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Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Titel: Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Verderben. Und wenn ich sterbe, stirbt Tauchvogel auch, und das will ich verhindern.«
    Sie marschierte durch die Hütte und nahm von einem Stapel neben ihrem Lager auf der Nordseite ein frisches, sauber gefaltetes Gewand. Im Nu hatte sie sich die beschmutzte Tunika über den Kopf gezogen und auf die Matten geworfen. Er hatte keine Augen für ihre nackte Schönheit. Sie schlüpfte in das neue Gewand, löste den alten Gürtel von der Tunika und band ihn sich um. Dann griff sie unter die Decken, zog drei Speere hervor - schlief sie immer mit Speeren unter der Decke? - und nahm ein neues Atlatl von einem Zapfen in einem Pfosten. Sie legte alles auf den Boden, hob die Decken hoch und kroch in die Lagerstatt.
    »Muschelweiß«, rief er. »Ich möchte noch mit dir sprechen.«
    Sie wälzte sich auf den Rücken und schloss die Augen. Kurz darauf hörte Teichläufer sie regelmäßig atmen. Er runzelte die Stirn, als ihr schönes Gesicht sich entspannte. Konnten das alle anderen Krieger auch? Sofort in einen tiefen Schlaf fallen? Er hatte von dieser Fähigkeit schon gehört, sie aber noch nie beobachtet. Oder täuschte sie den Schlaf nur vor, um sich ihm zu entziehen?
    Teichläufer setzte sich neben sie und legte sich ihre Waffen in den Schoß für den Fall, dass Feinde zurückkämen, so nahe, dass er sie mit Speeren abwehren könnte. Eine ganze Zeithand lang beobachtete er die Dörfler. Eulenfalter und Stacheljunge kamen wieder in Schotes Hütte, offenbar um das Abendessen und Tee zu machen.
    Schote half mit, die Toten wegzutragen. Seines Alters wegen war er eingeteilt, die Leichen der Kinder fortzubringen. Tränen strömten ihm über die ledernen Wangen. Er flüsterte sanft mit jedem toten Kind, und oft küsste er eines auf die Stirn oder strich ihm Blutverklebtes Haar aus dem Gesicht.
    Ungehemmtes Schluchzen war allenthalben zu hören.
    Schließlich kehrten die Leute heim und machten Feuer; sie setzten sich darum herum und stützten sich gegenseitig, weinten leise, redeten miteinander und versuchten, etwas zu essen.
    Stirnrunzelnd sah Teichläufer Stacheljunge aus Schotes Hütte kommen. Der Junge rannte durch das Dorf und blieb kurz vor Teichläufer heftig atmend stehen. Sein schwarzes Haar hing ihm strähnig über die Pausbacken. »Was ist?« fragte Teichläufer leise. Der Junge stützte die Hände auf die Knie und beugte sich vor, damit Teichläufer ihn hören konnte und er ihm nicht zu nahe zu kommen brauchte.
    »Komm bitte. Ich soll dir ausrichten, dass das Essen fertig ist und Großvater mit dir sprechen möchte.«
    Schote lag ausgestreckt vor dem Feuer, das er mit einem langen Stock lässig schürte. Orangefarbene Funken tanzten in die milde salzige Brise. Das schreckliche Erlebnis hatte seine Sinne betäubt, er fühlte sich so leer wie ein zerrissener alter Korb. Eulenfalter saß ihm gegenüber. Er hatte schon eine Schale mit Gänsebraten geleert und war bei der zweiten. Er schaute von dem saftigen dunklen Fleisch hoch und wischte sich mit der Hand über den Mund.
    »Soll ich gehen, wenn er kommt?« fragte er.
    Schote seufzte. »Ja, das ist wohl besser. Was ich ihm zu sagen habe, wird er nicht gern hören; das hört er am besten allein, das erspart ihm Verlegenheit.«
    Eulenfalter nickte. »Reich mir einen der Speere, die du aufgehoben hast, Großvater. Ich kann mich darauf stützen, wenn ich durchs Dorf gehe.«
    Schote gab ihm einen Speer, den der Jüngling neben sich legte; er stopfte sich weiter Gänsefleisch in den Mund und kaute, so schnell er konnte. Gesicht und Hände waren fettverschmiert. »Das muss ein schönes Festessen gewesen sein«, bemerkte er.
    Schote lächelte mit wehem Herzen. »O ja. Der Kernholz-Clan sparte an nichts. Körbe und Schalen waren randvoll mit Essen. Es war eine großartige Hochzeit.«
    »Ich wünschte, ich wäre dabei gewesen.«
    »Ja, das hätte deine Mutter bestimmt glücklich gemacht.«
    Eulenfalter setzte die Schale ab und stützte den Speerschaft auf den Boden, um sich daran aufzurichten. Der Schmerz verzerrte sein Gesicht, aber er lächelte Teichläufer an, als der Blitzjünger mit Stacheljunge hereinkam. Verlegen blieb Teichläufer in seinem langen Gewand stehen, das weiße Haar hing ihm über den Rand der Kapuze. Die Arme ließ er herabhängen, die Ärmel bedeckten die Hände.
    Eulenfalter sagte: »Ich werde über Mutter wachen, solange du hier bist, Teichläufer, wenn es dir recht ist.«
    »O ja, Eulenfalter.« Teichläufer versuchte zu lächeln, aber das Lächeln verging ihm

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