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Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Titel: Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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denselben Fehler machst. Jetzt hör zu.«
    Stacheljunge schmollte. »Mach schnell«, sagte er.
    Eulenfalter lächelte. »Du musst die beiden Kreuze auf einmal abnehmen. Dann musst du die Kreuze über den oberen Rand ziehen und sie unten drunter bringen, indem du hier eingreifst und hier, sonst fällt das Ganze zusammen. Weißt du noch? Den Fehler hast du schon das letzte Mal gemacht. Und deswegen kommen wir nicht weiter mit diesem Spiel. Wenn du das nicht allmählich begreifst, Stacheljunge, lernst du dieses Muster nie, und dann kommen wir auch nie zum nächstschwereren Abnehmen. Dann bleibst du hier stecken, am Anfang des Spiels, und bleibst da für den Rest deines Lebens.«
    Stacheljunge ächzte. »Ich weiß, ich weiß. Das sagst du mir jedes Mal.«
    »Ich will dich dazu bringen, dass du nachdenkst.«
    »Ich denke ja!« Stacheljunge zog die Unterlippe ein und biss darauf, während er einen neuen Anlauf nahm. Er zupfte an den zwei Schnüren, zog - hielt einen Augenblick nachdenklich inne -, zog die Kreuze über den oberen Rand und schob seine Finger von unten hinauf. Eulenfalter ließ ihn machen, und als Stacheljunge die Schnüre vorzog, erschien das nächste schöne Muster: vier verknüpfte Rechtecke, mit Rauten ausgefüllt.
    Stacheljunge kreischte vor Wonne. »Ich hab's geschafft.
    Schau!«
    Eulenfalter lachte. »Ich hab's dir gesagt. Du musst immer erst denken, dann handeln!«
    »Mutter wird stolz auf mich sein, wenn sie zurückkommt.«
    »Ja«, sagte Eulenfalter und stieß seinen Bruder neckisch in die Seite. Stacheljunge fiel lachend rückwärts und gab Acht, dass er die Schnüre in den Händen behielt. »Sie wird stolz auf dich sein und ihr neuer Ehemann auch, hoffe ich«, fügte Eulenfalter hinzu.
    Stacheljunge betrachtete grinsend das Muster, das er geschaffen hatte, und Eulenfalter ließ seinen Blick über das Dorf schweifen; er sah die vertrauten Gesichter seines Clans, hörte, wie sie herzlich miteinander plauderten, und fragte sich, wie ein Blitzjünger sich in eine derart eng verbundene Gruppe einfügen könnte. Die Abendbrise trug den Geruch von gekochten Muscheln und Riesengranadillas herüber. Erwachsene murmelten, und Kinder kicherten, als sie sich um ihre Feuer sammelten. Der Windeck-Clan besaß mehr Knoten und Knüpfstellen als ein Fadenspiel. Eulenfalter hoffte, dass der Blitzjünger sich bei ihnen wohl fühlte, wenngleich er selbst, wie er sich eingestehen musste, zeitweise von Niedergeschlagenheit und Zorn überwältigt wurde, seit seine Mutter verkündet hatte, sie könnte sich wieder verheiraten - und bei der Nachricht, dass sein Vater noch lebte, hatten sich diese Empfindungen noch verstärkt.
    Er hatte Eschenblatt gebeten, einen Läufer zum Kernholz-Dorf zu schicken, um seine Mutter von der Heirat abzuhalten. Aber die Ältesten hatten das abgelehnt mit der Begründung, sie hätten zu wenig Leute übrig und könnten keinen entbehren. Außerdem waren sie auf dieses Bündnis dringend angewiesen.
    Seitdem war seine Verstimmung noch gewachsen, und er hatte ein Ratespiel mit sich selbst gespielt.
    Was würde seine Mutter als Erstes tun? Würde sie einen ganzen Tag opfern, um sich von dem neuen Ehemann scheiden zu lassen? Oder sofort blindlings zum Dorf des Stehenden Horns eilen? Es schmerzte ihn, dass er nicht in der Lage war, sie zu begleiten. Sie brauchte ihn. Sein Vater brauchte ihn. Und er konnte keinem von beiden helfen.
    Eulenfalter betastete sein verletztes Bein. Es heilte schnell, aber es tat immer noch weh, wenn er zu lange auf den Beinen blieb. Mit Hilfe eines Wanderstabs konnte er ganz gut die Runde ums Dorf machen, aber danach fühlte er sich so schwach wie ein neugeborenes Kätzchen. Er hatte sein Atlatl und seine Speere immer bei sich, wusste jedoch, dass er in einem Kampf ziemlich nutzlos wäre; schon bei dem Gedanken an einen Kriegszug gegen das Dorf von Kupferkopf brach ihm der Schweiß aus.
    Rings um das Dorf hatte man Wachtposten aufgestellt, und Flügelriss, Sandbank und Seeigel saßen inmitten der Hütten in einem Kreis und warteten auf ihre Wache. Sie hatten Nachtwache gehalten und waren erst vor kurzem aufgewacht. Sie gähnten und spielten, und jeder hatte sein Atlatl neben sich. Sie spielten das Stängelspiel; man warf dabei fünf verzierte Schilfgrasstängel, und aus der jeweiligen Lage der Stängel ergaben sich die Punkte des Wurfs. Stängel, die gerade nach Norden oder Süden wiesen, erzielten zwei Punkte, die Ost-West-Richtung brachte je einen Punkt. Im Winkel liegende

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