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Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille

Titel: Vorzeitsaga 08 - Das Volk der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gear & Gear
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Kleides ab und schaute nach links auf Maisfaser und Vogelkind. Die Kinder schliefen unter bunt gefärbten Decken. Von Maisfaser war nur die Stirn zu sehen, aber Vogelkind hatte die meisten seiner Decken abgeworfen. Distel lauschte den ruhigen Atemzügen, und diese Ruhe milderte ihre Ängste. Vom Holzstapel neben der von Steinplatten eingefaßten Feuergrube nahm sie den Astknorren einer Kiefer und legte ihn auf die Glut. Die Flammen prasselten, und Funken sprühten hinauf zum Rauchloch im Dach.
    Sie blickte sich in dem kleinen Haus um, viermal eine Körperlänge lang und breit. Sie hatten es aus Sandstein gebaut und die Innen- und Außenwände mit weißem Lehm verputzt, den sie den ganzen Weg vom heiligen See im Süden hergebracht hatten. Ein kleines Fenster mit Ledervorhang war in die Rückwand eingelassen. Vor ihr, auf beiden Seiten der Tür, stand ein schwarzer langhalsiger Wasserkrug in einer Reihe mit mehreren einfachen Töpfen, die rotes, gelbes, weißes und blaues Maismehl sowie verschiedene Heilkräuter enthielten. Sie und Palmlilie hatten sie auf einer Wanderung nach Süden gesammelt, an einem schönen Frühlingsmorgen, unter Lachen und zärtlichen Berührungen: Königskerzen gegen Herzbeschwerden, Schraubenbohnen gegen Magenweh, Feigenkaktuspolster für ziehende Umschläge bei Prellungen und Brandwunden, Yucca-Wurzeln, um die Schmerzen bei Gicht zu lindern, und Beifußblätter, um Fehlgeburten herbeizuführen. Ein Kranz von Skalpen hing im Kreis um Palmlilies Waffen herum, den Bogen, zwei Knochen-Dolche und ein langes Obsidian-Messer an der Wand zu ihrer Rechten über ihrem Bett. Die Seelen der abgezogenen Kopfhäute von Feinden verwandelten sich in Wasser- und Samenwesen und verliehen dem tapferen Krieger, der sie im Kampf gewonnen hatte, ein langes Leben und große Geisteskraft. Ein flacher Korb mit Steinwerkzeugen und ein Topf voller getrockneter Wacholderbeeren standen rechts von ihr. In starkem Tee aufgebrüht, tröpfelte der Geist der Beeren in die Seele eines Menschen und wehrte den Einfluß von Hexen ab. Seit kurzem benutzte sie die Beeren häufiger. Es gab Gerüchte, daß das ganze Dorf sich der Hexerei zugewandt hätte, um sich vor dem Ehrgeiz der Ersten Menschen in Krallenstadt zu schützen - besonders vor dem machtvollen Priester Nordlicht und dem schrecklichen Krähenbart.
    Distel fuhr sich nervös mit der Zunge über die Lippen. Ihr Blick schweifte nach rechts. Am Fuß ihres Bettes stand ein großer, fein bemalter Topf mit einem keramischen Deckel, den ein schwerer Stein beschwerte. Der Topf enthielt ungewöhnliche Handelsware: rote und grüne Papageienfedern, Jett- und Türkis-Schmuck, Muscheln, die den weiten Weg vom Großen Ozean hinter sich hatten, zwei Flöten, aus den Schenkelknochen großer Katzen gefertigt, und sechs fein geschnitzte Statuen - fremdartige Götter mit langen Zähnen und hervorquellenden Augen. Die Figuren hatte ihnen Häuptling Krähenbart, die Gesegnete Sonne der Krallenstadt, geschenkt, und weder sie noch Palmlilie hätten sie ablehnen können. Sie jagten ihr immer noch Angst ein. Wenn Distel es am wenigsten erwartete, würden die Geister der Statuen plötzlich erwachen und Macht in ihre Adern einschießen lassen wie geschmolzenen Fels. Sie war keine Geistträumerin, nicht einmal jemand, der sich nach Visionen sehnte, folglich mußte ihr der Sinn der Botschaft dieser Götter entgehen. Sie wußte nur, daß auch sie die Zukunft fürchteten.
    Die Schritte verhielten vor der Tür Eine sanfte Stimme sagte: »Du solltest nicht mehr wach sein, mein Weib. Die Abendleute sind von der Dämmerung fast bis zum Morgengrauen gewandert. Ich habe doch gesagt, du solltest -« »Und ich habe dich gebeten, nicht zu dem Treffen zu gehen!« Sie sprang auf und stellte sich neben das Lager der Kinder.
    Palmlilie zog den Hirschledervorhang zurück, duckte sich unter der niedrigen Tür hindurch und trat ein. Er hatte ein schmales Gesicht mit einer Knollennase und Augen in der Farbe alter Zedernrinde, ein seltsames Graubraun, das im Feuerschein glitzerte. Das lange schwarze Haar hing ihm locker über die Schultern. Obwohl er nur dreiunddreißig Sommer erlebt hatte, war seine Stirn schon zerfurcht, und kleine gewundene Falten gingen von seinen Augenwinkeln aus. Eine schöne blaue Decke hing ihm über die Schultern. Darunter trug er ein langes rot-schwarz gestreiftes Hemd bis unter die Knie. »Es tut mir leid, daß die Versammlung so lange gedauert hat«, sagte er entschuldigend. »Du hast dir

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