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Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Titel: Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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vergessen. Die sind wahrscheinlich verbrannt!« Mit wehendem Gewand rannte er zum Feuer.
    Dort riss er die Stecken weg und schob die Fische mit einem kleinen Zweig in die Holzschalen. Sie sahen schlimm aus. Er schaute zu Muschelweiß zurück. Hatte sie gespürt, wie die Macht aus ihm in sie eingeflossen war? Ob sie danach fragen würde? Was würde er ihr dann sagen? Sie war nicht mehr auf das zurückgekommen, was er ihr in jener Nacht am Strand erzählt hatte. Möglicherweise, fürchtete er, weil sie ihm keinen Glauben schenkte. Entweder das oder der Gedanke, ihr toter Sohn könnte in ihm wieder geboren sein, hatte sie vielleicht so verschreckt, dass sie lieber schwieg.
    Er brachte die Schalen vorsichtig zurück und gab Acht, dass er nicht auf den Saum seines Gewandes trat.
    Ihre Augen verengten sich, als er sich hinkniete; behutsam setzte er eine Schale neben sie, glitt zu Boden, schlug die Beine übereinander und balancierte seine Schale auf dem linken Knie.
    »Sie sind nicht verbrannt«, sagte er, »ich hoffe, sie sind jetzt nicht so trocken wie uralte Knochen. Die Haut ist versengt.«
    Muschelweiß schaute auf die gekräuselte braune Haut. »Nur auf einer Seite, Teichläufer«, entgegnete sie.
    Er grinste hilflos und nahm sich einen ihrer Fische. »Ich werde die Gräten entfernen, das macht es dir leichter.«
    Er wollte die Haut abziehen, und verkohlte Schuppen rieselten ihm über die Hand. Er wischte sie am Knie ab und hoffte, sie hätte es nicht bemerkt. Als er den Fisch endlich festhielt, blieb das trockene Fleisch an der zurückgeschabten Haut kleben. »O Muschelweiß«, meinte er Unheil verkündend, »das sieht nicht gut aus. Es ist knochentrocken.«
    »Versuch es mit der anderen Seite.«
    Er zog vorsichtig die Gräten heraus, die er in den Wald warf, und klopfte auf das Fleisch. »Du hast Recht, da ist es besser. Zumindest essbar, glaube ich.«
    Die Sonnenmutter kletterte höher, und die Baumkronen schimmerten golden im Licht. Die herbstlich gefärbten Blätter der Kletterpflanzen leuchteten grellgelb, von braunen Rankenschlingen umrahmt.
    Frösche quakten im Sumpfteich, und gelegentlich platschte eine Schildkröte ins Wasser. Der Morgen war voller Düfte und angefüllt mit Flügelflattern und Gezwitscher.
    Teichläufer hob ihr die Schale dicht vor den Mund. »Wie möchtest du essen, Muschelweiß? Kann ich dir helfen?«
    »Stell die Schale einfach neben mich, Teichläufer, ich werde schon damit fertig.« Das tat er, und sie sagte: »Danke.«
    Mit zitternder Hand holte sie ein Stück Fisch heraus und aß es. Aber ihr Magen wehrte sich, und sie zuckte zusammen, als hätte sie Krämpfe. Kurz darauf erklärte sie: »Na, das war ja ein Kampf. Aber ich glaube, ich habe gewonnen.«
    Teichläufer, halb verhungert, griff gierig nach seinen Fischen und verschlang sie so schnell, wie er sie entgräten konnte. Mit vollem Mund sagte er: »Gut! Iss bitte noch mehr, damit du gesund wirst.«
    Sie aß, aber sehr vorsichtig. Als sie gerade die Hälfte ihres ersten Fischs verzehrt hatte, setzte Teichläufer seine leere Schale ab, stützte die Ellbogen auf die Knie und betrachtete Muschelweiß mit großen glühenden Augen. Ein leichter Wind blies über den Sumpf und durch die Bäume und wehte ihm das lange weiße Haar über die Schultern.
    »Sag etwas, Teichläufer«, bat sie und biss in ihren Fisch.
    »Was denn?«
    »Irgendwas. Was war das noch, was du mir erzählen wolltest?«
    Unsicher sagte er: »Ich hole dir vorher noch einen Becher Tee, du könntest -«
    Er wollte aufspringen, aber sie packte seine Hand. »Nein, danke. Das ist sehr nett von dir, aber mir wäre lieber, du bliebst sitzen. Gut. Also jetzt fang an.«
    Er senkte den Kopf und schaute düster auf das Schattenspiel über dem dunklen Waldboden. »M-Muschelweiß?«
    »Ja, Teichläufer?«
    »Weißt du noch, wie ich dich nach der Schildpattpuppe gefragt habe?«
    »Ja.«
    Teichläufer sah zu, wie sie sorgsam das Zittern ihrer Hand bezwang, um sich ein Stück Fisch in den Mund zu schieben. Es kostete sie viel Mühe, aber es gelang ihr. Er nahm seinen Mut zusammen und sagte ruhig: »Sie - sie besucht mich.«
    »Wer?«
    »Die Schildpattpuppe.«
    Muschelweiß ließ das gerade ergriffene Stück Fisch sinken und schob es in die Schale zurück. »Was meinst du damit?«
    »Ich glaube«, sagte er sanft und legte die Hand auf sein Herz, das sich ungewöhnlich warm anfühlte, »ich glaube, sie kommt in Wirklichkeit, um Riedgras zu sehen. Sie will sehen, wie er

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