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Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze

Titel: Vorzeitsaga 07 - Das Volk der Blitze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen O'Neal Gear , W. Michael Gear
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und Schote neben ihm, mit Stacheljunge in seinem Schoß, beide unter einer Decke. Schwemmstock hockte neben Hundszahn auf seinen Fersen, das spärliche weiße Haar lag nass über der fleckigen Kopfhaut.
    Plötzlich stieß Hundszahn einen schrillen Schrei aus. »Seht mal dort!« schrie er, als ein gewaltiger Blitzvogel direkt über ihre Köpfe knatterte und eine schwach blaue Flammenbahn hinterließ.
    Hundszahn kam taumelnd auf die Beine. »Er ist schön! Er ist so wunderschön! Mondschnecke, hast du jemals gedacht, dass er so prachtvoll sein würde?«
    Sie schrie ihn an. »Hundszahn! Setz dich hin, bevor dir ein Ast auf den Kopf fällt!«
    Der hagere alte Seelentänzer hielt sich die Hände trichterförmig vor den Mund, um gegen den Gewittersturm anzubrüllen. »Aber ich bin so glücklich!«
    »Weswegen?« wollte sie wissen. »Das ist der schlimmste Sturm, den wir seit -«
    »Aber die Seelen von Riedgras sind endlich wieder vereinigt! Jetzt ist er auf dem Weg zum Dorf der Verwundeten Seelen. Teichläufer nimmt ihn mit.«
    Mondschnecke wechselte einen Blick mit Schwemmstock und blickte dann auf Schote.
    Schote drückte Stacheljunge fester an sich und zuckte die Achsel. »Wer weiß?« sagte er.
    Schwemmstock stützte sich mit einer Hand am Eichenstamm ab und stand auf. »Ich nehme das jetzt in die Hand!« verkündete er.
    Er schlurfte durch das Wasser, hinaus in einen der schlimmsten Schauer, packte Hundszahn am Arm und zerrte den Seelentänzer in den Schutz des Baums. Er brüllte Hundszahn in das regennasse Gesicht: »Du alter verrückter Idiot! Das war ein Blitzvogel, nicht ein Blitzjünger!«
    Hundszahn schüttelte die Hand ab und sah ihn missmutig an. »Du hast doch wirklich den Verstand verloren, Schwemmstock«, sagte er grollend.
    Wie ein leuchtend blauer Schleier senkte sich das Zwielicht über den Wald. Die Wolken hatten sich geteilt, und an jedem Hickoryblatt, an jeder Kiefernnadel und jedem Palmwedel hingen Regentropfen wie durchsichtige Perlen. Durch das Filigran des Blätterbaldachins funkelten schon die ersten Leuchtleute herab.
    Die Nachtluft roch herb nach Erde und Kiefern, und Eulenfalter atmete sie in vollen Zügen ein. Er streckte die Hände zu dem kleinen Feuer aus und schaute sich auf der Lichtung um. Als der Sturm nachließ, fiel auch die Temperatur, und die Winde brachten eine beißende Kälte mit. Teichläufer lag auf der anderen Seite des Feuers unter einem Berg von Decken. Der bernsteinfarbene Schein der tanzenden Flammen huschte ihm über das bleiche, abgezehrte Gesicht. Rotalge und Häsling saßen zu beiden Seiten. Auf Rotalges Gesicht zeichnete sich tiefe Sorge ab, die ihre Augenwinkel nach unten zog.
    Finster blickend saß Häsling auf dem Boden. Seine Schlammbefleckte Tunika klebte ihm am Körper wie eine zweite Haut und betonte die Muskeln seiner Arme und Schultern. Er biss die Zähne zusammen, um seine Unruhe zu unterdrücken. Atlatl und Speere lagen griffbereit - für alle Fälle.
    Er war ein Krieger geworden. Und noch mehr. Als sie zur abendlichen Rast anhielten, war Häsling wortlos verschwunden, hatte einen Pelikan erlegt und zum Lager zurückgebracht. Alle andern kümmerten sich um den verwundeten Teichläufer, während Häsling den großen Vogel rupfte und ihn, aufgespießt auf einem Stecken, über dem Feuer braten ließ. Er hatte erfasst, was der Gruppe Not tat.
    Eines Tages würde er sicher ein hervorragender Clan-Führer sein.
    Tauchvogel und Muschelweiß knieten nicht weit vom Feuer. Sein Vater hatte einen Arm um seine Mutter gelegt und sprach leise auf sie ein. Sie hielt den Kopf gesenkt, ihr silbern-schwarzes Haar fiel in Wellen an ihr herab. Eulenfalter sah, wie seine Mutter den Kopf schüttelte, und hörte sie sagen:
    »Das ist etwas, was ich tun muss, Tauchvogel.« Sein Vater schloss die Augen, als litte er, nickte aber.
    Rotalge griff nach Teichläufers Handgelenk. Besorgt fragte Häsling: »Schlägt sein Herz noch?«
    Rotalge nickte. »Ja, aber schwach.« Eulenfalter rieb sich die Hände über dem Feuer. »Er kann von Glück sagen, dass die Ahle so kurz war. Etwas länger - und sie hätte sein Herz durchbohrt.«
    »Das verstehe ich nicht«, sagte Häsling stirnrunzelnd. »Wenn die Ahle sein Herz und seine Lungen nicht getroffen hat, warum ist er dann so krank?«
    Eulenfalter erwiderte sanft: »Weil der Körper nach einer Verletzung manchmal so benommen und betäubt ist, dass er eine Weile nicht mehr aus diesem Zustand herausfindet, Häsling.«
    Und manchmal findet er nie

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