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Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Titel: Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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mittags sehen, daß sie müde wurde. Sie war schweigsam geworden, damit er ihr Keuchen nicht hören sollte. Hielt sie ihn für so unnahbar, daß sie ihm nicht sagen konnte, wenn sie rasten mußte? Er würde das mit ihr klären müssen.
    Mit dem Wapitischulterblatt hob Sonnenjäger einen heißen Stein aus der Glut und ließ ihn in den Kochbeutel fallen. Zischender Dampf stieg auf. Er warf noch einige heiße Steine in den Beutel, bis das Wasser kochte. Dann ließ er sich in den Sand sinken und nahm sanft Wolkenmädchen auf den Schoß.
    Der Mausefellschnuller klebte in ihrem Mundwinkel. Das Atmen des Babys wirkte besänftigend auf die Müdigkeit in seiner Seele. Vorsichtig zog er die Kaninchenfellkapuze um Wolkenmädchens Gesicht, um sie vor der Kälte zu schützen.
    Helfer lag schlafend auf der anderen Seite des Feuers. Seine spitze Schnauze hatte er unter das noch verbliebene Schwanzfell gesteckt, um sich zu wärmen. Der orangefarbene Schein des Feuers wurde von den kahlen Stellen in seinem Fell widergespiegelt. Hinter Helfer befanden sich zwei Lager aus Felldecken. Der Eingang der Hütte lag nach Norden, so daß er die Richtung, aus der sie gekommen waren, im Auge behalten konnte.
    Sonnenjäger bezweifelte, daß Stechapfel ihrer Spur durch den Schneesturm hatte folgen können.
    Doch für alle Fälle war er auf der Hut.
    Als er wieder aufblickte, war Turmfalke schon auf dem Rückweg zum Lager. Sie ging langsam, als wäre sie tief in Gedanken versunken. Der Wind hatte das schwarze Haar wie ein Netz über ihr hübsches Gesicht geweht. Es schien sie nicht zu stören. Die Arme hatte sie vor der Brust verschränkt und die Hände im jeweils anderen Ärmel versteckt. Die Muschelschalen auf dem Hemd, das er ihr gegeben hatte, glitzerten im Licht des späten Nachmittags.
    Der Wind blies so heftig, wie Sonnenjäger es seit dem letzten Herbst nicht mehr erlebt hatte. Die Kiefernäste schlugen gegeneinander, und die Flammen des Lagerfeuers hüpften wild auf und ab. Ihre Farben wechselten zwischen Orange und einem so kräftigen, schönen Lavendelblau, daß es ihn an die Innenseite einer Muschel erinnerte. Mit einem langen Treibholzast stocherte er im Feuer herum und wartete auf Turmfalke.
    Sie kam in das Halbrund aus Felsen, kniete sich neben Sonnenjäger nieder und tätschelte Helfers Hals.
    Der Hund hob den Kopf und ließ den Schwanz auf den Boden sinken.
    »Heute abend wirst du dich besser fühlen«, erklärte Turmfalke dem Hund leise. »Warte nur ab. Keine Räude widersteht einem guten Umschlag aus Sandkraut.«
    Sonnenjäger lächelte. »Soll ich dir eine Holzschale heraussuchen?« »Am besten zwei. Dann kann ich die eine auf die andere stellen.« Er blickte auf Wolkenmädchen und achtete darauf, sie nicht aufzuwecken, während er die Schalen aus seinem Bündel nahm und sie Turmfalke gab. Sie band den kleinen Beutel an ihrer Hüfte auf, nahm fünf Hände voll struppigen Sandkrauts heraus und legte sie in die eine Schale. Dann setzte sie die zweite Schale mit der Oberseite nach unten auf die erste. Sie paßten nicht besonders gut zusammen, aber die obere Schale würde zumindest einen Teil des Dampfes zurückhalten.
    »Es dauert nicht lange«, sagte sie. Mit einem Stock schob sie mehrere Glutstücke zum Rand der Feuergrube. Dann bedeckte sie die Glut mit einer dicken Sandschicht und stellte die Schalen obendrauf, so daß sie langsam warm wurden. »Wenn die Pflanzen weich gekocht sind, legen wir sie auf Helfers räudige Stellen.«
    Der Hund verstand sie offensichtlich. Er wedelte wieder mit dem Schwanz und beleckte Turmfalkes Unterarm. Sie lachte und kraulte ihn am Ohr. »Schon gut, Helfer«, sagte sie. »Du würdest dasselbe für mich tun, da bin ich sicher.«
    Der Hund kroch auf dem Bauch vorwärts und legte ihr den Kopf in den Schoß.
    »Die Muscheln sind fertig«, sagte Sonnenjäger. »Oh, gut. Ich bin furchtbar hungrig.«
    Ihr Blick war heiter. Sonnenjäger schaute lange tief in diese dunkelbraunen Augen. Er suchte die Seele hinter diesem Blick. Sie war nicht schwer zu finden. Turmfalke öffnete sich ihm ganz ohne Furcht, ließ ihn bereitwillig sehen, wie verwundbar sie war. Weil sie mir vertraut.
    Er lächelte. »Ich bin auch sehr hungrig. Ich dachte schon, du würdest nie genug davon bekommen, den Sand zwischen deinen Zehen zu fühlen.« Er griff nach seinem Bündel. »Wir werden unsere Tassen nehmen müssen, da unsere Schalen voll Sandkraut sind.«
    »Gib mir Wolkenmädchen«, sagte sie. »Dann lege ich sie auf meine …

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