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Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Titel: Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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fügten sich wieder zusammen. Er befeuchtete seine Lippen, merkte kaum die Lücke im Oberkiefer, wo ihm als junger Mann die Zähne ausgeschlagen worden waren. Das war schmerzhaft gewesen - aber es hatte nicht annähernd so weh getan wie jetzt sein Kopf. Schmerz mußte mit Schmerz, Demütigung mit Demütigung vergolten werden - so hielten es die Khota.
    Schon einmal hatte eine Frau sich einer solchen Tat schuldig gemacht.
    Wehklagen hatten danach über Generationen ihr Volk bestimmt.

27. KAPITEL
    Ich spüre die kleinen Wellen und Veränderungen in der Geisterwelt. Die Maske ist wieder unterwegs, wird über schlammige Waldpfade getragen. Ich kann das sprießende Gras und die ersten Wildblumen riechen. Eine kühle Brise streicht über junges Grün.
    Der Geist der Macht schwillt an, ist dann wieder schwächer. Bunte Krähe tänzelt abschätzend um Erster Mann herum. Beide suchen eine Möglichkeit anzugreifen, den anderen zu besiegen.
    Wer sich auf Menschen verläßt, muß auf alles vorbereitet sein. Denn wenn ein Mann einen Kampf auch noch so gut beginnt, kann er ihn am Ende doch verlieren.
    Ich hebe die Hand und schaue. Das Blut, das ich vor langer Zeit abgewaschen habe, ist noch immer unter meinen Fingernägeln zu sehen.
    »Viele Menschen«, bemerkte Schwarzschädel. Sie paddelten auf dem ruhigen Wasser östlich der Hauptströmung des Ilini.
    Drei Kanus zogen in dieselbe Richtung wie Wellentänzer. Otters Trupp war von den Kriegern, die an der Grenze Wache hielten, bereits begrüßt und untersucht worden. Sie waren an mehr als zweimal zehn Kanus vorbeigekommen.
    »Es gibt viele Ilini, und sie sind wohlhabend«, sagte Otter gähnend. Er hielt sein Paddel über den Kopf, um die verspannten Muskeln in den Schultern zu dehnen. Sie waren eine Nacht und einen Tag gepaddelt und hatten obendrein den Khota ein Wettrennen geliefert. Daß sie sich ablösten, war eine gewisse Erleichterung gewesen. Perle war eine gute Paddlerin, und was ganz ungewöhnlich war, Grüne Spinne hatte sich auch beteiligt.
    Otter war voller Vorfreude. Diese Nacht würden sie friedlich in einem Clanhaus der Ilini schlafen.
    »Bist du sicher, daß es hier oben ein Dorf gibt?« fragte Perle.
    »Oh, der Wasserfuchs weiß alles«, antwortete Schwarzschädel mit einer schwungvollen Geste. Dann grinste er Otter an. Grüne Spinne legte den Kopf in den Nacken, rülpste und rief: »Nichts! Überhaupt nichts!«
    »Seid gegrüßt, Händler!« hörten sie eine Stimme in der Händlersprache sagen. Aus dem toten Wasser glitt ein Kanu, in dem ein Mann und eine Frau saßen. Sie sahen schmutzig aus.
    »Willkommen im Gebiet des Haselnußclans. Woher kommt ihr?«
    »Den Fluß herauf!« rief Otter zurück.
    »Mögen die Khota verfaulen!« sagte die Ilinifrau und lächelte, als sie längsseits heranpaddelten.
    Neben Wellentänzer sah ihr Einbaum klein aus.
    »Ihr habt Glück gehabt!« Katzenfische und Neunaugen bedeckten neben feuchten Netzen den Boden des Kanus. Außerdem lagen lange Fischspeere mit Widerhaken neben Atlatlspeeren und einem zerbrochenen Fischfangerät.
    Der Mann lachte vergnügt und sagte: »Wir haben im toten Wasser eine Reuse gebaut. Bei Hochwasser schwimmen die Fische hinein, und wenn das Wasser fällt, versperrt die Reuse ihnen den Ausgang.
    Was uns nicht in die Reuse geht, fangen wir mit dem Netz.«
    »Wir könnten ein paar Fische eintauschen«, sagte Otter zu dem Mann, die Worte mit seinem gewinnendsten Lächeln unterstreichend.
    Der Ilini schien erst jetzt Schwarzschädel zu bemerken und stutzte. Auch die Frau starrte ihn an und fragte: »Ist dieser Mann verletzt?«
    Schwarzschädel sprach: »Ich bin Krieger.«
    Die Ilini fragten ängstlich: »Müssen Händler heute Krieger mitnehmen, um an den Khota vorbeizukommen?«
    »Nein. Wir sind auf der Fahrt in den fernen Norden.« Otter deutete auf Grüne Spinne, der sich über Bord lehnte und versuchte, mit dem Zeigefinger ein Holzstöckchen zu versenken. Otter lächelte und erklärte: »Grüne Spinne ist ein Verdreher. Bunte Krähe schenkte ihm eine Vision, der wir jetzt nordwärts folgen.«
    »Eine Vision! Von Bunte Krähe?« Der Mann sprach schnell auf Ilini mit seiner Frau. Dann starrte er Grüne Spinne unerschrocken an. »Ich … wir sind gesegnet. Verzeiht mir. Mein Name ist Dreibein, und meine Frau hieß ursprünglich Frau, die im Morgennebel geht. Wie ihr euch denken könnt, wurde ihr langer Name abgekürzt. Wir nennen sie jetzt Bäckerin.«
    »Bäckerin?« fragte Perle.
    »Ja, wegen der Brote, die

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