Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Titel: Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
Vom Netzwerk:
Teichläufer! Mach das nicht!« brüllte Schote hinter ihm her, aber Teichläufer drehte sich nicht um.
    Pelikane hoben ihre schweren braunen Leiber aus dem dunklen Wasser in die Lüfte, als er auf sie zusprengte.
    Das Dorf des Stehenden Horns lag an der Küste im Norden. So viel wusste er. Wenn er schnell rannte, konnte er sogar noch vor Muschelweiß dort sein. Ja, das klang vernünftig. Sie bewegte sich mitten durch den Wald, aber er konnte im Freien schneller vorankommen. An Ort und Stelle würde er sich im Wald verstecken und auf sie warten. Vielleicht würde sie ihn dann finden!
    Der Strandbogen führte ihn noch einmal ins Binnenland, gerade als die Sonnenmutter über den Horizont glitt und trübes Licht über das Gesicht der Meerfrau wellte und es in eine wogende, leuchtende Decke verwandelte. Die Flügel der Möwen, die hoch- und niederschössen, blitzten golden auf.
    Ein schwaches Grollen machte sich in Teichläufers Brust bemerkbar. Er legte sich eine Hand über das Herz und zwang sich, ruhig und tief zu atmen. »Nicht jetzt, Vogeljunges. Bitte. Ich kann mir jetzt keine Schwäche leisten.«
    Doch mit jedem seiner Schritte schwoll das Grollen an und durchlief ihn wie donnerndes Getöse, bis selbst das Blut in seinen Adern schon bebend vom kommenden Sturm kündete …

Mondschnecke saß in ihrer Hütte auf einer Decke und legte sich ein grünes Stirnband um das kurze graue Haar. Sie verknotete es auf der Seite, um es später wieder leicht lösen zu können. Es hatte den ganzen Tag ein scharfer Wind geblasen, der wie eine wütende Seele ächzend und kreischend durch die Hütten gefahren war. Der Nachmittagsregen, den die Erde schon verkündet hatte, war bereits zu riechen.
    Rotalge stand vor Mondschnecke und holte mit einem Gabelstecken Säcke von ihren Zapfen in den Dachpfosten. Eine Seilrolle, Decken und Körbe warteten vor der Hütte, um auf Hunde-Travois verladen und zur neuen Dorfsiedlung gezogen zu werden. Mondschnecke seufzte. Der Umzug war zwar notwendig, aber sie hasste es, von hier wegzuziehen. Von allen Standorten war ihr dieser hier am liebsten gewesen. Der Kernholz-Clan hatte fünfmal zehn Sommer hier gesiedelt. Mondschnecke schaute über das Dorf und erinnerte sich an jeden Todesfall, jede Geburt und jede Heirat. Hier hatte es sich gut leben lassen. Vier Söhne von Spitzklette waren hier geboren worden - und hier gestorben, alle kurz hintereinander an einem schrecklichen Fieber. Wie lange war das jetzt her? Oh, sehr lange, fast vierzig Sommer.
    Rotalge erfasste ein Säckchen mit Piniennüssen und ließ es leicht auf den Sand plumpsen. Der starke Duft von Piniensaft lag in der Luft und weckte Mondschnecke aus ihrer Träumerei.
    »Dieser Ort wird mir fehlen«, sagte sie traurig.
    Rotalge warf einen Blick auf sie; sie hatte ihr langes Haar zurückgebunden, und ihr Gesicht mit der kleinen Spitznase und den großen schwarzen Augen glich mehr denn je dem Gesicht eines Waschbären. Sie trug ein hellbraunes Gewand: verblichene gelbe geometrische Muster schmückten Rock- und Halssaum.
    »Ich verstehe nicht, warum wir schon packen«, sagte Rotalge. »Schwanzfeder ist noch gar nicht zurück, um zu berichten, ob der neue Standort bei der Lagune der Seekuh unseren Bedürfnissen genügt.«
    Mondschnecke rutschte auf ihren knochigen Hüften zurück. Schneeweiße Wolkenfetzchen segelten nach Westen, aber weit hinten am östlichen Horizont stand eine massive Mauer von tiefem Blau.
    Schon streckten Gewitterwolken lange Arme über den Himmel aus; darin war eine Menge Wasser lebendig. »Nein, aber er wird bald hier sein. Der alte Schote kennt die Welt, der hätte den Ort nicht erwähnt, wenn er ihn nicht für geeignet gehalten hätte.
    Das wird sich erweisen, du wirst es sehen.«
    Rotalge stand auf den Zehen und hakte den Gabelstecken in den Griff eines Sacks mit getrockneten Palmbeeren. Als sie ihn heruntergeholt hatte, griff sie hinein und stopfte sich eine Hand voll Beeren in den Mund, die sie nachdenklich kaute. Zögernd fragte sie: »Glaubst du, dass wir Mutter jemals wieder sehen?«
    Mondschnecke verzog voller Widerwillen den Mund. »Natürlich. Meine nichtsnutzige Tochter kann nicht lange wegbleiben. Sobald keine Männer mehr greifbar sind, kommt sie zurück.«
    Rotalge setzte sich mit untergeschlagenen Beinen hin und aß noch eine Beere. »Was ist mit Biberpfote und Kahlhecht? Wenn er wollte, könnte Kahlhecht doch zurückkommen, nicht wahr?«
    »Wenn er bereit wäre, die Strafe des Clans für den Verkehr mit

Weitere Kostenlose Bücher