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Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Titel: Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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schwache Morgenbrise zauste sein weißes Haar, als er die Decke zusammenfaltete und sie auf den Stapel zurücklegte, von dem Schote sie gestern Abend genommen hatte. Noch hing die Dunkelheit über dem Wald. Von Seeigel und Schote war nichts zu sehen. Wann würden sie zurückkommen? Bei Sonnenaufgang? Teichläufer würde auf alle Fälle Frühstück für fünf Personen machen.
    Er kämmte sein Haar mit den Fingern und suchte Kochgeräte. Zwei Darmbeutel hingen an Dreibeinen neben der kalten Feuergrube, und einer davon enthielt, wie er wusste, Moostee vom vergangenen Abend; der andere war leer. Neben den Beuteln befand sich eine Kalebasse mit Wasser, und darum herum standen im Halbkreis zugedeckte Holzschalen. Teichläufer nahm kniend die Deckel von den Schalen, um zu sehen, was sie enthielten: geräucherte Froschschenkel, Kaktusfeigen, Bittersüßbeeren und kleine Flaschenkürbisse, wahrscheinlich die Überreste des Hochzeitsmahls.
    Teichläufer sah sich um. An der Südseite der Hütte stand eine große Holzschale mit Feuersteinklingen und Kratzern, einem Eichenholzmörser und Rührlöffeln. Daneben waren zwei gedrungene Kochkörbe.
    Kniend holte er sich die Geräte, die er brauchen würde: eine Klinge und einen Rührlöffel. Dann ging er zur Feuergrube zurück. Mit der langen Klinge schnitt Teichläufer fünf Flaschenkürbisse auseinander und viertelte mehrere Kaktusfeigen. Er schüttete alles in einen Kochkorb, zusammen mit den Froschschenkeln. Dann goss er genügend Wasser hinein, um den ganzen Inhalt zu bedecken. Es müsste schön kochen; die Kaktusfeigen würden dem Räucherduft der Froschschenkel eine angenehme Würze geben, und die Flaschenkürbisse würden die Brühe noch schmackhafter machen. Für alle Fälle goss er noch Wasser auf den Tee, der vielleicht etwas schwach, aber jedenfalls noch warm sein würde.
    Während er mit einem Stock die restliche Glut schürte, erwachte das Dorf. Ein kleines Kind fing an zu wimmern, und die Mutter versuchte, es mit einem leisen Wiegenlied zu beruhigen. Eine alte Frau setzte sich in der Nähe auf und warf die Decke ab. Er konnte sie sehen, dunkel gegen den Morgenhimmel abgehoben, das graue Haar im Winde flatternd. Ein Mann sagte etwas, und eine Frau gab ihm Antwort.
    Aus dem Holzhaufen zog er Reiser und legte sie auf die Glut, die er sanft anblies. Als die Flammen um das Anmachholz gelb hochzüngelten, legte er größere Zweige nach. Die Korallenstücke, die um die Feuergrube herumhingen, hielten noch die Wärme des gestrigen Abends, aber nicht genug, um die Brühe aufzukochen. Teichläufer schob einige davon ins Feuer, um sie aufzuheizen. Drei warme Stücke warf er in den Moosteebeutel, wo sie aufzischten und kleine Dampfwölkchen aufsteigen ließen. Er legte weiterhin größere Holzstücke aufs Feuer, das schließlich lodernd brannte. Darauf schob er den Kochkorb über die Flammen. Das Wasser im Korb verhinderte, dass er Feuer fing, aber der Boden war immer angekohlt; diese Körbe hielten nicht lange.
    Teichläufer trat zurück. Noch zwei oder drei Zeitfinger, und die Brühe würde gar sein. Er konnte es kaum erwarten. An diesem Morgen hatte er großen Hunger. Aber das Wichtigste zuerst…
    Er ging hinaus in den Wald.
    Er duckte sich unter einen Lianenvorhang, umging ein Dickicht von Fächerpalmen und blieb mit einem angehobenen Fuß unvermittelt stehen; in einem ausgehöhlten, umgefallenen Eichbaum zu seinen Füßen lag eine zusammengerollte Mokassinschlange. Die abwechselnd dunkel- und hellbraunen Bänder auf ihrem Rücken verschmolzen fast völlig mit dem verwitterten Holz.
    Teichläufer ging langsam rückwärts, drehte sich um, hob sein langes Gewand und schlug sein nächtliches Wasser ab. Doch dauernd schaute er über die Schulter und beobachtete die Schlange. Aber sie rührte sich nicht. Hingegen rührte sich etwas anderes unter den Kiefern zu seiner Rechten. Er ließ seine Robe fallen und kniff die Augen zu. Ein brauner Fleck, so groß wie ein Mann, kam auf ihn zu.
    Teichläufer ging in die Knie, bereit zur Flucht.
    »Ruhig, Teichläufer, ich bin's nur«, sagte Schote.
    »Oh, guten Morgen, Schote. Die Wache vorbei?«
    »Ja, den Geistern sei Dank. Ich bin so müde, dass ich nicht mehr richtig aufpassen kann.«
    Schote schob einen Palmwedel zur Seite und kam Teichläufer so nahe, dass dieser ihn sehen konnte.
    Dunkelblaue Säcke hingen ihm unter den Augen, und sein altes Gesicht war so angespannt, als ob sich gerade so viel Fleisch über die Backenknochen spannte,

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