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Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste

Titel: Vorzeitsaga 05 - Das Volk an der Küste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Leben war, starrten sie Turmfalke neugierig an. Sie beobachtete alles mit ausdrucksloser Miene.
    Balsam kam mit Sumachs besticktem Geist-Pflanzenbeutel und einem Wasserbeutel wieder aus dem Zelt hervorgeschossen. Er drängte sich durch die Menge und legte sie neben Turmfalke nieder. »Hier, Großmutter.«
    »Danke, Balsam.« Sumach schaute mit zusammengekniffenen Augen einen alten Mann an, der wie eine besorgte Glucke um Sonnenjäger herumflatterte. »Schwindlige Robbe, bring einen Kochbeutel und einen Dreifuß her! Wir müssen etwas Wasser erhitzen, damit wir seine Wunden waschen können.«
    »Ja, Sumach.« Der alte Mann lief davon.
    Sumach fragte: »Melisse, wo ist das Fell, das du vorhin über den Schultern hattest? Hol es her!
    Sonnenjäger ist eiskalt.«
    Turmfalke kniete neben Sonnenjäger nieder und legte die Hand auf seine Stirn. Heilige Geister, er war wirklich eiskalt. Ihr Magen zog sich zusammen. Sie konnte die Blicke der Menge auf sich gerichtet fühlen. Die Leute beobachteten genau, wie sie Sonnenjäger berührte, und machten sich tuschelnd ihre Gedanken darüber. Mühsam versuchte sie, ihre Gefühle verborgen zu halten.
    »Berufkraut«, fragte Turmfalke, als sie aufblickte, »kannst du mir bitte dein Messer geben?« Er zog die fein behauene Feuersteinschneide aus seinem Gürtel und reichte sie ihr mit dem Horngriff voran.
    »Danke.« Sie wandte sich Sumach zu, die neben ihr kniete. »Ich werde jetzt Sonnenjägers Hemd aufschneiden, damit wir uns seine Brust richtig anschauen können.«
    Sumach nickte.
    Turmfalke ballte ein paar Sekunden lang die Hände zu Fäusten, damit sie ruhiger wurden. Dann zog sie das blutverkrustete Leder beiseite und schnitt es von Sonnenjägers Armen los. Der Schein des Feuers fiel flackernd auf die von riesigen Zähnen gerissenen Wunden, und die Menge gab Laute des Entsetzens von sich. Plötzlich sprachen so viele Menschen auf einmal, daß Turmfalke nur Bruchstücke verstehen konnte:
    »O nein! Schau dir diese Bißwunden an!«
    »… nur ein Bär …«
    »Es könnte eine Raubkatze gewesen sein, wenn sie aus einem Baum auf ihn herabgesprungen ist.«
    Turmfalke arbeitete schweigend. Sie wußte, daß Stechapfel sie haßerfüllt beobachtete. Doch jetzt durfte sie nicht über ihn nachdenken - noch nicht. Nicht bevor sie sicher wußte, daß Sonnenjäger wirklich dem Tod entronnen war.
    Während Turmfalke die Ärmel aufschnitt und vorsichtig wegzog, so daß das blutige Fleisch darunter zum Vorschein kam, nahm Sumach den Kochbeutel und den Dreifuß von Schwindlige Robbe und warf zwei heiße Steine in das Wasser. Eine große Dampfwolke zischte auf. Danach nahm sie ein kleines Säckchen aus ihrem Beutel mit Geist-Pflanzen und band es auf.
    »Was ist das?« fragte Turmfalke.
    »Zerriebenes Fettholz mit Seesalz vermischt. Die bösen Geister hassen es, weil es so schlecht schmeckt. Es hält die Wunden rein. Wirst du mir beim Waschen helfen?«
    Ja
    Sumach zog zwei trockene, zusammengeschrumpfte Schwämme aus ihrem Beutel und warf beide in die warme Heilflüssigkeit. Die Schwämme sogen sich voll Wasser und quollen dabei auf. Einen der tropfenden Schwämme gab sie dann an Turmfalke weiter, die ihn über Sonnenjägers Brust ausdrückte.
    Dabei achtete sie darauf, daß die Flüssigkeit sich eine Weile auf dem geronnenen Blut sammelte und es aufweichte. Sumach stellte den Dreifuß zwischen sie beide, und Turmfalke tauchte ihren Schwamm wieder ein und behandelte Sonnenjägers rechten Arm, der schrecklich zerkratzt und zerbissen war, auf die gleiche Art. Sumach drückte währenddessen ihren Schwamm über Sonnenjägers mit Bißwunden übersäten Beinen aus.
    »Heiliger Alter-Mann-Oben«, flüsterte Sumach. »Ich wette, er hat genug Blut verloren, um einen kleinen Teich damit zu füllen.«
    »Als wir ihn fanden, war der Waldboden um ihn herum blutdurchtränkt«, bemerkte Berufkraut.
    Sumach schüttelte ihren alten Kopf und seufzte. »Es ist kein Wunder, daß er das Bewußtsein verloren hat. Das ist sein Glück. So spürt er die Schmerzen nicht. Nun braucht er die richtige Pflege. Er wird wieder gesund, Turmfalke. Ich werde seine Beine waschen, wenn du mit der Brust und den Armen weitermachst.«
    Turmfalke nickte, tauchte ihren Schwamm wieder ein und begann, Sonnenjägers linken Arm sanft zu reinigen. Dieser war weniger stark verletzt als der rechte, und sie hatte die Bißwunden schnell ausgewaschen. Noch einmal floß das Blut aus den offenen Wunden. Sie wrang den Schwamm aus und tauchte ihn wieder

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