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Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Titel: Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Beine, sein Herz trommelte wild. Das ganze Dorf sah auf.
    Stacheljunge brüllte: »Mutter! Mutter!« Er raste, die kleine Brust vorgereckt, auf sie zu. Schote und Eulenfalter folgten dem Jungen auf den Fersen.
    Muschelweiß kniete nieder, und Stacheljunge warf sich in ihre Arme. Sie umarmte ihn und streckte Eulenfalter eine Hand entgegen; ihr älterer Sohn nahm sie und lächelte.
    Schote schlug dem Krieger auf die Schulter. »Seeigel«, sagte er, »wie schön, dich zu sehen. Alle Kinder singen Loblieder auf dich und erzählen, wie du vier feindliche Krieger angegriffen hast, um sie zu retten.«
    Seeigel machte eine leichte Handbewegung. Er war ein kleiner, untersetzter Mann mit so vielen Muskeln auf den Knochen, dass er einem jungen Bären glich. »Einige konnte ich retten, aber sehr viel mehr mussten sterben, Schote.«
    »Ja«, erwiderte Schote sanft. »Ich weiß. Es ist nicht zu ändern. Wenn wir morgen unsere Toten begraben haben, packen wir unsere Sachen und brechen nach Süden auf. Wir stoßen zum Kernholz-Clan bei der Lagune der Seekuh.«
    Seeigel nickte. »Ich kann dir nicht sagen, wie sehr mich das freut. Hast du es den anderen schon gesagt?« »Noch nicht.« »Darf ich's ihnen sagen?« Er wies auf die Menschen, die wie verirrte Seelen durch das Dorf streiften. »Es wird ihren Schrecken vielleicht etwas lindern.«
    »Ja sicher. Mach nur.«
    Ihre Stimmen klangen so liebevoll und herzlich, dass Teichläufer sich ihnen am liebsten beigesellt hätte, aber er wollte ihr Wiedersehen nicht stören. Als Seeigel wegging, ballte Schote die Fäuste und wartete. Muschelweiß stand auf, als Stacheljunge sie losließ. Schote legte ihr beide Hände auf die Schultern und sah ihr in die Augen.
    »Was ist?« fragte sie, als wüsste sie schon beim Anblick seines faltenreichen Gesichts, dass sich etwas Schreckliches ereignet hatte. Ihre Augen waren kalt geworden, funkelten aber.
    »Tauchvogel lebt. Er -«
    »Er lebt?« fragte sie ungläubig. »Wo ist er? Wo ist mein Mann?« Sie überblickte das Dorf. Sie schüttelte Schotes Hände ab, aber bevor sie fortrennen konnte, packte er ihre Schultern abermals mit einem so festen Griff, dass sich seine Finger in ihre blutbefleckte Tunika bohrten.
    »Er ist nicht hier«, sagte Schote. »Er wird im Dorf des Stehenden Horns gefangen gehalten.
    Kupferkopf -«
    Einen Augenblick lang schwankte sie unter der Wucht dieser Worte. Schote umfasste ihre Hüften, um sie aufrecht zu halten. »Es geht ihm gut, Muschelweiß.«
    »Ja, Mutter. Das stimmt«, beeilte sich Eulenfalter einzuwerfen. »Kupferkopf hat einen Läufer geschickt, um uns zu benachrichtigen. Er -«
    »Ja, natürlich tat er das«, murmelte Muschelweiß. Ihre Stimme zitterte vor unterdrückter Wut. »Dass ich Tauchvogel für tot halten könnte, das ertrug er nicht. Was hat der Läufer sonst noch gesagt?«
    »Nichts, Mutter«, antwortete Eulenfalter düster. »Er kam hergerannt, lieferte seine Botschaft ab und war wieder verschwunden.« Muschelweiß schloss für einen Moment die Augen, als wollte sie Kräfte sammeln, dann eilte sie so hurtig fort, dass Schote stolperte, als sie sich von ihm freimachte.
    Stacheljunge beobachtete Großvater und Bruder und verzog das Gesicht, als wollte er gleich weinen.
    Muschelweiß schritt in die Hütte, wortlos an Teichläufer vorbei. Sie löste drei kleine Stoffbeutel von den Dachpfosten und legte sie vor sich hin. Einer war leer, die anderen enthielten Dörrfleisch, Fisch und Pilze. Sie stopfte sich einen Vorrat in den leeren Beutel.
    Teichläufer fragte: »Du gehst ins Dorf von Kupferkopf, nicht wahr?«
    »Ja.«
    Er griff nach seinem eigenen, größeren Beutel, der vier Handbreit hoch und drei breit war. Damit hockte er sich vor sie hin. Sie schien gar nicht zu bemerken, dass er auch Vorräte einpackte. »Wann gehen wir?«
    »Ich gehe bei Tagesanbruch. Ich muss schlafen, um etwas Kraft zu gewinnen, und dann breche ich auf. Wenn ich den ganzen Weg laufe, kann ich in drei bis vier Tagen dort sein.«
    »Ich komme mit.«
    »Ich gehe allein.«
    »Nein«, schrie Teichläufer. »Bitte, Muschelweiß. Du brauchst mich! Ich -«
    Ihre brennenden Augen bohrten sich in seine. Sie warf ihren Beutel zu Boden, packte ihn an den Schultern und schüttelte ihn heftig. »Wenn du noch nie auf jemanden gehört hast, Teichläufer, dann hörst du mir jetzt zu! Ich brauche niemanden. Du bist mir nur eine Last auf meinem Kriegszug, und die kann ich nicht brauchen.«
    »Aber -«
    »Deine Hilflosigkeit stürzt uns beide ins

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