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Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Titel: Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Kommentar zu seinem Verhalten, doch als er den Hund anblickte, stellte er fest, daß er schlief. Seine Pfoten zuckten.
    »Wahrscheinlich jagt er im Traum Kaninchen«, überlegte Sonnenjäger laut.
    Turmfalke lächelte. Dann hielt sie eine Hand vor den Mund und gähnte.
    »Möchtest du schlafen gehen, Turmfalke?« Er wollte aufstehen, doch sie streckte eine Hand aus und legte sie ihm auf den Arm. Er spürte ihre schmalen Finger auf seinem Hemd.
    »Ich dachte, wir könnten vielleicht noch etwas mehr reden. Ist das in Ordnung?«
    Er ließ sich auf den Boden sinken. »Worüber?«
    »Oh, ich … ich weiß es nicht.«
    »Nicht mehr über Träumer, hoffe ich. Ich denke, für einen Abend habe ich meine Seele genug entblößt.«
    Turmfalke lachte über seine gepreßte Stimme. »Nein. Laß uns …« Sie lehnte sich zurück und atmete tief ein, als bereitete sie sich auf eine schmerzhafte Unterhaltung vor. »Ich hatte gehofft, du würdest mir vielleicht etwas über den Otter-Klan erzählen.«
    Sonnenjäger hob die Brauen. »O Turmfalke, verzeih. Ich hätte längst daran denken sollen, daß du dir Fragen über sie stellst.«
    Fragen, Hoffnungen sie wollte unbedingt wissen, was für eine Art Menschen ihre neuen Verwandten sein würden. »Ich denke, du wirst sie sehr gern haben. Und ich weiß, daß sie dich gern haben werden.«
    »Es geht nicht um mich. Nur Wolkenmädchen müssen sie gern haben. Falls mir irgend etwas geschieht, will ich wenigstens wissen, daß es dort jemanden gibt, der liebevoll für sie sorgt.«
    »Ganz bestimmt«, sagte er freundlich. Er brach eine weitere Muschel auf und nahm das kalte Fleisch heraus. Bevor er es in den Mund steckte, fügte er hinzu: »Und was das angeht, daß dir etwas geschehen könnte …«
    »Laß uns nicht … Ich will nicht über meinen Mann sprechen. Bitte, erzähl mir mehr vom Otter-Klan.
    Wie groß ist das Dorf?« Sie blickte ihn ernst wie aus großen Eulenaugen an.
    »Etwa dreißig Leute, vielleicht auch ein paar mehr. Ich weiß nicht genau, wie viele Kinder diesen Winter geboren wurden. Ihr Oberhaupt heißt Melisse. Er ist ein würdevoller, aber lebhafter Mann von dreiundfünfzig Sommern. Ein gutes Oberhaupt. Er …«
    »Und das Dorf liegt in einem Wald, nicht wahr? Direkt an der Küste?«
    Sonnenjäger nickte. »Ja, genau.«
    »Und sie bauen ihre Zelte mit einem Rahmen aus Wal- oder Mammutknochen, den sie mit Häuten überziehen. Das stimmt doch, oder?«
    Er lächelte. »Das alles muß Eiskraut dir erzählt haben.«
    »Ja.« Sie verschränkte die Hände vor dem Schienbein. »Sonnenjäger, hast du je von einer Frau namens Windschatten gehört?«
    Er dachte darüber nach und schüttelte dann den Kopf. »Nein. Warum?«
    »Das war Eiskrauts Mutter. Gestern abend ist mir der Name wieder eingefallen. Ich dachte nur, vielleicht …« Turmfalke zuckte mit der Schulter.
    »Nein, tut mir leid. Ich habe nie von ihr gehört. Ist sie an der Küste geboren worden?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Eiskraut hat mir gesagt, daß sie vom Otter-Klan kam. Ich weiß, daß sie ihm viel über das Dorf und das Meer erzählt hat. Ich habe immer angenommen, daß sie hier geboren wurde, aber ich bin nicht sicher.«
    Die Sterne erschienen allmählich am indigoblauen Nachthimmel. Vor diesem Hintergrund sah ihr von den Flammen beleuchtetes Gesicht unirdisch aus, fast zu schön, um wirklich dieser Welt anzugehören.
    Sonnenjäger konnte die Augen nicht von ihr wenden. »Eiskraut ist also nicht hier zur Welt gekommen?«
    »Nein, er wurde auf der Seenplatte bei meinem Volk geboren. Seine Mutter hat meinen Onkel geheiratet. Sie starb, als Eiskraut noch sehr klein war.«
    »Und du kennst keinen Namen von irgend jemandem aus Windschattens Familie? Hat Eiskraut nie von ihnen gesprochen? Windschatten hat ihm doch sicher von seinen Großeltern, Tanten, Onkeln, Vettern und Kusinen erzählt?«
    »Nein.«
    »Tatsächlich nicht? Oder hat dir Eiskraut nie etwas davon gesagt?«
    »Nein, niemals.«
    Die Verzweiflung in ihrer Stimme, wenn sie von Eiskraut sprach, machte Sonnenjäger betroffen. Er drehte sich um und blickte auf die Muschelschalen, die im Feuer verkohlten. Es war niedergebrannt.
    Er warf ein Stück Treibholz darauf und stocherte mit seinem langen Stock in der Glut, um es wieder in Gang zu bringen. »Erzähl mir von Eiskraut. Wie hat er ausgesehen? Vielleicht kann ich …«
    Er brach ab, als er sah, daß Turmfalkes Mundwinkel zuckten. Sie senkte den Kopf, weinte aber nicht.
    »Er … er war groß. Beinahe ebenso

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