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Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss

Titel: Vorzeitsaga 04 - Das Volk vom Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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Häuptlingtümer südlich der Mündung des Moon River sind hochmütig geworden. Die Gerüchte über deine Überfälle reisen auf Schwingen, schneller als die Flügel einer Schwalbe. Sollte einer dieser Häuptlinge sich entschließen, uns anzugreifen, wird er in weniger als einer Mondreise hier sein. Du verurteilst jeden Mann, jede Frau und jedes Kind in diesem Dorf.«
    Heiser stieß Dachsschwanz hervor: »Die Entscheidung liegt nicht bei mir, Häuptling Großer Mond. Wenn es so wäre -« Das Geräusch von Rotluchs' über den Boden schlurfenden Stiefeln veranlaßte Dachsschwanz, sich umzudrehen. »Was ist los?«
    Rotluchs kniff die Augen zusammen und spähte angestrengt in den dämmrigen Flur. »Leute. Sechs an der Zahl. Sie kauern hinter dem Vorhang. Sie nähern sich.«
    Dachsschwanz starrte Jenos an. Ein kleines, bitteres Lächeln umspielte dessen schmale Lippen. »Was soll das, Häuptling Großer Mond? Brichst du dein Versprechen? Du hast uns Sicherheit garantiert.«
    Die Schultern des alten Mannes krümmten sich, er schien plötzlich schwach und gebrechlich. »Du läßt mir keine Wahl, Dachsschwanz. Wir sind verzweifelt. Gleich führe ich dich auf die Schießplattform über dem Haupttor. Du wirst deinen Kriegern das Zeichen geben, den Angriff abzubrechen. Dann rufst du einen deiner Krieger zu dir und befiehlst ihm, Tharon meine Bitte um Verlängerung der Frist zu überbringen.«
    »Tharon würde nicht einmal zuhören. Innerhalb von zwei Tagen greifen dich meine Krieger in jedem Fall an. Du gewinnst nichts, wenn du uns als Geiseln festhältst.«
    »Doch, Dachsschwanz, ich gewinne Zeit. Vielleicht kann ich in diesen zwei Tagen die Mütter und Kinder hinausschmuggeln. Vielleicht auch die Alten. Dann -« Er stieß einen Seufzer der Verzweiflung aus. »Nun, dann sollen deine Krieger machen, was sie wollen. Wir werden bis zum letzten Mann gegen sie kämpfen.« In einer hilflosen Geste hob er die Hand. Das lodernde Feuer in seinen dunklen Augen erlosch, haßerfüllt sagte er: »Wenn ihr uns unserer Vorräte und unserer Macht beraubt, sterben wir ohnehin. Besser ein schneller Tod als ein langsamer Tod, dessen Qual unsere Seelen frißt.«
    Erwartungsvoll blickte Jenos zur Tür. Dachsschwanz wappnete sich. Die leuchtenden Feuerschalen blendeten ihn, aber seinen scharfen Ohren entging nicht das leise Geräusch schleichender Mokassins.
    Rotluchs drückte sich flach an die Wand neben dem Eingang. Schwer atmend hob und senkte sich seine Brust. Er nickte Dachsschwanz zu und ließ seinen Blick weiter zu Jenos wandern.
    Zu oft waren sie miteinander auf dem Kriegspfad gewesen, Dachsschwanz konnte den Blick seines Bruders unmöglich mißverstehen; er bedeutete ihm, er warte, bis der erste feindliche Krieger durch die Tür schlich.
    Plötzlich schrie Rotluchs: »Lauf!« und stieß seine Faust mit voller Wucht in die Kehle eines Mannes.
    Dachsschwanz ließ sich zu Boden fallen und kroch blitzschnell zu Jenos hinüber.
    Dieser schwang sich mit der Vitalität eines jungen Mannes über den Altar und sprintete zu der winzigen Tür in der Nordwand. Durch die Sonnenkammer hallten Schreie und Wutgebrüll.
    Dachsschwanz erhaschte einen flüchtigen Blick auf Rotluchs, der gerade herumwirbelte und einem Mann in den Magen trat, während zwei weitere Krieger sich auf ihn warfen. Eine unsichtbare Faust preßte Dachsschwanz' Herz zusammen …
    »Häuptling Großer Mond! Stehenbleiben!« brüllte Dachsschwanz, packte Jenos und schlug ihn zu Boden.
    Jenos schrie auf und hämmerte mit seinen alten Fäusten in Dachsschwanz' Gesicht und gegen seinen Rücken. Gellend schrie er: »Nein! Nein! Dachsschwanz, hast du deine menschliche Seele verloren?
    Laß mich gehen!«
    Rotluchs stieß einen gurgelnden Laut aus.
    Verzweifelt packte Dachsschwanz Jenos' Hals und drückte ihm brutal die Kehle zu. »Sag deinen Kriegern, sie sollen aufhören! Sofort, oder du bist tot! Hast du mich verstanden?«
    Zwei Männer fielen gleichzeitig über Dachsschwanz her und zwangen ihn mit wie Steinschlag herabprasselnden Schlägen, von Jenos abzulassen. Er kämpfte wie ein Wahnsinniger, riß rote Kleidung in Fetzen, stieß mit den Fingern in feindliche Augen und schmetterte sein Knie mit aller Kraft in die Leiste eines Gegners. Als der Mann keuchend auf dem Boden zusammensackte, verpaßte ihm Dachsschwanz einen tödlichen Tritt gegen die Schläfe. Der Mann fiel zur Seite, die toten Augen standen weit offen. Doch der zweite Krieger schlang seine Finger in Dachsschwanz' schwarzen

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