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Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Titel: Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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noch mehr litt sie unter ihrem nachlassenden Augenlicht. Im Halbdunkel der Hütte konnte sie fast nichts mehr sehen.
    Sie blickte sich in der Hütte um, konnte aber kaum die an den Stützbalken befestigten rußgeschwärzten, schräg nach oben laufenden Dachsparren erkennen. Ihr Rücken hatte sich im Alter so sehr gekrümmt, daß sie die von den Balken herabhängenden Fellbündel nicht mehr erreichen konnte.
    Mit der von Altersflecken gesprenkelten Hand hielt sie sich an einem Balken fest und tappte vorsichtig um die Sandsteinplatte am Feuerloch herum, von der die Wärme zurückstrahlte. Sie bückte sich und warf einen verdrießlichen Blick auf die nur noch schwach glimmenden Kohlen. Zuviel Asche drohte die Glut zu ersticken. Jemand mußte dringend die Feuerstelle saubermachen.
    Sie richtete sich auf und inspizierte den Kochsack. Wasser, Fleisch und kleingehackte Wurzeln. Ihr Magen knurrte, er verlangte nach einem dicken Filetstück oder einem saftigen Braten.
    »Kein Wunder, daß die Hexer sich auf mich stürzen. Wie soll eine hungrige Seele bei Kräften bleiben und sich gegen Hexerei wehren?«
    »Was sagst du, Großmutter?« Korb blickte von ihrer Arbeit auf. Sie war gerade dabei, eine Knochenahle durch dickes Leder zu stoßen. Um ihre Hand zu schützen, benutzte sie ein Holzklötzchen zum Durchschieben der Ahle. Sie war schwanger, und ihre Tätigkeiten beschränkten sich seit einiger Zeit auf die Hütte.
    »Nichts. Führe nur Selbstgespräche. Was machst du da?«
    »Mokassins für Kleiner Zeh.«
    »Kann das nicht seine Frau machen? Er ist doch verheiratet mit… wie heißt sie doch gleich?«
    »Graue Nadel.«
    »Richtig. Graue Nadel drüben vom Schlechtwasser-Lager. Soll sie doch seine Mokassins anfertigen.«
    Korb verzog ihr Gesicht zu einer Leidensmiene. »Ich möchte ihm diese Schuhe schenken. Im Sommer kommt er her. Er ist immer noch mein Bruder. Wir stehen uns sehr nahe.«
    »Nahe? Er hat uns den Rücken gekehrt. Er hat meinem Urteil nicht vertraut. Ich hätte aus seiner Ehe ein gutes Tauschgeschäft machen und den Zugang zu den Jagdgründen oberhalb des Schlechtwasser-Lagers herausschlagen können.«
    Fassungslos starrte Korb ihre Großmutter an. »Du wolltest nicht mit Knochenklang verhandeln.
    Damals hast du sie beschuldigt, sie beschäftige sich mit Hexerei. Nach der großen Auseinandersetzung hast du zu Kleiner Zeh gesagt…«
    »Er ist weggelaufen!«
    »Großmutter, die beiden lieben sich.«
    Verächtlich wedelte die alte Frau mit der Hand. »Hätte er sich nicht in Gelber Vogel verlieben können anstatt in Graue Nadel? Nach Knochenklangs Tod übernimmt Gelber Vogel das Schlechtwasser-Lager.«
    Korbs Gesicht lief dunkelrot an, und sie verdrehte die Augen.
    Grünes Feuer beachtete sie nicht weiter und hinkte quer durch die Hütte. Verflucht, warum tat ihr nur ständig der Rücken weh? Mit ihrer krallenartigen Hand schob sie den Türbehang beiseite und trat in den sonnigen, aber kühlen Tag hinaus.
    Sie wackelte ein paar Schritte zum Sonnenschutz hinüber. Plötzlich schoß ein furchtbarer Schmerz durch ihre Brust. Sie schrie auf. Noch während Eulenklee erschrocken zu ihr lief, verlor sie das Gleichgewicht. Schwarze Flecken tanzten vor ihren Augen, und sie fühlte, wie ihr Körper auf dem Boden aufschlug.
    Ein glühender Schmerz brannte in Grünes Feuers Brust. Aus weiter Ferne hörte sie Eulenklees aufgeregte Stimme.
    »Verhext«, flüsterte sie. »Ich bin verhext. Es steckt in meiner Brust, brennt. Das Böse ist in mir. Bin verhext… verhext…« Sie stürzte in einen grauen Nebel und fiel… fiel…
    Sorglos ging Weiße Esche mit Salbeigeist am Ufer des Bug River entlang. Salbeigeist erzählte ihr die Geschichte vom Großen Bären und vom Großen Donnervogel. Sein Gesicht strahlte vor Freude, und er unterstrich seine Worte mit heftigen Gesten. Die Vögel auf den Bäumen und in den Himbeersträuchern zwitscherten in den Sommermorgen, als wollten sie seiner wohlklingenden, begeisterten Stimme antworten.
    Lachend schüttelte Leuchtender Mond den Kopf. »Du schwatzt dem Mädchen noch die Ohren ab, Alter.«
    »So? Meinst du?« Salbeigeist breitete die Arme aus. »Sie muß alles über den Großen Donnervogel, den Großen Bären und die Macht der Sonne lernen. Alle Legenden des Sonnenvolkes soll sie kennenlernen. Eines Tages könnte das wichtig für sie sein. Sie muß Bescheid wissen. Wichtig…
    Legenden… Bescheid wissen … eines Tages…« Die Worte brachen ab, hallten in Weiße Esches Seele wie in

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