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Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Titel: Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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zurückzugehen.« Sie streckte die Hände nach ihm aus. Tannin war in der Vergangenheit ihr Freund gewesen. Wenn sie von ihrem Mann, Stechapfel, besonders schlimm geschlagen worden war, hatte Tannin ihr immer in seiner Hütte Zuflucht gewährt.
    Seine Frau, Rufender Kranich, kümmerte sich dann um Turmfalkes Verletzungen. Wenn sie die blutenden Wunden wusch, die Turmfalkes Gesicht und Brust bedeckten, hatte sie ihr immer freundlich Mut zugesprochen.
    »Er wird mich töten, Tannin. Du weißt, daß er mich töten wird. Du hast gesehen …«
    Tannin schlug gegen ihr Kinn. Sie stolperte rückwärts. Er stand drohend über ihr, seine Nasenlöcher waren vor Zorn geweitet. »Du verdienst den Tod für das, was du getan hast. Du und dein dreckiger Vetter.« Er packte sie an dem mit Fransen besetzten Ärmel ihres Kleides und zwang sie zu einem torkelnden Trab über den nassen Sandstein. Wacholderbäume und Buschwerk klammerten sich an das bißchen Erde, das sich in den Löchern und Vertiefungen im Felsen gesammelt hatte. Turmfalke wankte hindurch. »Laufen, habe ich gesagt.«
    Turmfalke taumelte so schnell sie konnte vorwärts und versuchte dabei, den verstreut wachsenden Salbeibüschen auszuweichen, die sich am Saum ihres Kleides festhakten.
    Sie begann, die andere Seite des Bergkammes zum Dorf hinabzusteigen, wo siebzehn Grashütten einen ungleichmäßigen Halbkreis bildeten. Einige standen auf dem Kamm, die anderen waren über den Hang verstreut. Jede Hütte war nach Osten ausgerichtet, so daß sie Vater Sonnes Frühmorgensegen empfangen konnte. Ihre eigene Hütte auf der Ostseite des Dorfes lag etwas abseits, sie war von einem dichten Wacholdergehölz umgeben, an dessen beerenbehangenen Ästen der kalte Wind rüttelte.
    Ihr Volk wanderte dreimal in einem Jahresumlauf. Im Herbst packten sie ihre Hütten und ihren Besitz zusammen und machten sich, rechtzeitig zur Wasservogelwanderung, auf den Weg zu den Ufern des Großen Nördlichen Sees. Im Sommer liefen sie zehn Tage lang nach Osten, um mitten in den Auen zu sein, wenn das Gras sich aussäte. Dieses Dorf - Wacholder-Dorf - diente als Winter- wie als Frühlingslager, und ihr Klan verbrachte die meiste Zeit hier.
    Als Turmfalke vor Jahren geheiratet hatte, war ihre Wahl auf diesen abgeschiedenen Platz gefallen.
    Später hatte sie diese Entscheidung bereut. Ihr Mann war ein bedeutender Händler, der die Hälfte jedes Jahresumlaufs unterwegs war, sein Floß am Ufer der riesigen Seen entlangstakte und bis zu der regnerischen Meeresküste weit im Norden reiste. Wie hatte sie das nur so lange aushalten können?
    Immer hatte sie Ausschau nach ihm gehalten, hatte gewartet. Nachts hatte sie sich allein unter ihren Fellen verkrochen, und keiner sprach mit ihr, außer dem Wind. Die Einsamkeit hatte sie verrückt gemacht.
    Bis Eiskraut kam …
    Wenigstens Eiskraut war entkommen. Sie hatten sich getrennt, um ihre Verfolger zu verwirren, doch Turmfalke wußte, daß Eiskraut nach Westen geflohen war. Er war ein schneller Läufer, der schnellste im ganzen Dorf. Vielleicht saß er jetzt schon an der Küste des weit entfernten Ozeans, beim Volk seiner Mutter, dem Otter-Klan.
    Danke, Alter-Mann-Oben. Ich weiß, ich bin einer solchen Gabe nicht würdig, doch ich danke dir, daß du ihn beschützt hast.
    Turmfalke legte eine Hand auf den Leib und glaubte den Herzschlag des Kindes zu spüren. Er hatte einen anderen Rhythmus als ihrer, so wie bei Eiskraut, als sie letzten Herbst unter einem Berg von Fellen beisammen gelegen hatten. Sie hatte gewußt, welch großes Risiko sie einging, aber sie war es willig und dankbar eingegangen. Eiskrauts Wärme hatte die Kälte aus ihrer Seele vertrieben.
    Den ganzen Winter hindurch hatte sie es geschafft, ihren Zustand unter dicken Kleiderschichten zu verbergen. Nicht einmal Stechapfel hatte Verdacht geschöpft. Sie hatte die übliche Zeit mit den anderen Frauen in der Menstruationshütte verbracht, so als ob alles normal wäre. Doch als Frühlings-Mädchen begann, ihren warmen Atem über das froststarre Land zu hauchen, hatten die Leute mißtrauische Blicke auf Turmfalkes schwere Kleidung geworfen. Kurz nachdem Stechapfel nach Norden aufgebrochen war, um mit dem See-Volk Handel zu treiben, hatte das Gerücht sich verbreitet.
    »Au!« schrie Turmfalke auf, als sie am Rande des Dorfes auf einem nassen Felsstück ausrutschte und sich den Fuß vertrat. Ihre Schritte wurden unsicher.
    Tannin schrie: »Willst du hier im Schlamm sterben?«
    »Ich … ich laufe ja,

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