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Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Titel: Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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zu bringen, dann würden sie sterben?«
    »Oder weggehen. Sind ja sowieso nicht mehr viele übrig von ihnen. Das wäre bald erreicht.« Die Ersten Menschen heirateten nur untereinander, und viele ihrer Kinder überlebten die ersten zwei Sommer nicht. Als Folge davon hatte sich ihre Zahl erheblich verringert. Die Gesegnete Nachtsonne, Ehrwürdige Mutter von Krallenstadt, und ihr Mann, die Gesegnete Sonne, hatten zwei Kinder, die noch lebten; die anderen waren alle gestorben. Der Sonnenseher, Nordlicht, hatte nie geheiratet, und so mancher von den anderen Ersten Menschen war auf geheimnisvolle Weise verschwunden. In den anderen dreizehn Städten im Canyon des Rechten Weges lebten vielleicht noch weitere dreihundert Erste Menschen.
    »Aber wenn sie alle sterben«, Zikade blickte unsicher zu Maisfaser hinüber, »wie sollen wir dann unseren Weg ins Jenseits finden?«
    »Wir folgen einfach der Nordstraße zum Sipapu und fahren von dort in die Unterwelten. Wir kommen schon hin.«
    Weil die Ersten Menschen durch die Unterwelten hochgekommen waren, kannten sie - und nur sie allein - den richtigen Weg zum Land der Vorväter. Die Legenden besagten, daß unvorstellbare Gefahren, Fallen und Schlingen und bizarre, halb menschliche Kreaturen nur auf die ahnungslose Seele warteten, um sie zu vernichten. Doch zum Glück kannten die Ersten Menschen jede Falle und jedes sichere Versteck und waren auch bereit, ihr geheimes Wissen für einen Gegenwert mit anderen zu teilen.
    »Wir sollten sie vielleicht doch nicht verhungern lassen«, sagte Zikade. »Ich möchte gern meine Eltern wiedersehen. Außerdem, glaube ich, braucht man viel Macht, um sie verhungern zu lassen. Und wie du gesagt hast: Krähenbart hat Leichenpulver in seiner Kammer. Wir wollen uns doch nicht zur Strafe verhexen lassen?«
    Maisfaser schlug wieder auf eine neue Handvoll Mehl ein. Rosiges Mehl schwebte um ihr Gesicht herum. »Eine richtige Hexe, die könnte ihn schlagen.«
    »Vielleicht.« Ein Lächeln breitete sich über das runde Gesicht von Zikade. Mit einem Finger schob sie das rote Stirnband höher und zeichnete einen roten Mehlstreifen auf ihre Stirn. »Das wäre doch toll, wenn man da zugucken könnte. Hexen, die sich gegenseitig verfluchen und mit Leichenpulver überschütten. Ich gäbe einen Grünen-Mesa-Topf, um das zu sehen.«
    Maisfaser schaute abwesend nach Osten in Richtung auf die Clans der Grünen Mesa. »Du hast doch keinen Grünen-Mesa-Topf!«
    »Den hat niemand.«
    »Doch, ein paar von den Ersten Menschen. Sie bekommen sie im Austausch gegen diese kleinen Türkis-Figürchen, die die Seelen in das Land der Ahnen hinabführen.«
    »Prima«, sagte Zikade. »Ich muß ein Figürchen stehlen, um einen Topf zu bekommen, und dann kann ich für das Schauspiel zahlen, wie Hexen sich gegenseitig umbringen.«
    Maisfaser lächelte, ergriff die schwarzweiße Schale mit dem grob gemahlenen Mais und stand auf. »Ich will das mal heiß machen.«
    »Ich komme mit.« Zikade sprang auf die Füße und starrte Maisfaser mit großen Augen an. »Nach all dem Gerede von Hexen bleibe ich doch nicht allein hier sitzen. Wenn mich nun so ein Hexer in den Büschen beobachtet hat? Wenn der mir eine Hexenpille in den Mund schießt, bin ich tot.« Maisfaser schaute düster auf die roten Hügel, wo Vögel zwitscherten und durchsichtige Insektenflügel in der Sonne glitzerten. Eine Nachtschwalbe segelte über eine Reihe hochgekippter Sandstein-Platten hinweg und verschwand in einer Feigenkaktuskolonie.
    »Da ist niemand zu sehen«, sagte Maisfaser und ging los, über die Plaza - mit raschem Schritt. Für alle Fälle.
    Zikade trabte an ihrer Seite und reckte sich den Hals aus, damit ihr nichts entging, was sich außerhalb der Mauern von Lanzenblattdorf bewegte.

5. K APITEL
    Als die Sonne hinter der fernen Mesa versank, schössen glühende rote Strahlen, Speeren gleich, über den Horizont, durchbohrten die Herzen der Wolkenleute, die gemächlich über die Himmelswelten dahintrieben, und verwandelten sie in feurige Tiere. Im Süden schimmerte der höchste Gipfel des Morgenstern-Bergs karminrot. Schatten liefen über die welligen Hügel rings um den heiligen Berg. Als das Licht schwächer wurde, suchten sich die Vögel Ruheplätze auf den Kakteen und kahlen Buschzweigen, das Gefieder gegen die Kälte gesträubt.
    Kreuzdorn zog sich die rot-schwarze Decke über die Brust hoch. Er hatte sein Lager in einem duftenden Wacholderhain an einem Hang aufgeschlagen. Schwache Spuren des blauen

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