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Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Titel: Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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Nordosten, sogar Obsidian aus einem Sagenland im fernen Westen, wo Grizzlybären leben sollten.
    »Jeder Händler, der diesen Namen verdient, würde bereitwillig dasselbe tun.«
    Bunte Krähe schwieg.
    Während der Sonnenwendzeremonien wurden aber nicht nur die Angelegenheiten der Toten geregelt, sondern auch die der Lebenden. Junge Männer trafen junge Frauen. Alte Frauen, immer an neuen Bündnissen mit anderen Familien interessiert, beobachteten die Jungen mit Wohlwollen.
    Verhandlungen über Grundbesitz wurden geführt und Streitereien beigelegt; Wetten abgeschlossen.
    Nachdem man der Toten feierlich und festlich gedacht hatte, feierten auch die Lebenden.
    Grüne Spinne schwebte in der kalten Luft und sah die Sonne über der Hochebene im Südosten aufsteigen. Die Mitglieder des Clans der Blutroten tanzten den Begrüßungstanz und hielten dabei Ausschau nach dem Ältesten, der sonst immer die Anbetung sang und den Segen erflehte.
    Arme Grüne Spinne, erhob sich die Stimme aus der Dämmerung. Mein Bruder hat sich geweigert, deinen Ruf zu erhören. Doch ich werde dich nicht verlassen. Auch ich war einst ein Mensch und ebenso begierig wie du, die Macht zu erlangen. Ich weiß, wie sehr deine Seele sie erstrebt.
    Grüne Spinne hatte die alte Mahnung vernommen, daß niemand danach streben sollte, ein Träumer zu werden. Aber der verzweifelte Aufschrei seiner Seele verdrängte die Mahnung. »Ich will die Macht, um die Stürme zu rufen und meinem Volk zu helfen. Mich erfüllt ein heißes Verlangen, das Wesen der Dinge zu ergründen - alles zu wissen.«
    Alles zu wissen? O Grüne Spinne, ich verspreche dir, daß ich dir alles zeigen werde. Siehst du das Haus oberhalb der Kanuanlegestelle?
    »Ein großer Krieger lebt dort. Ein schrecklicher Mann, der nur auf Unheil sinnt.«
    Sammle dich, Grüne Spinne. Ich verleihe dir eine der Fähigkeiten der Macht. Du wirst in seine Seele sehen können.
    Am Rande des Felshangs stand ein Haus, an dessen vier Seiten Nachbildungen von Krähe, Klapperschlange, Schnappschildkröte und Geier hingen, die finster in die vier Himmelsrichtungen spähten. An der Südseite ragten zwei Balken empor, geschnitzt in der Zickzackform von Blitzen. Aus ihnen starrten Gesichter von Vorfahren und die Geistertiere des Krieges: Adler, Klapperschlange, Schnappschildkröte und Rotluchs. Die Ausstattung des Hauses zeugte von der Macht und Berühmtheit des Hausbesitzers.
    Er wurde Schwarzschädel genannt. Schreckliches war in seiner Vergangenheit geschehen. Manche glaubten, er sei von boshaften Geistern besessen, andere hielten ihn für heimtückisch. Alle aber betrachteten ihn als den gefährlichsten Mann, den es gab, und niemand nannte ihn seinen Freund. Er galt als der größte Krieger, der je gelebt hatte.
    Grüne Spinne schüttelte den Kopf, als er ihn sah. »Er wird von Geistern heimgesucht, er ist furchtbar.
    Er mag mich nicht. Er mag niemanden.«
    Er ist ein Mann in Not, und er ist auf der Suche wie du und ich.
    »Wonach könnte Bunte Krähe suchen?«
    Nach einem Helden, einem Träumer, der bereit ist, nach Norden zu ziehen und die heilige Maske zurückzuholen. Bist du dieser Held? Ich werde dir die Macht und die Wahrheit zeigen, ich werde dich erleben lassen, was nur wenige Menschen erlebt haben - wenn du dich meiner Sache verpflichtest.
    Unsicher betrachtete Grüne Spinne den Krieger, der in brütende Gedanken versunken war. In seiner Seele keimten erste Zweifel auf. Träumte er wirklich nur? Oder flog er tatsächlich wie Bunte Krähes Geist?
    Richte deine Gedanken auf diesen Krieger, Grüne Spinne. Sieh in seine Seele hinein!
    Während die Morgengesänge der Blutroten wie Nebelstreifen vor dem Morgengrauen leise durch die Stadt der Toten zogen, trat Schwarzschädel, bewaffnet mit seiner tödlichen Kriegskeule, aus der Tür.
    Unter der bronzefarbenen Haut seiner mächtigen Schultern spielten die Muskeln. Narben bedeckten kreuz und quer seinen Körper, und auch sein Gesicht war von Verletzungen nicht verschont geblieben.
    Die Keule eines Kriegers der Copena hatte ihm den linken Backenknochen zerschmettert, sein Kiefer war gebrochen und nicht richtig zusammengewachsen, wodurch sein Gesicht völlig aus der Form geraten war.
    Mit erhobener Keule stürzte Schwarzschädel zum Gipfel des Hügels hinter seinem Haus.
    Mit scharfen Augen erfaßte er die Szenerie, und er prüfte wie jeden Morgen, ob alles noch an seinem Platz war. Die Vorratshütten waren noch verschlossen, und dünner Rauch stieg träge über den

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