weiße Esche und Salbeigeist betraten das Zelt, Stilles Wasser nahm draußen sein Gepäck ab. Er wollte eben eintreten, da hörte er jemanden hinter sich rufen: »Kranker Bauch?«
    Langsam richtete er sich auf. Er traute seinen Ohren nicht.
    Rosenbusch?
    Er fuhr herum. Seine Ohren hatten ihn nicht getäuscht. Mit einem jubelnden Aufschrei umarmte er seine Schwester. Kichernd, fast schwindlig vor Glück hielt er sie auf Armeslänge von sich und musterte sie von oben bis

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