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Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Titel: Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Otter-Klan gesagt hatte, recht gehabt. Sie waren ehrenwerte Leute.
    Stechapfels stahlharter Blick glitt zu Turmfalke. Die Art, wie sie Sonnenjäger berührte, die Leichtigkeit, mit der ihre Finger über ihn dahinstrichen, schienen ihn in Bann zu schlagen. Es war, als verstünde er die Vertrautheit, die darin erkennbar wurde. Seine Augen funkelten voller Wut. Drohend verzog er den faltigen Mund.
    Turmfalke sah ihn kaum an. Sie wusch Sonnenjägers Wunden völlig rein und warf dann den Schwamm in den Kochbeutel. Die zitternden Hände legte sie im Schoß zusammen und preßte sie fest ineinander. Sie wollte ihren Atlatl nicht anrühren. Dann nahm sie ihren ganzen Mut zusammen und blickte ihren Mann offen an.
    »Niemand kann dich beschützen, Turmfalke. Hörst du mich?« schrie er. Mit einem weinerlichen Flüstern fuhr er fort: »Ich habe dir alles gegeben, und du hast dich gegen mich gewandt! Du bist kalt wie Eis geworden.«
    »Du hast die Wärme aus mir herausgeprügelt, Stechapfel.«
    »Nur zu deinem Besten habe ich dich geschlagen. Ich mußte dir beibringen, wie eine ordentliche Frau sich benimmt.«
    Turmfalke war wie betäubt. Das Zittern hörte auf. Sie konzentrierte sich auf Sonnenjäger, erinnerte sich an seine Sanftheit. Wäre sie krank oder läge im Sterben, ja selbst noch in Hunderten von Jahren im Land der Toten, würde die Erinnerung seines an den ihren gepreßten warmen Körpers sie trösten.
    Sie legte die Fingerspitzen auf sein Handgelenk und zog Kraft aus dem stetigen Schlag seines Herzens.
    Stechapfel rief: »Du bist wie eine läufige Hündin. Alle wissen, daß du beim erstbesten Mann die Beine breitmachst. Zuerst begehst du Blutschande mit deinem Vetter, und dann verführst du einen Träumer.
    Im Namen von Alter-Mann-Oben: Ist denn keiner vor deiner Hexerei sicher?«
    Bei dem Wort fuhr Berufkraut auf, als wäre er geschlagen worden. In Melisses Augen glomm ein Funke auf, Schwindlige Robbe machte einen unsicheren Schritt zurück.
    Sumach warf ihren Schwamm in den Kochbeutel, bedachte Stechapfel mit einem verächtlichen Blick und legte die Hand ruhig auf Turmfalkes Arm. »Nun sag uns die Wahrheit, Turmfalke. Hast du Blutschande begangen?«
    Turmfalke blickte ihr in die forschenden alten Augen. Frauenaugen! In ihnen lag mehr Wissen über Klanangelegenheiten, als Turmfalke je besitzen würde. Eine gerechte Behandlung war ihr sicher. »Ich weiß es nicht, Sumach. Nach den Gesetzen des Bär-Schaut-Zurück-Klans, ja.« Die Menschenmenge schnappte wütend nach Luft, und mehrere der Männer verfluchten Turmfalke offen. Sie holte tief Atem und wartete darauf, daß der Lärm verebbte., Aber mein Geliebter behauptete, er sei ein Mitglied eures Klans, da seine Mutter vom Otter-Klan stammte. Er war der Sohn des Bruders meines Vaters, und deshalb sah er mich nicht als seine Kusine an.«
    Sumach umklammerte Turmfalkes Arm nun so fest, daß es weh tat. Sie nickte. »Wie hieß seine Mutter?«
    »Windschatten.«
    Ein bestürzter Schrei erklang von der anderen Seite des Feuers, und Turmfalke drehte sich um. Das Herz schlug ihr bis in den Hals. Sie konnte das Gesicht der Frau erst erkennen, als sie sich zum Licht durchgedrängt hatte. Es war das häßliche alte Weib, das Turmfalke vorher gefolgt war, die Frau namens Yuccadorne. Der Mund der Frau zuckte. »Windschatten war meine Enkelin. Sie wurde entführt, als sie gerade zehn Sommer alt war. Wir haben nie erfahren, was mit ihr geschehen ist…« Yuccadorne schluckte. »Ist sie noch am Leben? Wo ist sie?«
    »Nein«, antwortete Turmfalke. »Leider nicht. Sie ist gestorben, als Eiskraut, ihr Sohn, noch sehr klein war. Sie wurde bei einem feindlichen Überfall getötet. Aber sie hat euch nie vergessen. Sie hat Eiskraut Geschichten von euch allen erzählt.« Sie hatte einen Kloß im Hals. »Jede Nacht, bis zu ihrem Tod. Mein Klan erwartete, daß Eiskraut sich auf die Verwandtschaft zu seinem Vater berufen würde, aber das hat er nie getan. Er hat sich immer als euer Verwandter gesehen. Er … er wollte mich hierherbringen, und wir wollten bei euch leben und unsere Kinder nach den Gebräuchen des Otter-Klans aufwachsen lassen.«
    »Dann warst du nicht seine Kusine«, erklärte Yuccadorne entschieden. Angewidert starrte sie Stechapfel an. »Deine Frau hat keine Blutschande begangen.« Sie wandte sich wieder an Turmfalke.
    »Wo ist das Baby, das du bei dir haben solltest? Ist es das Kind, das wir heute nacht gefunden haben?
    Es wäre dann mein Ur-Urenkel.«
    Turmfalke senkte den

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