Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Titel: Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
Vom Netzwerk:
abgelegenen Farmen der anderen überfallen? Glaubst du, jemand würde dann die Felder bearbeiten?«
    »Nein, sie würden bald vom Unkraut überwuchert werden.«
    »Genau so ist es, junge Sternmuschel. Und im folgenden Winter würden Menschen verhungern. Und ein Mann, der seine Familie verhungern sieht, wird sich sein Atlatl und seine Speere greifen und sich die Nahrung, die er braucht, von anderen besorgen. Das heißt, er geht zur nächstgelegenen Farm.«
    »Das würde niemand zulassen. Man würde dem Einhalt gebieten … die Sternengesellschaft und die Gesellschaft der Pfeifenmacher. Sonst würden sich ihre Mitglieder doch gegenseitig umbringen.«
    »Wenn du das Leben deiner Kinder retten willst, überlegst du dir das nicht mehr.« Unmut lag in seiner Stimme. »Nein, meine Freundin, wir würden uns zerfleischen. Wie eine alte Decke, die plötzlich zerschlissen ist, würden wir das Gewebe in Streifen reißen, und man könnte es nie mehr zusammensetzen.«
    Dieses Bild leuchtete ihr ein. Wenn der Aufruhr nicht mehr beherrschbar war, wie sollte man dann die Sommerfeiern organisieren? Wenn jeder nur noch aufs Töten aus wäre, wer würde dann die Arbeiten auf dem Clanbesitz einteilen? Wenn die Händler einen Bogen um das Land machten, wer würde dann Pfeifenstein liefern? Glimmer? Kupfer? Wer würde den heiligen Feuerstein aus den Steinbrüchen um Sternhimmelstadt abbauen? Wer würde die Rituale zum Gedenken der Ahnen organisieren ?
    Wenn die Menschen aber aufhörten, für die Geister zu sorgen, würden die Geister dann nicht auf Rache sinnen? Würden sie dann nicht die Beziehung zur Geisterwelt zerstören?
    »Aber Bunte Krähe hat mit diesem ganzen Wirrwarr angefangen«, murmelte sie voller Groll.
    »Ich habe das nur zum Teil begriffen, aber ich glaube, du fängst an, es zu verstehen. Wie Finger, die ineinander verschränkt sind und nach beiden Seiten zerren. Erster Mann will Harmonie und träumt den Traum vom Einssein, Rabenjäger will Konflikt und Kampf. Gleichgewicht muß herrschen - in der Geisterwelt wie in der Menschenwelt.«
    Er unterbrach sich kurz. »Und deswegen bin ich so ruhig. Auch du mußt lernen, im Gleichgewicht zu sein, Sternmuschel.
    Was uns erwartet, ist Leid und Schmerz. Doch wir sind gewappnet. Jetzt aber genieße die Schönheit; rieche diese Luft; höre die Rufe des Falken über dem Wind. Leide, wann immer du mußt - genieße, wann immer du kannst.«
    Sie lächelte leicht. »Weißt du, ich fange an, dich gern zu haben.«
    »Ach ja, meine arme Sternmuschel, das ist bedauerlich angesichts dieser Wirklichkeit. Wärst du eine andere, hätte ich so eine Bemerkung mit Wonne vernommen.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    Seine Augen waren jetzt von hypnotischer Eindringlichkeit. »Ja, das glaube ich. Vergiß es, Mädchen.
    Bemühe dich jetzt um Ausgeglichenheit.«
    Aber sosehr sie es auch versuchte, in ihrer Seele war nur Furcht.
    Während sie sich den Sonnenhügeln näherten, stellte sich Sternmuschel die Begegnung mit Glimmervogel vor. Was würde sie sagen ? Etwa: Also, ich mache Schluß, ich verlasse dich, und ich nehme die Maske mit.
    Dann würde das irre Flackern in seinen Augen sein. Er würde sie halbtot schlagen und sie dann vor dieser grausigen Maske vergewaltigen.
    Was könnte sie tun? Eine Keule ergreifen und ihm damit seinen Schädel zertrümmern?
    Zu dem alten Mann sagte sie: »Das wird viel schwieriger sein, als ich gedacht habe.«
    »Ich bin froh, daß du das erkennst. Wanderdrossel ist nicht der einzige im Mondmuscheltal, der an die Maske denkt und an die Macht, die sie ihm geben würde. Alle wollen sie haben. Was wir planen, ist keine leichte Sache.«
    »Ich habe mir überlegt, wie ich Glimmervogel gegenübertreten soll. Was wird er tun?«
    »Was er tun muß.«
    Sie lauschte in sich hinein, ob sie fähig wäre, ihn zu bekämpfen. »Ich glaube, ich kann ihn nicht töten, Langer Mann. Ich… also, ich bringe das nicht fertig. Er ist mein Mann. Der Vater meiner Tochter. Ich meine, ich ..,, was soll ich nur tun?«
    An deiner Stelle würde ich mir überlegen, wohin ich gehen würde.«
    »Weißt du etwas, was ich nicht weiß?«
    »Ja. Aber frag mich nicht danach, ich sage dir nicht, was ich gesehen habe. Wohin willst du gehen?
    Was willst du tun? Du mußt die Maske von hier fortbringen. Männer wie Wanderdrossel und die anderen Krieger des Clans wollen sie, Mädchen! Du wirst keine Freunde haben.« Er senkte die Stimme. »Sie werden alle nach dir suchen.«
    Jetzt erkannte sie die vertrauten Umrisse

Weitere Kostenlose Bücher