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Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Titel: Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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widerklingt.
    Weiter nichts'. Doch unterdrücktes Schluchzen schnürte ihr den Hals zu. Wäre sie jetzt in ihrem Dorf, würde ihre Mutter das Gebärlied singen und ihre Großmutter ihr vom Nabel zur Brust mit schwarzer und roter Farbe wellenförmige Linien zeichnen. Turmfalke sang weiter, um sich Mut zu machen:
    »Wir kauern vor dir, Alter-Mann-Oben. Vom Schmerz geschüttelt, geschüttelt. Unser Blut fließt, wie das deine einst floß, um Leben zur Welt zu bringen. Vom Schmerz geschüttelt, geschüttelt. Alter-Mann-Oben. Höre uns. Führe dieses Kind durch den dunklen Tunnel.
    Führe es in das aus deinem Blut geborene Licht. Wir kauern vor dir, vom Schmerz geschüttelt…«
    Turmfalke weinte. Die Zeremonie des Gebärliedes vollzog die Reise der ersten Menschen durch den Weltnabel nach. Dort waren sie aus der Unterwelt aufgetaucht und zu den zwei heiligen Bergen gewandert, die das Gebiet des Bär-Schaut-Zurück-Klans markierten. Die Welt war damals vollkommen gewesen, unverdorben und schön. Hatte eine jener ersten Frauen die gleiche Furcht empfunden wie Turmfalke? Mit jedem Moment, den die Geburt in Anspruch nahm, konnte sie spüren, wie ihr Mann näher kam, näher, näher …
    Das blendende Licht eines Blitzes zuckte auf, und Turmfalke hörte, wie er in das Steilufer über ihr einschlug. Sandsteinbrocken wurden von der Klippe weggesprengt und im weiten Bogen in den Fluß geschleudert. Dutzende weißschäumender Aufschlagstellen tüpfelten das tosende, graue Wasser.
    Als der Schmerz schlimmer wurde, sehnte Turmfalke sich verzweifelt nach ihrer Mutter. »Du bist allein. Du mußt… mußt das selbst tun.
    Turmfalke zog ihr zerrissenes Kleid über den Kopf und warf es neben den scharfen Feuersteinsplitter und die Grashalme. Dann hockte sie sich in der Höhlenöffnung nieder und schob das Traubenkirschenhölzchen zwischen ihre zusammengepreßten Zähne. Die Öffnung war nur halb so breit wie ihr Körper lang war, und so konnte sie sich leicht mit dem Rücken an dem trockenen Stein auf der einen Seite abstützen und mit den Händen auf der anderen. Ihre Beine zitterten so heftig, daß Turmfalke fürchtete, sie würden ihr während der kommenden Tortur den Dienst versagen.
    Sekunden später rann heißer Schweiß über Turmfalkes nackten Körper. Sie preßte mit aller ihr noch verbliebenen Kraft, zuerst stöhnend, dann weinend und betend, und als der Schmerz unerträglich wurde, schrie sie laut. Und dann endlich kam das Baby heraus, mit dem Kopf voran.
    »Es ist ein Mädchen. Eiskraut, ich habe dir eine Tochter geboren.« Sie brach in jämmerliches Schluchzen aus.
    Mit zitternden Händen nahm Turmfalke den Feuersteinsplitter, schnitt eine der Fransen ihres Kleides ab und knotete sie um die Nabelschnur des Mädchens, bevor sie diese durchtrennte. Mit kraftlosen Armen nahm sie ihre Tochter an den Füßen hoch und schüttelte sie, bis sie ihren ersten Schrei ausstieß. Dann fanden Turmfalkes tastende Finger das Grasbüschel, und sie säuberte damit das kleine Mädchen von dem verschmierten Gemisch aus Blut, Gewebe und Fruchtwasser.
    Das Geschrei des Kindes erfüllte Turmfalke mit Entsetzen. Stechapfel hatte Ohren wie ein Luchs.
    Selbst wenn sie den Fluß überqueren konnte, würde sie weitere zehn oder zwölf Tage stetig laufen müssen, um zum Otter-Klan-Dorf zu kommen. Es würde schon schwer genug sein, ihre Fährte zu verwischen. Wie aber konnte sie hoffen, Stechapfel abzuschütteln, wenn sie ein quäkendes Baby bei sich hatte? Sanft legte sie ihre Tochter in die weichen Falten ihres Antilopenlederkleides.
    Wieder fühlte sie in ihrem Innern einen ziehenden Schmerz. Sie holte tief Luft, stemmte ihre Hände gegen die Wand und preßte. War es ein zweites Kind? Oder nur die Nachgeburt? Sie grub die Nägel in den Kalkstein und weinte, als der Schmerz immer unerträglicher wurde. »Hilf… hilf mir … Alter-Mann-Oben! Hilf!« Sie schrie laut auf und preßte. Und preßte noch einmal. Atemlos keuchend versuchte sie, ihre Beine etwas weiter zu spreizen. Eines ihrer Beine knickte dabei ein, und ihr Knie schlug auf den Steinboden. Turmfalke schluchzte stoßweise, während sie mühsam wieder in die hockende Gebärstellung hochkam. Wieder stemmte sie die Hände gegen die gegenüberliegende Wand, hielt den Atem an und preßte und betete … bis das zweite Kind herauskam. Ein Junge. Winzig. Schön.
    Wie beim ersten Mal schnürte sie die Nabelschnur mit einer Franse ab und schnitt sie durch. Dann griff sie schwach nach seinem Arm und gab

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