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Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Titel: Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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sprechen.« Er schaute auf, um zu sehen, ob sein Hinweis auf Geister ihr unbehaglich war. Sie starrte ihn finster an. »Das Wasser hat meine Seelen weggewaschen, Muschelweiß. Drei Tage lang lag ich da, dem Tode nahe. Dann ist eine neue Seele in mir wieder geboren worden.«
    Muschelweiß erschauderte. »Was für eine Seele? Die eines Toten?«
    Teichläufer schluckte. Seine Kehle war ausgetrocknet. »Die Seele eines Blitzvogeljungen, Muschelweiß.«
    »Eines Blitzvogeljungen?«
    »Ja.« Er legte sich eine Hand aufs Herz. »Es strahlt die ganze Zeit. Blauweiß. Und meine Seele hat einen Namen. Das haben mir die Geister gesagt. Aber ich will dir keine Angst einjagen. Versprich mir, ruhig zu bleiben. Ich habe nicht begriffen, warum der Name des Vogeljungen so wichtig sein sollte.
    Aber seit kurzem weiß ich es. Das heißt, nur wenn es sich um denselben … Menschen handelt. Das weiß ich aber nicht, weil -«
    »Ich verspreche, ich werde ruhig bleiben«, sagte sie etwas gereizt. Dann atmete sie aus, offensichtlich bestrebt, ihren Ärger zu unterdrücken. »Ich wusste nicht, dass Blitzvögel Namen haben«, sagte sie gleichmütig.
    Teichläufer lächelte breit. »Das hab ich auch nicht gewusst. Aber meiner hat einen.« Er hielt ihren Blick aus. »Er heißt Riedgras, Muschelweiß.«
    Sie rührte sich nicht.
    »Aber bitte, keine Angst! Die Geister wollten, dass ich dir sage, Riedgras sei zurückgekommen, um dir zu helfen. So wie du ihm einmal geholfen hast.«
    Sie starrte ihn lange an, dann sank sie zu Boden, als wären ihre Beine kraftlos geworden. Sie machte die Augen fest zu.
    »Muschelweiß!« Teichläufer warf seine Decke ab und ging zu ihr hin. Zärtlich strich er ihr übers Haar und sagte: »Ich mache uns etwas Tee. Dann besprechen wir das. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Alles ist gut.«
    Hinter seinem Lager kamen die Brecher jetzt mit großer Wucht an; die Wellen krachten wie glänzend weiße Fettflecken auf den dunklen Strand und brüllten wie hungrige Löwen. Teichläufers Blick glitt wieder zu Muschelweiß. Sie saß mit dem Rücken zum eisigen Wind und schaute in ihre Kürbistasse mit Tee. Die Schatten, vom Feuerschein beleuchtet, spielten über ihr schönes, sorgenvolles Gesicht und warfen ein wechselndes grau-orangefarbenes Lichterspiel auf die Pinien hinter ihr. Er hatte seinen Kochkorb auf ein Dreibein gehängt - drei Äste, oben mit einer Schnur zusammengebunden - und dann mitten übers Feuer gestellt, um den Tee zu wärmen, während er Kiefernnadeln zusammensuchte. Der Tee, süß und würzig, schmeckte nach Kiefernsaft.
    »Was noch, Teichläufer?« fragte Muschelweiß. »Was haben die Geister sonst noch gesagt?«
    Ihre Augenfalten waren schärfer geworden. Silber melierte Locken hatten sich aus ihrem Zopf gelöst und hingen ihr übers Gesicht. Erst jetzt, im Sternenlicht, sah er das frische Blut, das den Saum ihres hellbraunen Gewandes befleckte. Hatte sie mit feindlichen Kriegern gekämpft? In der Nähe? Und er hatte nichts gehört?
    Teichläufer stellte seine Tasse aufs Knie. Er nahm einen großen Schluck, und der Duft beruhigte ihn.
    »Sie sagten, ich solle dir etwas mitteilen, was noch merkwürdiger ist«, antwortete er.
    Sie sah ihn scharf an. »Was?«
    Er zögerte, drehte seine warme Tasse in den Händen und sah die grüne Flüssigkeit im Feuerschein schimmern. Nach allem, was er von Schote und Hundszahn über Muschelweiß wusste, empfand er Furcht. Wenn sie schon gewagt hatte, einen berühmten Seelentänzer anzuspringen und ihn halb totzuwürgen - es stand mit ihm nicht zum Besten.
    »Als Erstes soll ich dir sagen«, erwiderte er leise, »dass Riedgras dich vor Kupferkopf schützen würde. Du siehst also, es ist nicht unbedingt nötig, dass ich bei dir bin, sondern … nur mein Körper.
    Und deshalb«, fügte er seufzend hinzu, »muss ich mit dir gehen, mein Weib.«
    Düster blickte sie auf seine Brust, als wäre sie begierig, sie aufzuschlitzen, um zu sehen, ob ihr toter Sohn tatsächlich darinnen wäre. »Wie könnte mich Riedgras beschützen?«
    »Das haben die Geister nicht erklärt. Hätten sie es doch nur getan. Ich habe nur die Hälfte von allem verstanden. Sie haben auch gesagt -« Er versuchte, sich an den genauen Wortlaut zu erinnern. »Sie haben gesagt, Muschelweiß soll wissen, wenn die Seele von Riedgras ausschlüpft und Flügel des Lichts ausbreitet, dann wird Kupferkopf sie nie mehr jagen können. Riedgras würde ihn daran hindern.« Teichläufer sah sie an. »Verstehst du, was

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