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Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Titel: Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Hand. Sein rotes Hemd flatterte im Wind.
    Maisfaser drehte sich um, sah Eisenholz in die Augen und füllte ihre Lungen mit kühler, feuchter Luft. Sie ging auf ihn zu.
    Eisenholz stellte sich breitbeinig hin. Sie hatte seine gewölbten Brauen und die goldene Haut, aber ihre spitze Nase und die großen dunklen Augen waren die von Nachtsonne.
    Kurz vor ihm blieb sie stehen und sagte: »Hallo, Eisenholz.«
    »Hallo, Maisfaser.« Eine sonderbare Gefühlswelle übermannte ihn. Er hatte sie niemals bei ihrem Namen genannt, jedenfalls nicht in ihrer Gegenwart. Er wies auf die Grasfläche rings um den Felsblock. »Willst du dich eine Weile zu mir setzen?«
    Sie nickte und setzte sich vorsorglich zehn Hände von ihm entfernt. Ihr gelbes Kleid war um sie herum ausgebreitet, und ihr langes Haar streifte das Gras. Eisenholz lehnte sich an den hellbraunen Fels, der halb so groß war wie er.
    »Hatte Nordlicht Schwierigkeiten, die Wache zu passieren?«
    »Nein. Es war Stechmücke. Er hat nichts gesagt.«
    »Gut. Ich hielt es für besser, hier draußen mit dir zu reden, wo uns niemand belauschen kann. Ich bin froh, daß -«
    »Eisenholz«, unterbrach sie ihn mit ängstlichem Gesicht, »ich möchte gleich zu Anfang sagen, daß ich stolz darauf bin, deine Tochter zu sein. Du bist eine legendäre Gestalt in vielen Dörfern, und wenn mein Vater - der… der Mann, der mich aufgezogen hat - von dir sprach, dann lächelte er immer, und Hochachtung schwang in seiner Stimme mit. Ich weiß, du bist ein guter Mensch, und du hast dich sehr um mich gekümmert. Und dafür danke ich dir.«
    Ihm kam es so vor, als wäre sein Herz in grobes Rohleder eingeschnürt worden. »Palmlilie war der beste Krieger, den ich je gekannt habe und außerdem mein guter Freund. Ich wußte, bei ihm wirst du sicher aufgehoben und glücklich sein.«
    Maisfaser legte die Hände auf die Knie; sie schien nach den richtigen Worten zu suchen. »Wenn jemand in unserem Dorf etwas Abträgliches über dich sagte, dann hat dich Palmlilie immer in Schutz genommen. Er sagte, niemand könnte die Zwänge verstehen, mit denen du fertig werden mußtest, und man sollte nur abwarten, wie alles ausgehen würde. Er hat dir vertraut, Eisenholz.« Sie schluckte nervös. »Und deswegen vertraue ich dir auch.«
    Er nickte. »Und ich vertraue dir, Maisfaser, denn du bist die Tochter von Palmlilie, wenn nicht leiblich, so doch im Herzen.« Eisenholz zwang sich ein Lächeln ab. »Nordlicht sagte, du möchtest mir ein paar Fragen stellen. Ich hoffe, ich kann sie beantworten.«
    Sie sah ihn mit großen, runden Augen an. Er wartete.
    »Eisenholz, warum hast du mich weggegeben? Du warst der Kriegshäuptling, ein Mann mit Macht. Hättest du mich nicht bei dir behalten können?«
    Er ballte die Fäuste. Er schluckte, aber die Kehle war ihm wie zugeschnürt. »Da gibt es so viel zu sagen und doch auch so wenig, Maisfaser. Ich «
    »Hast du mich nicht gewollt?«
    »Ich wollte dich haben, aus ganzem Herzen.« Er legte seine rechte Hand auf die ihre. Ihre Finger fühlten sich kühl und zerbrechlich an. »Von dem Augenblick an, da ich dein schönes Gesicht sah, hab ich dich geliebt. Aber ich hatte neunundzwanzig Sommer gesehen und war der neue Kriegshäuptling. Ich wußte, wenn ich dich behalte, besteht die große Gefahr, daß man uns beide tötet. Und ich hatte auch den Verdacht, daß man deine Mutter zum Tod verurteilen würde. Ich glaube, Krähenbart hätte das gefordert.« Er zog seine Hand weg. »Und vielleicht mit Recht.«
    »Hast du sie geliebt? Meine Mutter?«
    Sein Gesicht erschlaffte; er sah ihr forschend in die dunklen Augen. »Ich liebe sie noch. Nach deiner Geburt weigerte sie sich, mich zu sehen. Ich verstand das und würdigte ihre Gründe, aber das änderte nichts an meinen Gefühlen. Krähenbart kam zurück-« Er machte eine Pause und fragte:«Hat dir Nordlicht davon erzählt? Daß Krähenbart zehn Monde lang weggewesen war?« Sie nickte, und Eisenholz fuhr fort: »Nach seiner Rückkehr begegneten wir uns, Nachtsonne und ich, täglich in Krallenstadt, aber keiner von uns sprach. Wir taten, als wäre nichts geschehen. Wir mußten so tun.« »So daß niemand eine Ahnung von mir hatte?«
    »Ja.« Am liebsten wäre er aufgesprungen und auf und ab geschritten, aber er unterdrückte den Impuls. »Aber trotz aller Vorsicht gab es Gerüchte. Zum Glück drangen sie nie zu den Ältesten der Ersten Menschen, oder aber sie weigerten sich, sie zu glauben. Das spielt jetzt ohnehin keine Rolle mehr. Aber

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