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Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Titel: Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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sein furchtbarer Selbstmord bekanntgeworden. Während der langen Zeit seitdem hatte Höhlengräber gewartet und gehofft, daß Sternmuschel käme. Statt dessen hatte er nur die wildesten Gerüchte gehört.
    Es wurde erzählt, daß Sternmuschel und Langer Mann, der Zwerg von den Langschädeln, verschwunden seien. Und mit ihnen die unselige Maske.
    Später hatte er gehört, sie sei eine Hexe geworden, die mit der Maske vor dem Gesicht, für die Menschen unsichtbar, nachts umherwandere. Es wurde auch erzählt, daß sie und der Zwerg ein Liebespaar geworden seien, das sich in den Wäldern verberge und nachts verlassene Gehöfte ausraube.
    Höhlengräber wußte nur, daß seine Tochter in Not war - aber das hatte er schon vor der Beisetzung seiner Frau gewußt.
    Ich habe sie mit Langer Mann nach Süden geschickt, ich hätte ihr lieber verbieten sollen, zu den Sonnenhügeln zurückzugehen.
    Doch das hätte er gar nicht tun können, denn als Ehefrau mußte sie ein Kind versorgen und hatte auch der Familie ihres Mannes gegenüber Verpflichtungen.
    Das vergebliche Warten hatte ihn gezwungen, die Besuche bei seinen Vettern zunächst einmal aufzuschieben. Und wenn sie nun gekommen wäre? Ihn nicht angetroffen hätte? Aber nein, sie wäre sofort zum Hof seines Bruders gegangen und dort in Sicherheit gewesen.
    Höhlengräber kam an der ersten Schutzhütte vorbei, die die fremden Krieger sich gebaut hatten. Es hatten mindestens zwei Männer darin geschlafen. Er schaute sich um und zählte mehr als dreimal zehn der behelfsmäßigen Unterkünfte. Und wie viele Männer waren noch im Haus der Kriegergesellschaft untergebracht? Sein Blut erstarrte. Er hielt sich die Hand zum Schutz gegen die grelle Sonne vor die Augen. Er sah eine große Menschenmenge, die sich vor dem Haus versammelt hatte.
    Als er sich näherte, kamen fünf und zehn Krieger die Heilige Straße entlang. Sie trugen Kampfhemden und aus Weiden geflochtene Schilde, und ihre Speere glänzten im Sonnenlicht. Sie bewegten sich so wachsam wie Wölfe auf der Pirsch.
    Langsam ging Höhlengräber zum Haus der Kriegergesellschaft. Der Bau war mindestens vierzig Schritte lang und fast ebenso breit. Im Notfall konnte Sternhimmelstadt eine stattliche Anzahl an Kriegern aufbieten - bei den Clans dieses Gebiets gehörte jeder vierte Mann der Kriegergesellschaft an.
    »Höhlengräber«, rief jemand. »Da kommt er.« Die Menschen machten ihm Platz, und alle Augen waren auf ihn gerichtet.
    Drei Biber, ein Angehöriger des Würgkirschenclans im Gebiet von Sternstadt, trat vor und sprach:
    »Wo warst du?« »Bei meinen Vettern. Was geht hier vor?« Drei Biber musterte ihn verlegen. »Deine Tochter - ist sie da?« »Nein.«
    »Die Krieger der Mondmuschelclans sind auf der Suche nach ihr. Du hast die Geschichten über die Maske gehört? Ihr Kriegsherr, Wanderdrossel, will sie haben.« Drei Biber zögerte. »Unbedingt um jeden Preis!«
    »Was heißt das um jeden Preis?«
    »Genau das, was ich sage. Und mach uns nichts vor.« Drei Biber legte eine Hand warnend auf Höhlengräbers Arm. »Wenn du sie versteckst, wird dir das nicht gut bekommen, Ältester. Sie werden uns alle töten, um sie zu finden.«
    Inzwischen war die Menschenmenge noch größer geworden. Höhlengräber nickte denen zu, die er kannte. Die Krieger des Mondmuschelclans, die vor der Tür standen, verharrten regungslos und beobachteten ihn. Einige schlugen mit Stöcken auf ihre Schilde zum Zeichen ihrer Ungeduld.
    Schlag keine Funken«, sagte Drei Biber warnend, »denn der Zunder ist sehr trocken.«
    Höhlengräber nickte und bahnte sich den Weg zum Haus. »Geh hinein«, befahl ihm ein Krieger.
    »Wanderdrossel erwartet dich.«
    Höhlengräber spürte, wie seine Kehle trocken wurde. Welches Unglück war Sternmuschel widerfahren? Er spürte die Spannung und die Feindschaft zwischen den Kriegern von Sternhimmelstadt und den Männern aus dem Süden. Trockener Zunder - in der Tat.
    Geduckt trat er ein. Höhlengräber war noch nie hier gewesen, denn er hatte noch an keinem Krieg teilgenommen. Er diente seinem Clan als Sprecher und hatte noch andere öffentliche Ämter inne. Bei seinem Eintritt verstummte alles.
    Die Krieger standen dicht gedrängt im Raum. Es roch nach ungewaschenen Menschen, nassen Stoffen und rauchgebeiztem Leder.
    Langsam paßten sich seine Augen dem Licht an; er sah Kriegstrophäen an den Wänden hängen: bemalte Schädel, Masken und Fetische, Speere und Keulen.
    Er nahm alles wahr in dem Raum, und sein Magen

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