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Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Titel: Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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verhindern. »Bitte, sprich weiter, Schweigsame Eule, ich erwarte deinen Rat.«
    Grüne Spinne rülpste, was Otter mißfiel. Dann sagte er: »Denk über folgendes nach, berühmter Clanführer. Wir bieten dir die Erfüllung deines größten Wunsches an. Der Zufall fliegt schnell wie eine Schwalbe, hierhin und dorthin. Willst du diesem Vogel erlauben zu fliegen und die Sehnsucht deines Volks erfüllen?«
    Der Clanführer musterte Grüne Spinne, bevor er antwortete. »Die Khota sind unsere Nachbarn. Vor nicht sehr langer Zeit, mein Volk erinnert sich noch gut daran, kamen sie von Norden und nahmen das Land in Besitz, in dem sie heute noch leben. Es gehörte den Ilini.«
    Dreibein und eine der alten Frauen hatten sich vorgebeugt und redeten beide auf Ilini. Etwas in ihrem Benehmen deutete Schwierigkeiten an.
    Schweigsame Eule hob eine Hand, um seine Ratgeber zu beruhigen, und wandte sich dann an Otter.
    »Wenn du einen ihrer Kriegertrupps vernichtet hast, werden sie dich gnadenlos verfolgen. Ich rate dir, diese Nacht hier auszuruhen. Iß dich satt und schlafe in Frieden. An deiner Stelle würde ich mich aber mit dem ersten Morgenlicht davonmachen.«
    Grüne Spinne hüpfte noch immer auf allen vieren herum. »Niemals! Nicht die Khota! Alles Feiglinge!
    Ich kann sie sehen, wie sie in ihren Hütten zittern. Sie würden uns nicht um die Welt jagen. Nein, sie würden Wasserfuchs erlauben, ihren Ahnen ins Gesicht zu spucken, ihre Anführer zu beleidigen! Sie lachen! Sie ducken sich! Seht ihr sie?«
    Otter schloß kurz die Augen und stellte sich die Khota vor, wie sie sich in Wut steigerten. Er sah das häßliche Gesicht von Wolf der Toten, verzerrt vor Haß. Als er die Augen wieder öffnete, flüsterten die Ratgeber von Schweigsame Eule erneut und schauten argwöhnisch auf Otter und Schwarzschädel.
    Der Anführer des Haselnußclans bedeutete ihnen zu schweigen und sagte: »Du steckst tief in Schwierigkeiten, Händler. Ich würde genau aufpassen, was dein Verdreher sagt. Er weiß mehr als wir alle.«
    Otter fühlte ein lähmendes Gefühl der Unausweichlichkeit. Der Verdreher beobachtete ihn, und sein Blick war von schneidender Schärfe.
    Die Decke bis zum Kinn gezogen, lag Perle flach auf dem Rücken. Eine innere Unruhe ließ sie nicht einschlafen. Sie lauschte dem Schnarchen von Schwarzschädel, draußen konnte sie einen Hund bellen hören.
    Der Schlaf brachte ihr keine Ruhe mehr, Alpträume ließen sie keinen Frieden finden. Wolf der Toten, die Khota, jene entsetzliche Nacht - alles kam zurück, alles durchlebte sie noch einmal. Die Demütigung fraß ständig an ihr.
    Sie hatte gehofft, es würde ihr helfen, daß sie diese Khota getötet hatte. Vielleicht hatte es das getan.
    Möglicherweise war Hundefresser einer von den Kriegern, die sie in jener Nacht festgehalten hatten.
    An Einarm und Mondnarbe konnte sie sich erinnern - und Grizzlyzahn natürlich. Ein Teil der Schuld war zurückgezahlt. Aber die Wunde würde nie heilen.
    Perle stand leise auf. Als sie über das Lager des Kriegers stieg, stutzte sie - die Schlafstelle des Verdrehers war leer!
    Sie schlüpfte durch den Türvorhang.
    Das Mondlicht erhellte das Gelände des Iliniclans. Sonst hatten sie die weichen Rhythmen der Nacht immer getröstet. Aber das war lange her.
    Die Khota würden sie verfolgen, von den ersten Tagen auf dem Fluß an hatte sie das gewußt. Die Khota kannten keine Vergebung.
    Sie preßte ihre Arme an den Körper. Der Mond hing als Sichel über dem östlichen Horizont. Im Zwielicht sah sie Felder, hin und wieder Baumgruppen. Dieses Tal bedeckte ein üppiger Boden, der alles hervorbrachte, was die Ilini brauchten. Ihre Gesellschaftshäuser und die großen Grabhügel waren Zeichen für den Fleiß und die Betriebsamkeit dieses Volks.
    Warum sammelten die Ilini nicht ihre ganzen Kräfte und holten sich ihr Land zurück, das die Khota gestohlen hatten? Oder glaubten sie auch an den Mythos von der Unbesiegbarkeit der Khota?
    Perle spürte die Bewegung mehr, als daß sie etwas sah. Sie drehte sich um, als der Händler aus der Tür schlüpfte.
    »Konnte auch nicht schlafen«, sagte er verlegen. »Eigentlich müßte ich wie ein Toter schlafen. Statt dessen kreisen meine Gedanken immer um ein und dasselbe.«
    »Es ist nicht die Zeit für ruhigen Schlaf.« Im fahlen Licht musterte sie sein Gesicht, bemerkte seine schmale Nase und die aufrichtigen Augen. Was für ein gutaussehender Mann er war, geachtet und begabt. Er verhielt sich ihr gegenüber großzügig

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