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Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Titel: Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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schüttelte den Kopf. »Aber es war überhaupt ein merkwürdiger Jahresumlauf. So kalt und naß. Ich frage mich …«
    »Woher willst du eigentlich wissen, daß wir wegen des Sturms angehalten haben, Junge?« fragte Klebkraut hämisch. »Du warst die ganze Zeit, die wir in dem Lager verbracht haben, auf Jagd.«
    Berufkraut wollte antworten, schloß den Mund aber wieder, als Melisse seine alten Hände zu Fäusten ballte und emporhob. Unter den Leuten wurde es totenstill. Ein Schwarm Möwen stürzte sich herab und kreischte den Menschenzug, der in ihr Territorium eingefallen war, wütend an. Sie sausten so dicht an Berufkrauts Gesicht vorbei, daß er den Wind auf seiner Haut spürte. Melisse schlug erzürnt nach ihnen. »Und mein Enkel hat Fleisch gebracht, Träumer. Was aber hast du für uns alle getan?«
    »Nun, ich … Du fragst mich nie, was ich geträumt habe, Melisse. Ich werde dir sagen, was ich für euch alle getan habe: Ich habe mit Mammut-Oben gesprochen.«
    In der Kette erhob sich hier und da ehrfürchtiges Geflüster.
    Melisse rieb sich den Nacken. »Heiliges Sternenvolk, schon wieder? Weiß sie nichts Besseres mit ihrer Zeit anzufangen?«
    Berufkraut versuchte ein Kichern zu unterdrücken, doch schließlich platzte er vor Lachen heraus.
    Schwindlige Robbe senkte den Kopf und lächelte, aber die alte Yuccadorne blickte Berufkraut wütend an. Sein Großvater warf ihm einen strengen Blick zu.
    Melisse sagte: »Und hat Mammut-Oben dir gesagt, wo wir unser neues Lager errichten sollen, Klebkraut?«
    »Ja, das hat sie tatsächlich.« Er schleuderte seinen mageren Arm nach vorn und zeigte auf die hohen, zwei Tagesmärsche entfernten Vorberge. »Dort! Sie sagte, wir sollten drüben hoch in den Wald gehen und unser Lager auf einer Bergkuppe errichten, damit wir Alter-Mann-Oben näher sind.«
    »Tatsächlich?« entgegnete Melisse. »Sie will, daß wir näher bei Alter-Mann-Oben sind und weiter weg von Mutter Ozean? Weiß Mammut-Oben, daß wir dort oben nur wenige Fische fangen können? O ja, es gibt ein paar in den Flüssen und Teichen, aber das ist nicht zu vergleichen mit den fischreichen Tümpeln, die die Flut am Strand zurückläßt. Und wie sollen wir von dort oben zu unseren Booten klettern und hinauspaddeln, um Seelöwen und Otter zu jagen? Wachsen die Muscheln da oben auf den Felsen besser?«
    Klebkraut hob die geballte Rechte und brüllte: »Sie denkt, daß wir zu abhängig von Mutter Ozean geworden sind. Mammut-Oben möchte, daß wir von dort weggehen und uns«, er zuckte mit den Schultern, »um ihretwillen einer größeren Herausforderung stellen.«
    »Aha«, meinte Melisse ruhig, doch in seinen Augen lag ein Glitzern.
    Berufkraut runzelte die Stirn. Er hatte dieses Glitzern schon früher gesehen und wußte, daß es für alle Betroffenen nichts Gutes bedeutete.
    Melisse lächelte. »Und weiß Mammut-Oben, daß das Wasser in den Vorbergen mit jedem Jahresumlauf knapper wird? Hier unten, an der Küste, bemerken wir die Tockenperioden im Sommer fast gar nicht. Aber da oben wird es ganz anders sein.«
    »Mammut-Oben weiß das sehr wohl.«
    »Dann denkst du also, sie möchte das Leben schwerer für uns machen? Warum? Bestraft sie uns, Klebkraut?«
    Als wäre er stolz, daran gedacht zu haben, antwortete Klebkraut: »Ja, das tut sie. Und weißt du, warum?«
    »Ich habe das unglückliche Gefühl, es zu wissen.«
    Berufkraut schaute Klebkraut finster an. Wenn nur Sonnenjäger hier wäre und sich verteidigen könnte, hättest du niemals den Mut, etwas Schlechtes über ihn zu sagen, du falscher Träumer.
    »Nun gut«, antwortete Klebkraut. Sein Ton hatte eine schneidende, samtweiche Boshaftigkeit. »Weil du derjenige bist, der immer sofort auf Sonnenjägers Seite springt. Was auch immer er tut, du unterstützt ihn stets. Mammut-Oben hat Sonnenjäger verlassen, aber nach wie vor hat er Melisse, der für ihn die Schlachten schlägt. Kommst du dir nicht wie ein Verräter vor, Melisse? Mammut-Oben hat so viel für uns getan, und du …«
    »Sag mir mal eins, Klebkraut«, unterbrach Melisse ihn. Er stemmte die Hände in die Hüften. »Gibt es eigentlich irgend etwas, woran Sonnenjäger nicht schuld ist? Hm? Das würde ich gerne mal wissen.
    Wie ist es denn mit den Krankheiten in den Bergen? Sind die Sonnenjägers Schuld? Wie ist es mit dem Gipfel im Norden, der gerade wieder angefangen hat zu rauchen? Hat Sonnenjäger das auch verursacht?«
    »Oh, hör auf damit, Melisse!« fuhr Yuccadorne strafend dazwischen. Sie

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