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Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Titel: Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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verschmolzen. Eulen glitten über die Salbeisträucher, und die Schlucht warf ihre Rufe zurück. Die Abendfeuer von vierzehn Städten und über zweihundert kleinen Dörfern verliehen dem Canyon einen gespenstischen Schein und einen beißenden Geruch. Die massiven Felsen schienen zu wanken und zu tanzen.
    Eisenholz, der Kriegshäuptling von Krallenstadt, schritt innerhalb der Felsenhöhle auf und ab, ein tiefes Loch im steilen Sandsteinabhang; der glatte gelbbraune Überhang war nur eine Handbreit von seinem Kopf entfernt. Auf der Rückwand waren die Bilder der Spirale, der Abendleute und verschiedener Götter eingeritzt, die ihn beobachteten. Diese Felsenhöhle lag auf halber Strecke zwischen Krallenstadt und Kesselstadt. Wenn Eisenholz nach Osten schaute, sah er gerade noch die hängende Veranda, die an Kesselstadts zweitem Geschoß entlanglief. Doch in der Winterzeit, bei dieser Kälte, stand niemand dort.
    Ein aromatischer Windhauch zog über die Stoppeln des abgeernteten Maisfelds, über die kalte Erde, und fuhr unter den Rand seines roten Kriegerhemds. Eisenholz fröstelte. Er war ein kraftvoller, muskulöser Mann mit einem ovalen Gesicht und einer flachen Nase. Die Augenbrauen wölbten sich nicht über den Augen, wie bei den meisten Angehörigen des Bären-Clans, sondern gingen schräg nach oben, koboldartig. Er hatte fünfundvierzig Sommer gelebt, und sein pechschwarzes Haar war nun grau geworden. Er hatte es zu einem dicken Zopf geflochten, der ihm über den Rücken hing.
    Eisenholz schaute auf Nordlicht, der am Balken eines eingefallenen Dachs lehnend im Schatten saß. Nordlicht bewegte unruhig die Füße; Staub stieg von seinen Sandalen auf und setzte sich auf sein weißes Priesterhemd. In seinen Augen schien ein sonderbares Licht, als atmete Vater Sonne selbst in diesem hochgewachsenen, schlanken Körper. Eisenholz erschauerte. Und doch vertraute er diesem Mann - mehr als jedem anderen.
    »Die Gesegnete Sonne, Häuptling Krähenbart, liegt im Sterben«, sagte Eisenholz.
    Nordlicht preßte seine vollen Lippen zu einem dünnen Strich zusammen. »Vielleicht. Niemand kann das mit Sicherheit sagen. Er -«
    »Du weißt es.«
    »Nein«, berichtigte ihn Nordlicht, »ich glaube, daß er stirbt. Aber er hat uns früher schon so oft zum Narren gehalten, daß ich fürchte, er könnte uns abermals Lügen strafen.«
    »Ich bin mir auch nicht sicher, mein Freund.« Eisenholz sah unbehaglich auf die gemeißelten Götter, die hinter Nordlicht standen und sie zu beobachten schienen. »Aber wenn er wirklich stirbt, müssen wir schnell handeln.«
    Nordlicht legte sich die Finger an die Lippen. »Das kann ich nicht entscheiden, Eisenholz. Das ist deine Aufgabe.«
    »Ich weiß das, alter Freund. Ich bin heute noch genauso dafür verantwortlich wie vor fast sechzehn Sommern.«
    Nordlicht schaute auf und sah Eisenholz ernst in die Augen. Gegen den nachgedunkelten Sandstein hoben sich sein bleiches Gesicht und sein weißes Hemd grell ab. »Du glaubst also wirklich, daß das Kind in Gefahr ist?«
    »Ja.«
    »Heißt das, daß du an Verrat denkst?«
    Eisenholz mußte sich seine nächsten Worte genau überlegen. »Nein. Aber wenn die Gesegnete Sonne stirbt, haben wir keinen Grund mehr, das Kind zu verstecken. Und Krallenstadt mit seinen mächtigen Wällen und erfahrenen Kriegern ist zweifellos sicherer als ein kleines Dorf.«
    »Du willst das Kind in deiner Nähe haben, nicht wahr?«
    »Nordlicht, ich -«
    »Das war kein Tadel, Eisenholz. Nur eine Frage. Denn wenn das wirklich deine Absicht ist, ist Klugheit geboten. Und ich halte es nicht für klug, das Kind der einzigen Familie wegzunehmen -« »Das würde ich auch nicht tun.« Obwohl es genau das war, was er am liebsten getan hätte. Eisenholz kreuzte die muskulösen Arme über der Brust, als könnte er sein Herz schützen. »Ich habe daran gedacht, Verhüllt-Seinen-Schwanz, meinen Stellvertreter, ins Dorf zu schicken, mit irgendeiner Geschichte, wie wichtig es für mich ist, daß Palmlilie nach Krallenstadt zurückkehrt.« »Und du hoffst, daß er das Kind dann mitbringt?«
    »Ja, und das wird er auch sicher tun. Wenn ich ihm erzähle, daß die Mogollon wieder auf Raubzug sind und ich für die Sicherheit seiner Familie fürchte, dann wird er kommen.« Eisenholz fing wieder an, hin und her zu gehen; seine Yucca-Sandalen traten unhörbar auf den Staub der Felsenhöhle. Weit draußen in der Wüste jaulte ein Rudel Kojoten, erst einzeln, dann im Chor.
    »Aber Eisenholz, die Feuerhunde

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