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Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Titel: Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Stängel wurden nicht gezählt. Eulenfalter sah den Einsatz für den nächsten Wurf von Seeigel: eine hornförmige Schneckenmuschel, eine Halskette aus Wellhornschneckenhäusern und ein Feuersteinmesser.
    Letzteres war am wertvollsten; der Feuerstein war ein Handelsobjekt aus dem Norden und hatte viel gekostet. Seeigel warf, und enttäuschtes Geheul ertönte von den beiden anderen. Seeigel kicherte und sammelte seinen Gewinn ein.
    Eulenfalter starrte abwesend auf den östlichen Horizont. Der violette Glanz auf dem Antlitz der Meerfrau verblich. Als die weißen Wellenspitzen grau wurden, schienen die Muschelschalen mit dem sandigen Untergrund zu verschmelzen. Selbst das gleichmäßige Donnern der Meerfrau wurde beim Einbruch der Nacht schwächer.
    Eulenfalter senkte den Blick auf die polierten Schneckenmuscheln an seinem Gürtel. Ob Kupferkopf seinen Vater folterte? Der Hass wallte so heftig in ihm auf, dass er die Fäuste ballte.
    Stacheljunge flüsterte: »Was ist los mit dir?«
    Eulenfalter zwang sich zu einem schwachen Lächeln. »Nichts. Ich habe gerade nachgedacht.«
    »Über den Blitzjünger?« Stacheljunge machte große Augen.
    »Ja.«
    Stacheljunge ließ das Fadenspiel fallen. Die verknüpften Schnüre glichen dem Eingeweide von Vögeln - weiß und faserig. »Der beunruhigt mich. Wenn Vater heimkommt, sollten wir ihn retten. Wird dann der Blitzjünger immer noch mit Mutter verheiratet sein? Schlafen dann beide unter derselben Decke mit ihr?«
    Eulenfalter hatte sich das auch schon gefragt. Er sah ein, dass es notwendig war, mit dem Kernholz-Clan verwandt zu sein, aber irgendwie war ihm der Gedanke, dass ihre Mutter bei einem anderen Mann lag, zutiefst zuwider. Seine Eltern, wiewohl beide Krieger, hatten es immer abgelehnt, andere Ehegefährten zu nehmen. Der Grund war, wie jeder wusste, dass sie sich sehr liebten. Aber was würde aus dieser Liebe werden angesichts eines Eindringlings in ihrem Bett? »Viele Krieger haben mehr als einen Ehegefährten, Stacheljunge.«
    »Ja, ich weiß. Aber, die sind nicht meine Mutter.« In seinen dunklen Augen war Angst. »Was wird Vater sagen, wenn er unsere Mutter mit dem Blitzjünger teilen soll?«
    Eulenfalter zog zärtlich an einer Locke im Haar von Stacheljunge. Dann sagte er leise: »Ich glaube, das sollten Mutter und Vater und der Blitzjünger ausmachen. Du und ich, wir sollten uns nicht den Kopf darüber zerbrechen.«
    Stacheljunge nahm das Fadenspiel auf und schüttelte die Verknüpfungen heraus. »Aber ich mache mir trotzdem Sorgen, Eulenfalter. Ich meine, was ist, wenn es Vater nicht gefällt, Mutter mit einem andern zu teilen? Wird er mit dem Blitzjünger dann kämpfen? Ich habe gehört, Blitzjünger haben viel Macht, sie können die Blitzvögel vom Himmel rufen und ihnen befehlen, andere Menschen zu verbrennen!«
    Stacheljunge sah Eulenfalter fragend an. »Wie kann denn Vater gegen so jemanden kämpfen?«
    »Ich weiß nicht.« Eulenfalter seufzte. »Wir sollten dafür sorgen, dass das erst gar nicht passiert.«
    Stacheljunge kroch vorwärts, um tief in die Augen seines Bruders zu schauen. Er flüsterte: »Ja.
    Vielleicht sollten wir den Blitzjünger gleich töten, wenn er schläft. Sobald er herkommt. Wenn er schläft, kann er die Blitzvögel auch nicht rufen, um uns zu verbrennen, oder?«
    Eulenfalter unterdrückte ein Lächeln und zauste das Haar von Stacheljunge. »Da muss ich dir sagen, ich habe nicht die leiseste Ahnung, kleiner Bruder. Aber ich schlage vor, wir fragen erst Mutter, bevor wir das machen. Vielleicht hat sie ihren neuen Mann sogar gern.«
    »Aber nicht so lieb wie unseren Vater.«
    »Nein«, sagte Eulenfalter zustimmend. »Sicher nicht so lieb wie unseren Vater. Aber weißt du was?«
    »Was?«
    Eulenfalter beugte sich zur Seite und flüsterte: »Wenn der Blitzjünger auch nur im Traum daran dächte, Vater wehzutun, dann würde Mutter ihn doch mit dem Speer erledigen, bevor wir überhaupt dazu kämen, ihn im Schlaf umzubringen.«
    Stacheljunge grinste. »Ja, das würde sie bestimmt, nicht wahr?«
    »Ganz bestimmt. Ich würde sogar …« Er sah die alte Traumstein plötzlich in ihrer Hütte am Rand des Dorfes aufstehen. Langes weißes Haar flatterte ihr um die knochigen Schultern, als sie vortrat, um in den Wald zu spähen, als hätte sie da eine Bewegung entdeckt; dann taumelte sie vorwärts und hob einen Arm, als wollte sie auf etwas deuten.
    Der Speer kam ihr zum Rücken heraus. Wie betäubt sah Eulenfalter sie auf dem Sand zusammenbrechen,

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