Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze
warten.«
Ihre Nasenflügel blähten sich; Biberpfote wusste nicht, ob aus Wut oder aus Ohnmacht. Sie zog ihren Arm von Teichläufer zurück und verschränkte die Hände in ihrem Schoß. »Dann kann ich dir versichern, dass ich nicht von dort kommen werde.« Sie blickte düster auf ihre weißen Knöchel. »Hat Schwebestern gesagt, an welcher Stelle sie Tauchvogel gefangen halten? Vor vielen Jahren hätten sie ihn in die Ratshütte in der Nähe des Wassers gesperrt, aber jetzt? Ich weiß es nicht.«
»Das hat Schwebestern nicht gesagt«, erwiderte Biberpfote. »Aber das finde ich für dich heraus.«
Ein verführerisches Lachen von Schwarzer Regen stieg auf, und Biberpfote zog sich der Magen zusammen. Er spuckte aus, um den faulen Geschmack im Mund loszuwerden.
Muschelweiß fragte: »Was hast du?«
Er schüttelte den Kopf. Tief einatmend blickte er teilnahmsvoll auf Teichläufers bleiches Gesicht und sagte: »Du wirst nicht allein kämpfen, wenn du ins Dorf des Stehenden Horns eingedrungen bist, Muschelweiß. Ich weiß nicht, was es nutzt, aber ich -«
»Biberpfote, ich will offen sein. Wenn wir zum Kämpfen gezwungen werden, sind wir verloren.
Kupferkopf hat zu viele Krieger. Wir müssen einen Weg finden, um ins Dorf zu schleichen, Tauchvogel ausfindig zu machen und wieder zu verschwinden. Sonst wird keiner von uns sich unseres Triumphs erfreuen können, weil wir tot sind. Verstehst du? Wir können nicht gegen Kupferkopf kämpfen.«
Biberpfote nickte. »Ich verstehe. Aber vielleicht könnte ich für eine Ablenkung sorgen, damit du Zeit hast, Tauchvogel zu finden.«
Muschelweiß legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Ich wäre dir sehr dankbar für deine Hilfe, Kommandant.«
Scham schwoll in ihm an. »Diesen Titel verdiene ich nicht, Muschelweiß, doch danke ich dir für -«
»Aber -«, stieß Teichläufer hervor und wandte sich an Muschelweiß, um sich ihre Billigung einzuholen.
Ihr Blick streifte über sein Gesicht. Sanft fragte sie: »Was wolltest du sagen, Teichläufer?«
Er griff wieder nach ihrer Hand, als gäbe ihm diese Berührung Sicherheit, und murmelte: »Nun ja, es ist einfach … Ich bin sicher, ich meine, wenn wir im Dorf Erfolg haben, Biberpfote, dann glaube ich bestimmt, dass meine Großmutter vor dem Rat für dich sprechen wird. Und Biberpfote!
Wasserträgerin hat nie aufgehört, dich zu lieben. Sie würde dich gern wieder aufnehmen.«
Biberpfote neigte den Kopf, um sein Herzeleid nicht sichtbar werden zu lassen. Mit gepresster Stimme sagte er: »Das hoffe ich, Teichläufer. Ich kann dir nicht sagen, wie sehr ich eben darum bete.«
Eulenfalter lehnte sich an den gekrümmten Stamm einer kümmerlichen Eiche, massierte sein schmerzendes Bein und beobachtete die Flämmchen, die durch die aufgehäuften Reiser in der Feuergrube zuckten. Morgens hatte er immer die größten Schmerzen. Das Bein war in der Nacht steif geworden, so dass er nun wie ein alter Mann zum Holzsammeln und Feueranmachen humpelte. Sie hatten sich die Arbeit geteilt. Eulenfalter suchte die Pfade aus, entschied über die Lagerstätten und machte Feuer, während Häsling und Rotalge jagten, fischten, Süßwasser ausfindig machten und die Kalebassen füllten.
Sie waren gut vorangekommen. Das einzige Hindernis war bis jetzt ein dicker, angriffslustiger Bär gewesen, der ausgerechnet denselben Pfad benutzen wollte wie sie. Häsling schlug vor, ihn mit dem Speer zu erlegen, aber Rotalge wies darauf hin, dass sie keine Zeit hätten, das Tier auszunehmen, und es wäre doch unverantwortlich, so gutes Fleisch und so ein Fell einfach liegen zu lassen. Eulenfalter war zurückgegangen und hatte einen seitlich gleichlaufenden Pfad genommen.
Er rieb sich den Rücken am Stamm. Verflochtene Zweige hingen rings um ihn wie die Schwanzfedern eines jenseitigen Adlers, der bereit war, ihn hochzureißen, um ihn im Land des Tagesanbruchs zu fressen. Der Gedanke erheiterte ihn. Milchiges Morgenlicht schimmerte durch die windbewegten Blätter der Zweige. Eine halbe Zeithand nach der Dämmerung war die Sonne durch einen schwarzen Wolkenvorhang aufgestiegen und hing riesig und karminrot im klaren, blauen Himmel. Das grüne Gesicht der Meerfrau war mit Spitzen von tiefem Purpur übersät.
Eulenfalter warf zwei große Holzstücke aufs Feuer, doch so, dass sie die Flämmchen nicht erstickten.
Dann schürte er nach. Funken stoben, wirbelten hoch und flogen in der Brise davon. Ein süßlicher Geruch von brennendem Kiefernharz hing in der Luft.
Als
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