Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze
hatte ihm geglaubt, selbst noch als Schwebestern darauf bestanden hatte, als Letzter zu gehen. Wenn der Mann so sicher war, warum ging er nicht selbst voraus? Warum hatte Biberpfote nicht einfach gefordert, dass Schwebestern die Führung übernahm?
Allerdings spielte es für sie letztlich keine Rolle. Biberpfote würde als Erster vermutlich auch den ersten Speer auffangen, und das wäre ihr nur recht. Er hatte sie vorsätzlich missachtet. Als sie letzte Nacht Schwebestern überdrüssig geworden war - was nicht lange gedauert hatte -, war sie unter die Decken von Biberpfote gekrochen und hatte ihn leidenschaftlich umarmt - und da hatte er so getan, als schliefe er! Sie hatte ihn nicht erregen können, obwohl sie Dinge mit dem Mund vorgenommen hatte, die jeden normalen Mann dazu getrieben hätten, sie auf der Stelle zu nehmen, ohne Rücksicht auf verstandesmäßige Bedenken.
Finster schaute sie auf seinen breiten Rücken. Glaubte er wirklich, er könnte heimgehen, seine von ihm so schimpflich behandelte Frau würde ihn zurücknehmen und er dürfte weiterleben, als hätte er Schwarzer Regen nie getroffen? Was für ein Narr! Selbst wenn diese platt gedrückte Kröte von Frau ihn tatsächlich zurücknähme, würde nichts mehr so sein wie vorher. Der Clan würde ihn täglich zehnmal an seinen Ehebruch erinnern, durch einen Blick, durch eine Mundbewegung, durch jemanden, der im falschen Augenblick die Arme kreuzte. Schlimmer noch: Seine Kinder würden ihn mit Fragen quälen. »Vater, wo bist du gewesen?« - »Warum bist du weggegangen?« - »Liebst du uns nicht mehr?« - »Hast du uns wirklich wegen dieser widerlichen Ausgestoßenen verlassen?« - »Wie konntest du das tun, Vater?« - »Wir lieben dich so sehr, wir hätten dich gebraucht.«
Und wenn die Kinder dann erwachsen geworden wären, alt genug, um sein Verbrechen zu begreifen, dann würden sie ihn mit anderen Augen ansehen - misstrauisch, verachtungsvoll. Es würde seine Seelen töten. Aber das sah er nicht. Noch nicht. Nicht, da der Einfall, einfach heimzugehen, noch so neu war.
Schwarzer Regen hatte das alles schon erlebt. Hätte sie ihn halten wollen, dann hätte sie sich mehr Mühe gegeben, ihm diese Dinge vor Augen zu führen. Aber Biberpfote hatte seinen Glanz verloren.
Wie die meisten Männer. Dieses Wesen, das da mit schweißnassen muskulösen Schultern vor ihr lief, war ihr jetzt nicht mehr wert als ein zerbrochenes Muschelhalsband. Er hatte ihr ohnehin schon alles Wertvolle von seinem Besitz übereignet, außer seinen Waffen, und nicht einmal sie konnte einen wahren Krieger dazu bringen, sich dieser zu entäußern. Jetzt hatte er nicht mehr den geringsten Nutzen für sie.
Schwarzer Regen brauchte einen neuen Liebhaber. Ein neuer Händler wäre ihr durchaus recht, einer mit vielen kostbaren Gegenständen in seiner Habe, vorzugsweise auch jemand, der erfreulicher anzusehen war als dieser Kommandant mit dem Kaulquappengesicht. Innerhalb der vielen Spiele im Dorf des Stehenden Horns würde sie sicher jemanden finden. Schon an diese Jagd zu denken, erregte sie. Kein Mann würde ihr widerstehen, wenn sie erst einmal - Biberpfote hockte sich nieder, und Schwarzer Regen kam plötzlich zum Stehen. Er winkte sie zurück, die Augen zu Schlitzen verengt, legte einen Speer in sein Atlatl ein und stand wurfbereit auf.
Schwebestern glitt hinter sie und flüsterte: »Was ist los? Was sieht er?«
»Was weiß ich? Ich habe nicht mit ihm geredet.«
»Seit Tagen nicht, soviel ich weiß.« Er biss sie in den Hals.
Schwarzer Regen schob ihn weg. »Warum gehst du nicht hin und hilfst Biberpfote? Es sind doch deine Verwandten, oder?«
Schwebestern grinste. »Wahrscheinlich.«
Schwarzer Regen grinste ebenfalls. »Du hast Seelen, die einer Wassermokassinschlange würdig wären, Schwebestern. Oder ist es so, dass deine Verwandten auf dich anlegen, sowie sie dich sehen?«
Schwebestern blickte sie kurz an und reckte den Hals, um Biberpfote zu beobachten, der aufgestanden war und sein Atlatl sinken ließ. »Komm, es scheint, als wären wir sicher.« Er legte ihr eine Hand auf den Arm.
Sie schüttelte sie ab. »Nein, danke«, sagte sie und schritt vorwärts. Aber in der Biegung des Weges blieb sie abrupt stehen. Da stand Biberpfote zusammen mit Muschelweiß und Teichläufer. Heiliger Bruder Himmel! Wurde sie den Jungen niemals los? Muschelweiß trug einen dicken Verband um den Kopf, stand aber aufrecht, die Augen vor tödlicher Entschlossenheit funkelnd - so wie immer. Als
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