Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Titel: Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
Vom Netzwerk:
um sie davon abzuhalten, die Haut zu durchstoßen. Er lächelte.
    »Gut geschlafen, Schwiegersohn?«
    »Ja«, antwortete Teichläufer, obwohl ihn Alpträume gequält hatten. Der Blitzvogel in seiner Brust hatte ihn wach gehalten, die ganze Nacht gedröhnt, und mitten in diesem Donnergrollen hatte Teichläufer Schotes schreckenerfüllte Stimme gehört, die beschrieb, auf welche Weise Kupferkopf Muschelweiß ›anzurufen‹ pflegte. Seine Seelen schauderten. Es musste Hexenwerk sein, davon war Teichläufer überzeugt.
    Schote trat neben ihn und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Komm. Gehen wir zu meiner Hütte, und ich mache uns Frühstück. Das geht ganz schnell. Ich habe mich verabschiedet -«
    »Ich habe schon eine Froschschenkelbrühe auf dem Feuer, die müsste gleich fertig sein. Aber der Tee ist schon warm.«
    Schote drückte ihm freundschaftlich die Schulter. »Vielen Dank. Ich habe versucht, deine Frau zum Frühstück hier zu überreden, aber das hat sie abgelehnt. Sie -«
    Teichläufer wirbelte atemlos herum. »Was? Wovon redest du?«
    Schote wich stirnrunzelnd zurück. »Hast du das nicht gewusst? Sie hat dir doch -«
    »Gewusst? Was gewusst?«
    »Muschelweiß ist fort, Teichläufer. Vor einer halben Zeithand gegangen. Sie hat sich nur von mir verabschiedet, weil sie mich zufällig noch getroffen hat, aber sie hat gesagt, sie habe mit dir gesprochen, bevor sie ging. Da hab ich natürlich angenommen-«
    »Ich habe etwas gehört, aber ich höre so viele Stimmen im Traum, da ist mir nicht aufgefallen …«
    Teichläufer rannte weg, flog über Bruchholz und Gestrüpp und schlug Lianen aus dem Weg. Er stürmte durch das Dorf, das Gewand peitschte ihm um die Beine. Die Leute sahen ihm schweigend nach. Dann begannen sie, miteinander zu flüstern. Eulenfalter und Stacheljunge saßen in Schotes Hütte und nippten an ihrem Tee. Eulenfalter hob eine Hand, als Teichläufer vorbeiraste. Aber Teichläufer reagierte nicht darauf. Mit seinen langen Beinen überquerte er in großen Sätzen die Plaza und brach in die leere Hütte von Muschelweiß ein. Sie hatte ihre Decke zusammengerollt. Deswegen hatte er geglaubt, sie schliefe noch.
    »Sie ist fort, wirklich fort. Sie hat mich zurückgelassen.«
    Er nahm sein Bündel auf von der Stelle, wo er es gestern abgestellt hatte, und schnürte ihre Deckenrolle am unteren Ende fest. Sie verstand das nicht. Es war nicht so, dass er ihr zur Last fallen wollte, es war nur, dass er bei ihr sein musste.
    Sonst wäre es vielleicht ihr Tod …
    »Teichläufer?« sagte Schote, als er heftig atmend bei der Hütte ankam. »Das ist Wahnsinn. Vergiss das! Komm jetzt und frühstücke mit uns.«
    »Ich kann nicht. Ich muss sie finden.«
    Schotes faltenreiches Gesicht zeigte Anteilnahme. Überall im Dorf waren die Leute aufgestanden und blickten murmelnd in ihre Richtung. »Wie denn? Du kannst kaum genug sehen, du fällst doch in Gräben und Abgründe, und da willst du die größte Kriegerin seit Menschengedenken aufspüren?«
    Teichläufer schwang sein Bündel über die Schulter und stand auf. »Ich werde sie finden! Ich muss sie finden! Ich weiß noch nicht, wie. Aber ich werde sie finden.«
    Schote packte ihn am Arm. »Hör mir zu!« sagte er mit gepresster Stimme. »Ich weiß, dass du sie liebst und ihr helfen willst, aber in dem Augenblick, als sie hier wegging, hörte sie auf, deine Frau zu sein, und wurde wieder Muschelweiß, die Kriegerin. Glaub mir, nicht einmal ich könnte sie aufspüren. Sie - «
    »Vielleicht muss ich sie gar nicht erst aufspüren, wenn ich sofort loslaufe, so schnell wie möglich den Pfad hinauf -«
    »Aber sie setzt keinen Fuß auf einen Pfad, Teichläufer, sie dringt durch den Wald, wo er am dichtesten ist, über umgestürzte Stämme hinweg, durch jeden Teich auf ihrem Weg. Sie klettert auf Bäume, um Überblick zu gewinnen. Du würdest sie nie sehen, Teichläufer, nicht einmal einen Sandalenabdruck von ihr.« Voller Sorge bat Schote: »Hör mit dem Unsinn auf! Komm mit zum Frühstück! Danach kannst du mir helfen beim -«
    »Schote!« Teichläufer hatte seine Sachen zusammengepackt und hob einen Kürbispokal mit frischem Wasser auf. »Wenn du meine Großmutter und Rotalge siehst, dann sag ihnen, wohin ich gegangen bin.
    Ich danke dir für deine Güte. Du warst sehr gut zu mir, Schote. Ich hoffe sehr, dass ich dich wieder sehe. Leb wohl.«
    Teichläufer rannte hinaus, und der weiße Sandstrand flog unter seinen weiten Sätzen dahin.
    »Teichläufer!

Weitere Kostenlose Bücher