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Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Titel: Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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am Rand der gemauerten Fächer und schlugen die Trommel mit den Füßen.
    Der Leichnam von Wolkenspiel ruhte auf der Trommel links von Eisenholz, der von Krähenbart auf der Trommel rechts von ihm, beide unter türkisbesetzten Totendecken.
    Düne und Nordlicht hatten Wolkenspiel das blutbefleckte Kleid ausgezogen und sie mit Yucca-Seife gewaschen, auch ihr langes Haar. Ihre silbernen Schläfen glänzten. Die vier auf ihrem Kinn tätowierten Spiralringe wirkten sehr schwarz auf ihrem bleichen Gesicht.
    »Hier«, sagte Düne und reichte Nordlicht einen Holzkamm. »Beenden wir unsere Aufgabe, damit wir uns endlich ausruhen können. Es war ein langer Tag.«
    Nordlicht nahm den Kamm und teilte ihr Haar sorgfältig in drei Stränge, die er dann kämmte. Dünes buschige weiße Brauen zogen sich zusammen. »Die Ursache des Schmerzes«, wiederholte er. Nordlicht blickte zu ihm hinüber. »Du meinst, eine alte Wunde?«
    »Ja, eine, die nie aufgehört hat zu bluten.«
    »Aber das ist nicht nur ein Mord, Düne«, entgegnete Nordlicht. »Sie wurde verstümmelt. Das war eine schreckliche, brutale -«
    »Was du brutal nennst, ist im Grunde ein Hilferuf.« Dünes Blick schweifte zu den Thlatsina-Masken. »Es ist unsere Aufgabe, Nordlicht, Hilfestellung zu bieten.« »Einem Mörder?« fragte Eisenholz laut. Seine Stimme schallte durch die Stille. Düne und Nordlicht wandten sich beide nach ihm um. »Wie kämen wir dazu?«
    Düne sah ihn seltsam an. Dann legte er Nordlicht eine Hand auf die Schulter. »Hast du etwas dagegen, wenn ich mich etwas setze? Ich -«
    »Bitte, ruh dich doch aus, Düne. Du hast mir heute sehr geholfen. Den Rest kann ich allein erledigen. Vielen Dank für alles, was du getan hast.«
    Düne lächelte und humpelte zu Eisenholz. Er ließ sich auf die gelbe Bank fallen, zehn Hände weiter. Ein Schweißfilm lag über seinen Runzeln, und sein weißes Haar klebte an seinen Wangen. Er beugte sich vor und atmete eine Weile tief ein und aus.
    Schließlich drehte er sich zu Eisenholz um. »Ich möchte helfen, weil das die einzige Möglichkeit ist, den Mörder zu fangen. Um ihn herauszulocken, müssen wir «
    »Ihr Mörder war ein Wahnsinniger und ein Zauberer. Ich will ihm nicht helfen. Ich will ihn in Reichweite meines Bogens haben.«
    Düne hielt einen krummen Finger in die Höhe. »Denk mal darüber nach, Eisenholz: Wolkenspiel hatte keine Feinde. Selbst ihre Sklaven sprachen freundlich über sie. Sie war eine liebe, gütige und anständige Frau. Sie hatte keine Macht. Sie besaß nichts.«
    » … Noch nicht«, antwortete Eisenholz.
    Düne stützte seine Ellbogen auf die Knie und hielt sich eine knotige Faust unters Kinn. »Du meinst, man hat sie getötet, weil sie eines Tages die Ehrwürdige Mutter von Krallenstadt geworden wäre?« »Das ging mir so durch den Kopf.«
    Nach einer Pause fragte Düne: »Wen hätte das gekümmert? Schlangenhaupt hätte keinen Zugriff auf ihren Besitz gehabt, auch nicht als Gesegnete Sonne. Ihre gesamte Habe würde an ihre nächste lebende weibliche Verwandte fallen. Schlangenhaupt hätte durch ihren Tod nichts zu gewinnen.« »Doch. Schlangenhaupt konnte nur Gesegnete Sonne werden, weil sein Vater starb und weder Mutter noch Schwester Männer hatten. Aber eines Tages hätte Wolkenspiel vielleicht wieder geheiratet, und in diesem Fall -«
    »Dann hätte sie Schlangenhaupt gewiß entmachtet und ihn durch ihren neuen Mann ersetzt.« Düne seufzte. »Aber das ist keine Wunde, Eisenholz. Das ist ein Grund. Und nicht Grund genug für diese Art von Mord.«
    Eisenholz schaute zur Seite und sah zu, wie Nordlicht den Zopf von Wolkenspiel liebevoll zu einem Knoten zusammenband. Er war sehr zärtlich dabei, strich ihr übers Haar und flüsterte ihr zu. Ihr langes Haar streifte ihn.
    Eisenholz sagte: »Diese Verstümmelung ist nicht einmalig, Düne. So einen aufgeschlitzten Bauch habe ich schon einmal gesehen, vor sechzehn Sommern. Das war nach der Wintersonnenwende …« Nordlicht ließ die Haarnadel aus Muschelkalk fallen. Er bückte sich nach ihr, und seine Hand zitterte. Eisenholz runzelte die Stirn. Nordlicht hob die Nadel auf und steckte den Knoten fest, aber sein Atem war flach geworden; schnell hob und senkte sich seine Brust unter dem weißen Hemd. Eine Weile durchbrach nur das Ächzen des Windes die Stille.
    Eisenholz schaute wieder auf Düne. »Erinnerst du dich? Das Sklavenmädchen? Wie hieß sie noch?« »Rehkitz«, antwortete Düne und verzog das Gesicht, zu Boden blickend. »Ich

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