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Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Titel: Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Skorpion, ein giftiges Raubtier, immer bereit, sich gegen sein eigenes Fleisch und Blut zuwenden.«
    Maisfaser strich über die zarten Frühlingsgräser. »Eisenholz?«
    »Ja?«
    Maisfaser zog an dem Lederriemen, den sie um den Hals trug, und holte einen kleinen roten Beutel heraus. Sie knüpfte die Schnur auf, schüttelte einen schwarzen Gegenstand in ihre Hand und hielt sie ihm hin. »Weißt du, was das ist? Ich habe es in meinem Gepäckbeutel gefunden. Von mir ist es nicht, Sängerling hat es auch nicht da hineingelegt, also war es jemand in Krallenstadt. Aber ich habe so etwas noch nie gesehen. Du vielleicht?«
    Eisenholz nahm die kleine Jett-Schnitzerei und prüfte sie im Dämmerlicht. Die eingelegte Korallenperle blitzte; er hielt es für eine spiralige Schlange, aber die Einzelheiten waren in der Dämmerung nicht zu erkennen. »Nein, das habe ich auch noch nie gesehen. Aber soweit ich sehe, ist es eine fabelhafte Schnitzarbeit. Ich glaube nicht, daß es von einem Künstler des Rechten Wegs kommt, es sieht eher nach den Hohokam … vielleicht sogar nach den Feuerhunden aus.«
    Maisfaser kreuzte die Arme fest über der Brust. »Seit ich es gefunden habe, suchen mich dauernd seltsame Träume heim.«
    »Träume? Wovon?«
    Ein Schauer lief ihr über den Rücken, und sie knirschte mit den Zähnen, als wollte sie ihn unterdrücken. »Tanzende Dachse und Seen voller Blut… und eine… junge Frau.« Sie bannte ihn mit starrem Blick. »Was ist mit Wolkentanz geschehen? Ich muß das wissen!«
    Der Windjunge tobte und ließ ihr schwarzes Haar flattern.
    Eisenholz gab ihr die Schnitzerei zurück, die sie in ihr Beutelchen legte, welches sie hinter dem Kleid versteckte. Er sagte: »Sie ist ermordet worden, Maisfaser. Wolkentanz kam von Hirschkuhdorf zurück, und jemand fing sie ab, als sie von der Senke da hinten hinaufkletterte.« Er deutete auf den breiten, festgetretenen Pfad etwa zweihundert Handbreit weiter östlich. »Das ist der Hauptpfad, den die Gemachten und die Ersten Menschen benutzen. Es gibt noch einen anderen Pfad, etwa tausend Handbreit nach Osten, den die Sklaven benutzen. Wolkentanz kam über den Hauptpfad, und ihr Mörder packte sie, als sie von der Senke kam. Ich habe mir die Spuren selbst angesehen. Er war ein großer, ein schwerer Mann. Seine -«
    »Die Fußabdrücke tief im Sand eingegraben?«
    Er lächelte stolz. »Ja. Hat dich Palmlilie das gelehrt?«
    Sie nickte. »Dann war es also entweder ein schwerer Mann oder einer, der etwas Schweres trug. Wie einen Beutel? Oder eine -«
    »Ja. Irgendwas in dieser Art. Jedenfalls rannte Wolkentanz zur Senke zurück, und da wird ihr eingefallen sein, daß sie den andern Pfad, den Sklaven-Pfad, nehmen könnte, denn da lief sie hin. Mit großer Vorsicht. Sie ging durch den Graben und blieb häufig stehen.«
    »Und die Spuren oben am Hang? Was hat der Mann gemacht?«
    Eisenholz sah die Bilder auf seiner Seele: Spuren von Füßen, die sich drehten, die hüpften… »Er tanzte, Maisfaser. Ich kann es nicht erklären. Es schien wie eine Verhöhnung unserer frommen Gebräuche. Der Mörder hat offenbar unseren Glauben gehaßt… und die Thlatsinas und unsere Rituale. Wer würde es sonst wagen, sie zu verspotten?«
    »Jemand wie ein Feuerhund?«
    Eisenholz hob zweifelnd eine Hand. »Genauso hat es ausgesehen, Maisfaser. Ich habe den Verdacht, daß wir das glauben sollten… Aber die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Etwa fünfzig Handbreit vom Sklavenpfad entfernt fing Wolkentanz an zu rennen, offenbar um den Pfad zu erreichen, bevor ihr der Weg abgeschnitten wurde. Aber es gelang ihr nicht. Der Angreifer kam den Pfad herunter - tanzend! Was dann geschah, ist rätselhaft. Sie standen sich unten am Pfad gegenüber, nur zehn Handbreit voneinander entfernt, es scheint, sie haben miteinander gesprochen, oder er hat zu ihr gesprochen. Wolkentanz hat ängstliche Schritte gemacht, vor und zurück, ich habe über drei Dutzend ihrer Fußabdrücke gezählt. Aber der Angreifer stand ruhig da, breitbeinig. Dann wich Wolkentanz zurück und rannte zum Übergang, als wären zornige Erdgeister hinter ihr her. Der Angreifer folgte ihr langsam, wieder tanzend, sich drehend, hin und her hüpfend.«
    »Und da hat er sie getötet?«
    »Ja. Er kniete oben am Graben und schoß sie in den Rücken. Wolkentanz fiel auf die Knie, und er hockte sich direkt vor sie. Er benutzte etwas Scharfes, eine Pfeilspitze oder ein Messer, um ihr den Bauch aufzuschlitzen. Dann nahm er -«
    Maisfaser legte

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