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Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Titel: Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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lautlos wie ein welkes Herbstblatt.
    Ihre Tochter sprang auf und rannte zu ihr hin. Ihr heiserer Schrei durchschnitt die Dämmerung, wurde lauter, bis das Zwielicht selber vor Schrecken erbebte. »Krieger!« schrie sie. »Krieger!«
    Gleich darauf übertönte Kriegsgebrüll ihr Schreien, und der Schall fuhr auf der Brise einher wie hochschießende Falken. Grausig angemalte Krieger brachen mit erhobenem Atlatl hinter den Bäumen hervor. Wie viele? Zweimal zehn? Dreimal zehn?
    Seeigel war aufgesprungen, sein Atlatl in der Hand. »Lauft!« brüllte er. »Lauft! In den Wald! Es sind zu viele!« Flügelriss und Sandbank fuhren hoch und rannten vorwärts, die Atlatl zielgerichtet, um das Dorf zu verteidigen. »Lauft! Jetzt!«
    Fassungslose Menschen packten ihre Kinder und liefen kreischend und schreiend in alle Richtungen davon; die bernsteinfarbenen Lichthöfe der Feuer warfen ihre Schatten über den Sand, als wären es schwankende schwarze Riesen. So viele feindliche Krieger waren da! Sie rasten durch das Dorf, warfen Speere, schwangen Keulen und erstachen Frauen, Kinder und Männer mit ihren Dolchen.
    Leblose Körper lagen ausgestreckt auf dem Sand.
    Eulenfalter stürzte sich auf Stacheljunge, presste ihm die Hand auf den Mund und stieß ihn in den Deckenstapel, an dem er gelehnt hatte. »Keine Bewegung!« befahl er. »Bleib da, bis ich sie abgelenkt habe, und dann lauf zu den Bäumen und versteck dich. Versuch nicht, vor ihnen wegzurennen. Verstanden? Halte dich versteckt, bis sie weg sind. Dann lauf nach Süden. Da muss Mutter irgendwo sein. Hast du mich verstanden?«
    Stacheljunge rief: »Ja.«
    Eulenfalter packte sein Atlatl und vier Speere und brachte es fertig, auf seinem verletzten Bein zu stehen; dann humpelte er von der Hütte weg, hinaus in die Menge der rennenden und kreischenden Menschen.
    Der alte Eschenblatt hockte in der Mitte des Dorfes, ein Speer stach aus seinem Magen hervor; mit einer Hand stützte er sich auf den Boden, die andere hielt er bittend in die Höhe. »Hört doch auf! Ich bitte euch. Tötet uns nicht. Was wollt ihr? Wir geben euch alles, was wir haben. Aber tötet uns nicht!«
    Ein großer stämmiger Krieger hob seine Keule über Eschenblatt. Eulenfalter stieß einen schrillen Kriegsschrei aus, legte sein Atlatl an und schoss den Speer mit aller Wucht durch die Brust des Kriegers. Der Mann taumelte zurück, und als Eulenfalter einen neuen Speer einlegte, sah er, wie Stacheljunge die Decken abwarf, aufsprang und mit aller Kraft losrannte, durch die Fächerpalmen hindurch in die tanzenden Schatten des Waldes.
    Zwei Krieger entdeckten den Jungen, zeigten auf ihn, und einer rannte ihm nach. Eulenfalter wirbelte mit einem irren Schrei herum und schleuderte seinen Speer, alles in einer zügigen Bewegung. Der Speer traf den Krieger in den unteren Teil des Rückens, und er fiel vornüber; die Wucht des Aufpralls trieb den Speer wieder ein Stück aus dem Rücken heraus.
    Der andere Krieger wandte sich mit einem Ruck zu Eulenfalter. Er brüllte einen Kriegsschrei und stürzte mit erhobener Kriegskeule nach vorn. Eulenfalter erkannte den Mann, er war einer des Trupps, der ihr Lager in jener Nacht überfallen hatte, in der Blaues Echo und Purpurwinde sterben mussten.
    Eulenfalter hatte gerade seinen letzten Speer eingelegt und wollte sein Atlatl zurückführen, als die Keule pfeifend auf seinen Arm fiel und sein Atlatl über den Sand tanzen ließ. Eulenfalter sprang darauf zu, und der Krieger kickte es weg; lachend stand er über Eulenfalter, die schwere mit Messern besetzte Keule in beiden Händen.
    »Ich erinnere mich an dich«, brüllte der Mann. »Diesmal stirbst du, du Unflat.«
    Eulenfalter wälzte sich zur Seite und hob die Arme, um den Schlag abzufangen.
    Ein Zischen ertönte.
    Der Krieger stieß einen grunzenden Laut aus, stolperte und blickte hinab auf den Speer, der unter seiner linken Brustwarze hervorragte. Blut floß über seinen muskulösen Bauch. Als er in die Knie ging, stürmte Eulenfalters Mutter aus dem Wald, mit dem Atlatl in der erhobenen Hand und schwarzen funkelnden Augen. Als sie den Kopf zurückwarf und ihren grässlichen Kriegsschrei ausstieß, blieb Eulenfalters Herz beinahe stehen. Die Feinde erstarrten. Keulen und Dolche verharrten regungslos über den Opfern.
    Sie haben nicht mit meiner Mutter gerechnet…
    Muschelweiß ließ ihnen keine Zeit, um sich zu fassen. Im Laufen legte sie nacheinander drei Speere ein, zielte und schoss. Zwei Männer fielen auf der Stelle, der

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