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Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Titel: Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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haben ihre Gehöfte und Familienhügel entlang der Klippen und Terrassen, es ist noch etwa zwanzig oder dreißig Speerwürfe weit. Jetzt müssen wir ruhig sein und beten, daß niemand unterwegs ist in der Nacht.«
    »Außer Dummköpfen wie wir«, ergänzte Grüne Spinne. »Wie werden sie sich freuen, daß wir unterwegs waren.«
    »Idiot!« schimpfte Schwarzschädel.
    Da hörten sie Geschrei in der Ferne. Otter sah, wie Wachfeuer aufloderten, eins nach dem anderen, entlang der Klippen.
    Sein Herzschlag raste, und eine schreckliche Angst umschloß sein Herz wie eine eisige Faust. »Jetzt haben sie uns entdeckt.«
    Perles ganzer Körper prickelte. Sie kauerte in einer Ecke im Haus von Wolf der Toten, den nackten Rücken gegen das stachelige Schilf der Wand gepreßt. Der Schweiß rann ihr über den Leib, Strähnen ihres Haares klebten an ihren Brüsten und verbargen sie teilweise vor seinem gierigen Blick.
    In der Mitte des Raums glimmte Glut in einem Herd. In ihrem rötlichen Schein sah Wolf der Toten aus wie ein Scheusal, das nicht von dieser Welt zu sein schien. Er sagte nichts mehr, aus seiner Schnauze stieg nur ein tiefes Heulen auf, während er auf allen vieren durch den Raum pirschte. Mit seiner langen Nase schnüffelte er an seiner Schlafmatte und stieß dann die Atlatls, die Speere, Äxte und andere Geräte an, die auf der Bank an der Nordwand lagen. Kupfer, Schneckengehäuse, Glimmerplatten, Bleiglanzklumpen und glasiges Obsidian bedeckten die anderen Bänke; Bahnen aus feinen Stoffen in allen Farben hingen von der Decke. Netztaschen voll mit heiligem Feuerstein, genug, um damit in der ganzen Welt Blutopfer zu bringen, baumelten an Wandhaken. Schnüffelnd kroch Wolf der Toten weiter durch den Raum und ließ Perle dabei nie aus den Augen.
    Sie war vor Entsetzen wie gelähmt. Ein gespenstischer gelber Schein lag über seinen Augen, und seine Bewegungen erinnerten sie an die roten Wölfe, die manchmal um die Feuer der Anhinga schlichen.
    Er hatte die Türklappe zurückgeschlagen, um den kühlen Nachtwind einzulassen. Ein Fluchtweg?
    Durch die Öffnung sah sie die Menschen, nur einen Speerwurf entfernt, um das riesige Freudenfeuer springen. Gelächter und Geschrei hallten über die Klippen.
    Würden sie die ganze Nacht feiern? Man hatte sie und Wolf der Toten schon vor längerer Zeit allein gelassen, damit sie das Begattungsritual, wie sie es nannten, fortführen konnten. Doch Perle nahm an, daß sie die perversen Auswüchse von Wolf der Toten schon zur Genüge kannten und statt dessen lieber den Geschichten von Grizzlyzahn über die Clans im Süden zuhörten.
    Denk nach, Perle! Denk nach. Du findest einen Ausweg!
    Sie befeuchtete mit der Zunge ihre trockenen Lippen und sagte: »Wolf der Toten!« Dabei versuchte sie das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken. »Was willst du noch von mir? Du hast mich vor den Augen des ganzen Dorfs genommen. Haben dich ihre Jubelrufe und ihre Lobgesänge nicht schon befriedigt? Wir sind jetzt alleine. Wenn ich dein Weib sein soll, dann sprich zu mir wie ein Mann.«
    Und er war doch ein Mann ? Sah sie denn nicht, wie das Wolfsfell über ihm hing wie eine Decke?
    Aber der Kopf… was konnte das sein?
    Wolf der Toten neigte den Kopf und beäugte sie mit einem glitzernden Auge. Er legte zuerst die rechte Hand auf den Boden, dann die linke und schlich lautlos auf sie zu wie ein halbverhungertes Tier. Er schien kaum zu atmen, langsam senkte er den riesigen grauen Kopf, die Muskeln seiner Arme und Beine schwollen an und spannten aus sich. Sie hatte richtige Wölfe gesehen, so verhielten sie sich, bevor sie auf ein Kaninchen sprangen und es zerrissen.
    Perle lehnte sich an die Wand und machte sich auf seinen Angriff gefaßt. Ihr Bewegungen schienen ihn zu erregen. Ein fremdartiger grollender Laut kam aus seiner Kehle - halb menschliches Gelächter, halb wölfisches Knurren.
    Er machte einen schnellen Satz auf sie zu, dem sie ausweichen wollte, aber sein sehniger Arm packte sie um die Hüften und zerrte sie zu Boden. »Nein! Bitte!« Sie schrie, trat und bohrte ihre Nägel in sein Fleisch, bis das warme Blut über ihre Hände lief.
    Er ließ ein unheimliches Heulen hören und zeigte seine Fangzähne. Perle schrie, als er sich auf ihre Kehle stürzte. Sie wälzte sich zur Seite - dabei streiften ihre Finger glattes Holz unter einer Bank. Es gelang ihr, einen Fuß gegen seine Brust zu stemmen, und in Todesangst trat sie mit aller Kraft dagegen, bis er hintenüberfiel. Sie zog die

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