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Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Titel: Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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verlockend. Ja, Yuccadorne würde ihr Essen gerne mit ihm teilen.

26. KAPITEL
    Turmfalke lief barfuß auf dem feuchten, weichen Sand über den Strand. Ein kräftiger Wind blies ihr das lange Haar über die Schultern. Sie sah Sonnenjäger, der mit Wolkenmädchen im Lager zurückgeblieben war und auf das Feuer achtgab. Sie hatten die Felshöhle tags zuvor verlassen, und Sonnenjäger zufolge würden sie das Otter-Klan-Dorf am nächsten Tag erreichen. Die plötzliche Freiheit war für Turmfalke wie eine Medizin. Sie breitete die Arme aus und drehte sich mit zurückgeworfenem Kopf im Kreis. Die Fransen ihres Kleides wirbelten. Heilige Mutter Ozean, vielleicht hätte ich schon immer zu dir beten sollen. Danke, daß ich mich so wohlfühle. Sie senkte die Arme und schlang sie eng um ihren Körper, um die Freude, die ihr Herz erfüllte, am Entweichen zu hindern. Sie waren an vier Menschen aus einer Siedlung namens Moosfelsen-Dorf vorbeigekommen, und alle vier hatten freundlich und glücklich gewirkt. Ganz anders als die schwerfälligen Menschen in ihrem Klan mit ihren mürrischen Gesichtern.
    »Ich werde hier glücklich sein. Das weiß ich einfach.« Sie ging wieder los und suchte an den schattigen Stellen, die nicht vom Salzwasser berührt wurden, nach Sandkraut. Die Pflanze wuchs in dichten Büscheln im Schatten von Felsen. Sie bestand aus einem Gewirr von Zweigen, das zu einer Vielzahl winziger, weißer Blüten auslief. Wann immer Turmfalke eine Pflanze fand, nahm sie sie ganz heraus und steckte sie in die Ledertasche an ihrer Hüfte.
    In der Nachmittagssonne röteten sich ihre Wangen. Turmfalke ließ sich Zeit. Hin und wieder hob sie eine Muschelschale auf, rieb sie sauber, betrachtete Struktur und Farbe genau und sog den Duft von Fisch und Tang ein. Wider besseres Wissen schob sie absichtlich alle Gedanken an Stechapfel von sich. Nur eine kurze Zeit wollte sie so tun, als wäre sie wieder dreizehn und hätte nie geheiratet.
    Mutter Ozean war vom starken Wind heftig aufgewühlt. Dunkelgraue Wogen brachen sich tosend und klatschend am Strand. Weiß schäumend kam das Wasser herangebraust und erreichte fast den Platz, an dem sie ihr Lager aufgeschlagen hatten. Dann waren die Wellen erschöpft und flössen, braunen Sand mit sich reißend, wieder in den Körper der Mutter zurück, während ihre heranstürmenden Schwestern sich schon wieder über sie hinwegstürzten.
    Turmfalke machte einen Hüpfer und begann zu laufen. Schnell wie der Wind rannte sie mit wehendem Haar den Strand entlang und sprang dabei über alles hinweg, was ihr im Weg lag. Sonnenjäger stand bei der Hütte, die er aus zusammengeschnürten Besengrasgarben gebaut hatte, und betrachtete Turmfalke lächelnd. Er hatte die Hütte um einen Eichenstamm herum errichtet, den er im Treibholz gefunden und als Pfosten in die Erde gestoßen hatte. Sie lief mit kindlicher Selbstvergessenheit den Strand entlang und blieb gelegentlich stehen, um sich mit zu Vater Sonne gewandtem Gesicht und ausgebreiteten Armen um sich selbst zu drehen. Der Wind trug ihr helles Lachen zu ihm.
    Sie hatten ihr Lager bei acht von Kiefern und blühendem Hartriegel umstandenen Felsen aufgeschlagen. Hier gluckerte eine von Moos umgebene Quelle. Rosa Blütenblätter wurden vom Wind über den Strand getrieben und am Fuß der Felsen zusammengeweht.
    Die Felsen hatten doppelte Mannshöhe und bildeten einen zum Meer hin offenen Halbkreis. Während Tausenden von Jahresumläufen hatten Wind und Regen das Gestein glattgeschliffen. Sie schienen Gesichter zu haben. Unheimliche Gesichter. Sie hatten Augenlöcher, und knollige Erhebungen schienen wie Nasen über mundähnlichen Felsrissen hervorzustehen. Sonnenjäger konnte hier eine Macht spüren. Sie war alt und schwach, aber dennoch vorhanden. Er hatte das unangenehme Gefühl, beobachtet zu werden.
    Ruhig nahm er Wolkenmädchen in den linken Arm, so daß er die Rechte frei bekam und einen Beutel voll frischer Muscheln in den Kochbeutel schütten konnte, der in dem Dreibein am Rand des Feuers aufgehängt war. Nachdem sie diesen Lagerplatz gefunden hatten, hatten sie die Muscheln aus dem Wasser geholt und Feuerholz gesammelt. Er hatte an diesem Abend absichtlich früher haltgemacht.
    Vielleicht würden sie dadurch einen Tag länger brauchen, um zum Otter-Klan-Dorf zu kommen, doch zumindest würde Turmfalke ausgeruht sein, wenn sie ankam. Einen Mond lang hatte sie sich bis zur Erschöpfung verausgabt, ohne sich jedoch zu beklagen, aber er konnte schon

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