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Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Titel: Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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Hölle hinaus in die Nacht - dann stürzte das brennende Dach ein.
    Trotz seines schmerzenden Brustkorbs brüllte er heiser: »Die Frau ist geflohen! Mondnarbe!
    Trabender Hund! Schnell! Sie wird sich ein Kanu nehmen wollen! Lauft, ihr Idioten!«
    Er bückte sich, drehte Wolf der Toten vorsichtig um und legte ein Ohr auf die Brust seines Blutsbruders. Das Herz schlug noch ganz schwach.
    »Lebt er noch?« fragte Einarm, der sich aus der Masse der Gaffenden vorbeugte.
    »Er lebt noch. Aber die Frau… die darf nicht mehr leben! Ihr müßt sie finden! Los! Ich will sie haben, bevor die Nacht vorbei ist.«
    Stirb nicht, mein Freund. Du darfst nicht sterben. Es wäre mein Fehler. Alles mein Fehler.
    Grizzlyzahn blinzelte, um wieder klar sehen zu können. Den Schmerz, den er im Feuer gar nicht gespürt hatte, fühlte er jetzt um so qualvoller. Blasen hatten sich auf seiner Haut gebildet. Seine Augen taten ihm so weh, als hätte er heiße Steine in den Höhlen.
    Er sah das brennende Haus und tobte innerlich vor Wut. Perle, ich kann deine Angst verstehen, aber hierfür wirst du bezahlen. Wenn ich mit dir fertig bin, wirst du mit deinen Anhinga wünschen, du wärst nie geboren worden.
    Er ballte die Faust, aber die Verbrennungen auf seiner Hand ließen ihn zusammenzucken.
    Ich schwöre es vor den Geistern meiner Ahnen!
    Vielleicht ist der Winter meiner Seele vorüber?
    Dieser Gedanke gab Sternmuschel neuen Mut. Sie ging über den unebenen Pfad und sah frische Hirschspuren auf dem dunklen Boden.
    Mit den Fingern streifte sie über Zweige und Büsche, die alle schon Knospen trugen. Vor ihr stieg der Hang auf zu der Warte, wo sie zur Tagundnachtgleiche ihre Andacht gehalten hatten.
    Vogelgezwitscher war zu hören, und überall erwachte das Land zu neuem Leben, um den vierten Mond des Jahres zu begrüßen.
    Sternmuschel hielt an einem moosbewachsenen Kalkstein an. Wasser rann über felsigen Grund und sammelte sich in einem Becken. Sie eilte dorthin, prüfte das Wasser mit den Fingerspitzen, und da es ihr erträglich erschien, schlüpfte sie aus ihrem Kleid und watete ins Wasser. Seine Kühle belebte und stärkte sie.
    Sie genoß die Erfrischung, tauchte und holte eine Handvoll Sand vom Grund und rieb sich damit ab.
    Wie eine Forelle bewegte sie sich in dem klaren Wasser, und zum ersten Mal seit vielen Monden fühlte sie sich sauber und frisch.
    »In allen Geschichten ist das der Augenblick, in dem feindliche Krieger ein Mädchen rauben.«
    Sternmuschel unterdrückte einen Schrei, da stand Grüßt die Sonne auf den Felsen, die muskulösen Beine gespreizt, die Hände in die Hüften gestemmt. Das Sonnenlicht warf einen bläulichen Schimmer auf sein glattes rabenschwarzes Haar.
    »Hast du mich erschreckt!«
    Sein Lächeln verzauberte sie. »Ich gehe sofort und komme wieder, wenn du angezogen bist.«
    Sie sah an ihrem nackten Körper hinunter und wurde sich bewußt, wie schön er war. Während der anstrengenden Tage auf ihrer Wanderung hatte sie abgenommen, aber ihre Muskeln hatten an Spannkraft gewonnen. Sie richtete sich stolz auf. »Was wolltest du denn?«
    Er verlor etwas an Farbe. »Ich muß mich entschuldigen. Ich habe dich von da oben gesehen.« Er zeigte zum Hang hinauf. »Da dachte ich, wir könnten etwas reden. Dann… nun ja, ich ging dann zu der Felsspitze und…«
    Sie lachte leise, als sie seine Verwirrung sah, watete aus dem Wasser und wrang ihr Haar aus. »Und da hast du nicht gewußt, was du machen sollst, bist einfach stehengeblieben und hast gegafft.«
    Er wollte das mit einem Achselzucken abtun, aber dann senkte er den Blick. »Du bist eine schöne Frau, Sternmuschel, und du erregst mich.«
    Sie zog sich das Kleid über und betrachtete ihn. »Du erregst mich ebenfalls, Grüßt die Sonne.«
    Er war verwirrt. »Ich?«
    Sie setzte sich auf eine Kalksteinplatte in die Sonne, lockerte mit den Fingern ihr Haar zum Trocknen auf und sagte: »Ja, das tust du.«
    Unsicher ging er zu ihr und setzte sich neben sie. »Die meisten Frauen interessieren sich nicht für mich.«
    »Das ist schwer zu glauben, denn du siehst sehr gut aus.«
    Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Die Verletzlichkeit, die sich in seinen sanften Augen zeigte, ließ ihre Seele erzittern: Dieser Mann würde ihr nie weh tun. Ihm könnte ich vertrauen.
    Grüßt die Sonne runzelte die Stirn. »Die Frauen verlieren bald das Interesse an mir. Ich weiß nie, was ich sagen soll. Vor allem hasse ich diesen Druck, heiraten zu müssen.« Er warf eine Eichel in

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