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Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Titel: Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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durch die Hütte, zog um die kalte Feuerstelle herum, wo er die Asche aufwirbelte und sie in der Luft verteilte.
    Kupferkopf drehte die Ahle in seiner Hand, betrachtete jeden Einschnitt im Knochen und strich mit dem Finger über ihr Kennzeichen. Das abgegriffene Hirschbein glänzte, und der Feuerschein aus den anderen Hütten spiegelte sich darin. Er müsste eigentlich sein eigenes Feuer machen, die Abendkühle wurde immer strenger. Aber er nahm nur seine Decke und warf sie sich über die Schultern.
    O wie sehr hatte er Muschelweiß vermisst, nachdem sie gegangen war! Trotz allem, was sie ihm angetan hatte, sie hatte ihm gefehlt. Sie besaß so eine herrliche Ironie, die Dinge zu betrachten und alle Misshelligkeiten dort einzuordnen, wo sie hingehörten, und oft hatte er sich ausschütten müssen vor Lachen, was ihr sehr gefallen hatte, vielleicht weil er so selten lachte, und deshalb hatte sie diese Fähigkeit immer weiter verfeinert. Er hatte sie dafür geliebt.
    Auf ähnliche Weise hatte sie auch mit ihrem gemeinsamen Sohn gespielt. Kupferkopf würde nie vergessen, wie er eines Tages in die Hütte kam und sah, wie Muschelweiß sich hinter einem Turm von Körben versteckt hielt und alle möglichen Sachen im Bogen über ihren zehn und acht Monde alten Sohn warf. Ein Haufen wunderlicher Dinge lag um Riedgras verstreut - winzige Muschelschalen, Federn, Frühlingsblumen. Als eine Eichel auf seinen kleinen Füßen landete, kreischte er überrascht und entzückt auf und wollte sie aufheben, als ihn ein großer Schwamm im Rücken traf. Er riss die Augen weit auf, die Eichel war vergessen, und aufstampfend und kichernd wartete er auf das nächste Wurfgeschoss. Aber Muschelweiß war aufgesprungen, hatte den Jungen hochgehoben und ihn überall im Gesicht und im Nacken geküsst, und Riedgras hatte so gelacht, dass ihm die Tränen über sein schönes, rundes Gesicht liefen.
    Genauso wie Kupferkopf.
    Als sie den Jungen vor dem Abendessen hingelegt hatte, damit er noch ein Schläfchen machen konnte, hatte sie die Schildpattpuppe an seine Seite gelegt, und Riedgras hatte sie sofort gepackt und mit einem zufriedenen Seufzer an die Brust gedrückt. Mit dieser Puppe hatte Riedgras jede Nacht seines Lebens geschlafen.
    Selbst jetzt, in seiner Einsamkeit, genoss Kupferkopf noch einmal die Freuden jener Tage, die sie gemeinsam erlebt hatten. Er erinnerte sich genau an jede zärtliche Berührung, jedes geteilte Geheimnis, und wenn er sich nachts allein zurückzog, dann nahm er sich diese Erinnerungen vor und schaute sie an - und dachte daran, wie wunderbar diese Sommer gewesen waren.
    Kupferkopf streckte sich auf seiner Decke aus und starrte empor zu dem rußüberzogenen Dach, das nach den aufsteigenden Asche- und Rauchwolken der letzten drei Monde aussah, als hätte es ein Fell angesetzt. Das Lächeln von Muschelweiß, das glückliche Gesichtchen von Riedgras glitten vor seinen Seelen vorbei, und ein schlimmer - und vertrauter - Schmerz wuchs in seiner Brust.
    O heilige Sonnenmutter, nach allem, was sie ihm angetan hatte - wie war es möglich, dass er sie immer noch so grenzenlos liebte?
    Am zweiten Tag ihres Heimmarsches erreichten sie die Lagune der Seekuh. Hier bildete die Küste eine Bucht, das stille grüne Land wich in großem Bogen vom Ufer zurück und machte einem breiten weißen Strand Platz, der im Lavendelglanz des Sonnenuntergangs funkelte.
    Schote blieb kurz stehen, um den runden Sack über seiner linken Schulter zu verlagern. Dank der Vorsorge von Mondschnecke war der Sack doppelt so schwer geworden und lastete auf seinen Schultern wie ein Sack voller Steine. Teichläufer und Muschelweiß gingen ein Stück voraus, Hand in Hand. In Abständen hatte sich Muschelweiß entschuldigt, ihre Hand aus seiner gelöst, um ihre drei langen Speere in die andere Hand zu nehmen. Darauf war Teichläufer immer um sie herumgelaufen, so dass er ihre nun frei gewordene Hand ergreifen konnte. Das ovale Gesicht des jungen Mannes zeigte die ganze Zeit ein unverändertes Lächeln. Der Anblick erfreute das alte Herz von Schote. Wie wunderbar zu wissen, dass es noch junge Liebe gab. In den purpurnen Lichtschleiern, die lautlos über das Land sanken, wirkte das Paar wie von einem Strahlenkranz umgeben - zumindest sein neuer Schwiegersohn wirkte so.
    »Teichläufer«, rief Schote und lächelte, als der hoch gewachsene hagere junge Mann sich umdrehte, das Gesicht rosig angehaucht im Rahmen seiner hellbraunen Kapuze. »Deine Großmutter ist eine

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