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Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Titel: Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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würdest.«
    »Mach dir keine Sorgen, Großvater«, sagte Balsam. »Ich kann sehr schnell rennen und werde unsere Krieger mit Atlatls in den Händen vor den Zelten haben, bevor Großmutter auch nur zweimal schreien kann.«
    Melisse nickte stolz. »Ja, du rennst wirklich sehr schnell. Du bist der schnellste Läufer im Dorf.
    Behalte uns gut im Auge, Enkel.«
    »Das werde ich tun.« Balsam nahm seinen Atlatl und stellte sich neben Sumach.
    Melisse wandte sich Schwindlige Robbe und Berufkraut zu. »Kommt. Bringen wir's hinter uns.«
    Berufkraut hatte seinen Atlatl in die rechte Hand genommen, in der Linken trug er einen langen Speer.
    Er rollte ihn zwischen den Fingern hin und her, und der Speer wirbelte herum, als wartete er nur darauf, endlich loszufliegen.
    Sie nahmen den Pfad, der auf der östlichen Seite des Hügels hinabführte und sich dann unten durch ein leuchtendes Gewirr von rosa Schneebeerenblüten um den Fuß des Hügels wand. Aus dem Gebüsch rankten Triebe über den Pfad. Melisse ließ sich Zeit und ging vorsichtig, um nicht darüber zu stolpern.
    Er hatte Zweifel, ob seine verschlissenen Knie einen solchen Stoß aushielten. Sie würden sich wahrscheinlich aus reiner Boshaftigkeit auskugeln.
    Und das würde Klebkraut bestimmt gefallen.
    Als sie den Hügel umgangen hatten, kam die Schwitzhütte wieder in Sicht. Klebkraut hatte sie groß genug für zehn Männer gebaut, doch hatte er niemanden eingeladen, mit ihm an der Reinigungszeremonie teilzunehmen. Um die Wände schwebte ein schimmernder Schleier aus Dampf.
    Melisse holte tief Luft, um sich Mut zu machen, umging den Brennholzstapel und blieb vor dem Türvorhang stehen. An seiner Seite gingen Schwindlige Robbe und Berufkraut. Berufkraut hielt seinen Atlatl fest umklammert. Der Speer war eingelegt und schußbereit.
    Die alten Augen von Schwindlige Robbe zuckten wild hin und her. Im orangefarbenen Schein des Feuers sah er wie ein Sterbender aus.
    »Klebkraut!« rief Melisse. »Es tut mir leid, daß ich dich stören muß, aber ich möchte mit dir sprechen.
    Es ist dringend.« Keine Antwort.
    »Die zwei Männer, die die Frau namens Turmfalke suchen, sind angekommen … Hast du mich gehört?«
    Melisse humpelte näher und hielt ein Ohr an den Tiirvorhang. Drinnen zischten heiße Steine, doch sonst war nichts zu hören. Keine Bewegung, kein Atmen. »Klebkraut! Bist du da? Ich bin’s, Melisse.«
    Mit äußerster Vorsicht zog Melisse den Tiirvorhang zurück und blickte in eine vollständige Finsternis.
    »Berufkraut! Bitte wirf mehr Holz auf das Feuer vor dem Eingang!«
    Berufkraut gehorchte, und als die Flammen höher aufloderten, erhellte sich das Innere der Hütte ein wenig. Dampf schimmerte darin wie von der Sonne beschienener Nebel. Melisse hängte den Tiirvorhang an seinen Haken und schlüpfte hinein.
    Mehrere farbige Körbe standen ordentlich aufgereiht entlang der hinteren Wand, und Klebkrauts Fellager befand sich auf der Südseite der Feuerstelle. Im Moment füllten aufeinandergestapelte heiße Steine die Feuerstelle in der Mitte der Hütte, doch vorher hatte ein Feuer darin gebrannt. Um die Steine herum lag weiße Asche. Auf einem Baumstamm entlang der nördlichen Wand standen mit Ahorn, Walnüssen und Streifen getrockneten Fleisches gefüllte Schalen aus Seeohrschneckenhäusern.
    Melisse schüttelte den Kopf. Welch ein alter Dummkopf Klebkraut doch war. War ihm nicht klar, daß in dem feuchten Klima einer Schwitzhütte Nüsse und Fleisch bald schimmeln würden? Und wenn er sie so nah am Boden stehen ließ, war das eine offene Einladung für jedes Nagetier im Umkreis von zwei Tagesmärschen. Auch sein Lager würde schimmeln und hart werden.
    Melisse runzelte die Stirn. Aber natürlich wußte Klebkraut das alles. Warum sollte er so offensichtliche Fehler machen? Es sei denn, er denkt nicht normal. Nicht wie ein Mensch. Melisse fingerte an seinem Kinn herum, während er die Körbe, feuchten Felle und heißen Steine betrachtete.
    Schwindlige Robbes Atem klang halberstickt, als er in die dunkle Hütte schaute. Sumach hatte Melisse schon vor Tagen berichtet, daß Klebkraut täglich den halben Vormittag damit zubrachte, auf der Wiese nach Pflanzen zu suchen, die er niemanden sehen ließ.
    »Kein Wunder, daß Klebkraut die Schwitzhütte so groß gebaut hat«, sagte Melisse. »Er hat alles, was ihm gehört, hierhergebracht. Das ist nicht nur eine Schwitzhütte, er will hier wohnen.«
    Schwindlige Robbe schlüpfte tapfer hinter Melisse hinein und sagte mit

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