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Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde

Titel: Vorzeitsaga 03 - Das Volk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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Kleid und versteckte weinend sein Gesicht.
    Nacheinander nahmen die Angehörigen des Rundfelsen-Stammes eine Handvoll Sand und ließen ihn auf Warmes Feuers Leichnam rieseln.
    Kranker Bauch mußte sich zwingen, an die Grube zu treten. Er hatte das Gefühl, seine Gliedmaßen seien aus Holz geschnitzt. Er bückte sich und ergriff eine Handvoll des knirschend kalten Sandes.
    Zögernd blickte er auf den mit Sand bestreuten Körper. Warum ausgerechnet Warmes Feuer? In dieser liebevollen Seele hatte niemals auch nur die Spur eines niederträchtigen Gedankens gelauert.
    Seine Hand bebte. Er spreizte die Finger. Der krümelige Sand rieselte mit einem hohlen Geräusch auf den Leichnam. Eine unendliche Traurigkeit stieg in Kranker Bauch auf und hinterließ eine gähnende Leere, die auch den letzten, seine Seele wärmenden Funken zum Erlöschen brachte. Er starrte hinaus über das Tal. Das froststarre Mosaik aus Salbeisträuchern und Schnee verschwamm vor seinen Augen.
    Was ist mir geblieben? Was mache ich nun, da Warmes Feuer gegangen ist? Wer wird mich lieben?
    Plötzlich blinzelte er. Regungslos stand der schwarze Wolf kaum einen Speerwurf weit entfernt im schützenden Dickicht und beobachtete ihn. Instinktiv wollte Kranker Bauch auf das Tier zeigen, doch da er wußte, daß der Wolf sofort hinter den Felsen verschwinden würde, wenn die Leute hinübersahen, unterdrückte er die Bewegung. Über die Entfernung hinweg fühlte er, wie sich die durchdringenden gelben Augen des Tieres in ihn hineinbrannten.
    Geh. Geh fort… Die Worte von Warmes Feuer gingen ihm nicht mehr aus dem Kopf. Suche die Träumerin.
    Windläufer beugte sich über das kleine Feuer und streckte dankbar für das bißchen Wärme die Hände darüber. Winzige Flammen leckten gierig an den Zweigen, mit denen er das Feuer in Gang hielt. Der Wind bohrte sich wie eiskalte Messer in seinen Rücken und zerrte heftig an seinen Zöpfen, die unter seiner Fuchspelzkapuze hervorhingen.
    Mit zusammengekniffenen Augen starrte er über den Schauplatz des Gemetzels. Vor ihm fielen die Berge in eine mit Dornensträuchern bewachsene Ebene ab, hinter der sich eine Reihe Gipfel erhoben.
    Auf der Windseite der Hänge war der Boden freigeweht, die dem Wind abgekehrte Seite versank in tiefem Schnee. Die meisten Gipfel waren an den Kanten infolge der Erosion nur von Steinen und niedrigem Salbei bedeckt. Steile Sandsteinfelsen ragten gelegentlich durch den Schnee. Der düstere Himmel, verhangen von grauen, schweren Wolken, kündigte einen drohenden Sturm an. Wieder schlug eine Windbö auf ihn ein, schleuderte Schneekristalle gegen seinen Rücken, schürte die Flammen des Feuers zu leuchtendem Gelb und blies Asche und Glut über den gefrorenen Boden.
    Windläufer grinste. Dieser Grat war ein denkbar ungünstiger Ort, um Büffel zu zerlegen, aber die Jagd war hervorragend verlaufen, und er war zufrieden. Er blickte über die Schulter zu den Männern hinüber, die, im peitschenden Schneegestöber nur schemenhaft erkennbar, ihre mühselige Arbeit verrichteten. Fleisch: ein Geschenk des Himmels trotz des brausenden Windes, der den Menschen mit eisigen Krallen das letzte bißchen Wärme entriß.
    Tapferer Mann stapfte auf der Seite des Grats, auf der die Füße festeren Halt fanden, hinauf und kauerte sich nieder. Er nahm einen aus einer Geweihsprosse gefertigten Stab und hieb damit Splitter von der stumpf gewordenen Kante eines zweischneidigen Quarzits, den er zum Zerlegen des Fleisches verwendete. Das dumpfe, klatschende Geräusch des Stabes übertönte den stöhnenden Wind. Feine Steinsplitter fielen mit melodischem Klirren zu Füßen des Kriegers auf den gefrorenen Schnee.
    Windläufers Gedärme verkrampften sich. Was war mit Tapferer Mann los, warum war er nur so unruhig? Jedesmal, wenn sie in den letzten Tagen zusammen waren, hatte er das Gefühl gehabt, nur um Haaresbreite von einer gewalttätigen Auseinandersetzung mit ihm entfernt zu sein. Tapferer Manns Haltung wirkte bedrohlich auf ihn, er versuchte seine Feindseligkeit kaum zu verbergen. Doch irgend etwas schien ihn noch zurückzuhalten.
    Er wartet. Eine Gänsehaut lief Windläufer über den Rücken. Sobald diese Stimmen in seinem Kopf ihm sagen, er solle mich töten, wird er es tun.
    Bilder aus der Vergangenheit wurden in seinem Kopf lebendig: die Zeiten, in denen sie hintereinander hergejagt waren, mit Speeren und Reifen gespielt, Schlangen und Vögel gefangen und im Gras miteinander gerungen hatten. Jetzt war ihre

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