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Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen

Titel: Vorzeitsaga 06 - Das Volk an den Seen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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uns im Stich gelassen hätte?«
    Otter spürte Perles festen Blick und rieb sich das Kinn. Ja, was dann? Jedesmal, wenn eine Krähe wütend wurde, geschah etwas Schlimmes. »Ich weiß nicht. «
    »Sei gegrüßt, Händler!« rief Langer Speer, der aus dem Schatten der Bäume auftauchte. »Ich bin gekommen, um zu fragen, ob du etwas brauchst.«
    Der junge Ilini schaute sich um und bemerkte mit Zufriedenheit das ordentliche Lager. Sein magerer Körper war muskulös, und er hatte die Angewohnheit, den Kopf schräg zu halten, weil er wohl mit dem rechten Ohr besser hören konnte. Er behauptete, sein linkes beim Tauchen nach Flußmuscheln verletzt zu haben. Meistens nahmen die Taucher einen großen Stein, um mit dessen Gewicht zu sinken. Je schneller jemand den Grund erreichte, desto mehr Zeit hatte er beim Suchen der Schalentiere. Geschädigte Ohren waren dabei ein Risiko, ebenso der Verlust von Fingern durch den Biß einer Schnappschildkröte.
    »Wir haben alles«, erwiderte Otter.
    Schwarzschädel war zum Feuer gekommen und schaute wachsam umher. »Vielleicht einige Khota, die ich töten kann? Den ganzen Tag habe ich schon Lust darauf«
    Langer Speer sah Schwarzschädel abschätzend an. »Nein, Krieger. Khota sind nicht unter den Vorräten, die wir mitführen.«
    »Zu dumm!« Schwarzschädel verzog mit gespielter Enttäuschung den Mund.
    Langer Speer scharrte mit seinem Mokassin im plattgetretenen Gras. »Wenn ich fragen darf, Krieger, hast du wirklich so viele Khota auf der Insel getötet?«
    Schwarzschädel nahm seine schwere Kriegskeule, die an einem Baum lehnte. Als er mit seinen schwieligen Fingern über das Holz strich, leuchteten im Feuerschein Kupfernägel auf. »Ich habe sie mit der gleichen Kunstfertigkeit hergestellt, mit der der Händler sein Kanu geschnitzt hat. Ihr Gewicht ist genau auf mich abgestimmt, und meine Hände passen sich dem Holz ideal an. Mein Geist und mein Blut haben sich mit der Keule verbunden. Jede Verzierung, die in den Griff geritzt ist, zieht die Macht meiner vier Geisthelfer in die Waffe, und mit dem Fleisch und Blut von ihnen ist die Keule eingerieben worden. Meine Waffe hat ihre eigene Seele, ihre eigene Macht. Keine Hand außer meiner berührt sie!«
    Und mit diesen Worten ließ Schwarzschädel die mächtige Keule über seinem Kopf kreisen. Das tödliche Pfeifen ertönte, und er begann sein Ritual. Die Keule wirbelnd, sprang der Krieger um das Feuer, tanzte und drehte sich um sich selbst. Schnell wie ein Frettchen umkreiste er den staunenden Langer Speer. Mit offenem Mund sah der junge Ilini zu, und als Schwarzschädel plötzlich stillstand, sprang er zurück. Langer Speer bewegte stumm den Mund, als die glänzenden Stacheln einen Fingerbreit vor seinem Kopf haltmachten; der zugespitzte Stein schwebte über seinem Kopf.
    »Du siehst also, die Keule und ich sind eins«, sagte Schwarzschädel, zog die Keule zurückzog und hängte sie locker über die Schulter. »Das Wichtigste im Kampf ist Harmonie. Ich teile sie mit meinem Atlatl und mit den Speeren, die ich bisher so vollkommen abgeschossen habe. Die Antwort, mein Freund, ist, daß wir diese feigen Khota wirklich getötet haben.«
    Langer Speer hatte es die Sprache verschlagen.
    Schwarzschädel grinste und gab dem jungen Mann einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter.
    »Wir brauchen nichts, Langer Speer. Geh zu deinen Freunden zurück und sag ihnen, daß es uns ausgezeichnet geht.«
    Langer Speer nickte und ging fort.
    Der Krieger ließ sich mit nachdenklicher Miene am Feuer nieder. Otter stellte einen Schmortopf zum Aufwärmen in die Glut.
    »Ich weiß nicht viel vom Geist der Macht, auch nicht, wie Menschen für oder gegen die Geisterwelt arbeiten, aber dieser Kampf mit den Khota hat alles verändert.« Schwarzschädel schaute zu Otter. »Ich kann den Unterschied spüren. Es erinnert mich sehr daran, wie sich die Welt für mich an dem Tag veränderte, als der Blitz in den Tempel einschlug.«
    »Hast du deshalb den Jungen zu Tode erschreckt?« Otter schürte das Feuer mit einem Stock. Perle war näher zu ihm gerückt.
    Schwarzschädel seufzte. »Ja. Wir hatten kaum Gelegenheit, miteinander zu reden, du und ich. Aber ich möchte, daß du es weißt. Ich habe viel Zeit gehabt nachzudenken, zu versuchen, alles zu verstehen.«
    Otter richtete sich ein wenig auf. »Ich bin noch immer so unsicher, daß ich gerne jede Hilfe annehme.
    Was hast du entdeckt?«
    Die nachdenklichen Falten auf der Stirn von Schwarzschädel wurden tiefer.

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